Anna Seghers' Roman "Transit" ist ein klassisches Beispiel deutscher Exilliteratur, die unter besonderen Bedingungen entstand: Durch die ständige Ausweitung des nationalsozialistischen Machtbereichs im Zweiten Weltkrieg war der "sichere Hafen" des Exils von Tag zu Tag bedroht, jedes Exil nur Durchgangsstation zur nächsten Flucht. Diese Dynamik eignet sich auch Christian Petzolds moderne, gleichnamige Zum Inhalt: Verfilmung des Romans an. Für die Flüchtenden bedeutet sie die Angst vor Verhaftung, Warten auf Ausreisevisa oder die nächste Passage, Heimatlosigkeit und Identitätsverlust. Es sind die typischen Handlungsmotive von Filmen über das Exil. Unter diese Kategorie lassen sich zahlreiche, auch zeitgenössische Werke fassen – im Unterschied zum sogenannten "Exilfilm", der per Definition überwiegend von Emigranten/-innen im fremdsprachigen Exil geschaffene Filme aus der Zeit von 1933 bis etwa 1950 bezeichnet.

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Casablanca: Wartesaal der Exilanten

Im berühmten Kult- und Zum Inhalt: Propagandafilm Zum Filmarchiv: "Casablanca" kam beides zusammen. Die internationale Besetzung setzte sich fast vollständig aus Exilanten und Exilantinnen zusammen, der Regisseur Michael Curtiz selbst war aus Ungarn geflohen. Ihre Schicksale glichen denen der Figuren, die im nordafrikanischen Casablanca um ihre Weiterreise bangen. In "Rick's Café Americain" knüpfen sie Kontakte, warten auf Transitvisa und verspielen dabei oft ihr ganzes Geld. Sie sind jüdischer Herkunft, geflohene Widerstandskämpfer/-innen oder gestrandete Existenzen wie der Cafébetreiber Rick Blaine, der sich im Besitz wertvoller Transitdokumente befindet. Gespielt von Hollywoodstar Humphrey Bogart überwindet er im Lauf des Films seinen geschäftstüchtigen Zynismus und unterstützt die Sache des Widerstands – ein klares Plädoyer für die Kriegsbeteiligung der lange zögerlichen USA. Ebenso propagandistisch effektvoll: die legendäre Schlacht der Hymnen, als die Gäste von "Rick's Café" das von den bereits anwesenden Nationalsozialisten intonierte Lied "Wacht am Rhein" mit der Marseillaise niedersingen. Beim Dreh der Szene standen mehreren Beteiligten angeblich Tränen in den Augen: Einige realisierten erst jetzt, dass sie alle Emigranten/-innen waren. Das laute Gewirr von Sprachen und Akzenten verschafft der Abenteuerromanze, die ansonsten geschickt mit Stereotypen hantiert, eine fast unheimliche Authentizität.

Einem früheren Exilfilm war diese durchschlagende Wirkung noch verwehrt. "So Ends Our Night" (USA 1941, R: John Chromwell) gilt als erster Film, der sich den besonderen Problemen von Staatenlosen widmete. Mit Zum Inhalt: Handlungsorten wie Wien, Prag und Paris verzeichnete er zudem eine Exilroute, die vielen Filmschaffenden vertraut war. Anders als in Petzolds Zum Filmarchiv: "Transit" oder "Casablanca" werden die Fluchthintergründe durch Zum Inhalt: Rückblenden exakt dargelegt: Eine junge Jüdin musste ihre Verlobung lösen und ein Medizinstudium abbrechen; der Mann, in den sie sich verliebt, floh als Sohn einer jüdischen Mutter; ein Widerstandskämpfer, gerade erst aus dem Vernichtungslager geflohen, wird von der Gestapo verfolgt. Die Verfilmung eines Romans von Erich-Maria Remarque zeigt somit auch ein Bild des damals aktuellen Deutschlands und lässt sich damit ebenso dem Zum Inhalt: Exilgenre "Anti-Nazi-Film" zuordnen. Ein überaus prominentes Beispiel dafür ist der später, aber immer noch zu Kriegszeiten entstandene "Das siebte Kreuz" (USA 1944, R: Fred Zinnemann), nach einem weiteren Roman von Anna Seghers: Sieben Entflohene eines Konzentrationslagers werden nach und nach eingefangen und mit dem Tode bestraft. Nur einem von ihnen, gespielt von Spencer Tracey, gelingt die Flucht nach Holland. Der Appell an humanistische Werte und selbstlose Hilfe auch unter Gefahr erfolgte, wie bei "Casablanca" , unter Teilnahme zahlreicher, vor dem NS-Regime geflüchteter Darsteller wie Bertolt Brechts Ehefrau Helene Weigel, Felix Bressart, Alexander Granach und nicht zuletzt Regisseur Fred Zinnemann.

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Die verlorene Heimat

Zuletzt haben sich auch neuere Filme des Themas Exil angenommen. In Zum Filmarchiv: "Ein Sack voll Murmeln" fliehen zwei jüdische Brüder aus Paris ins unbesetzte Südfrankreich. Mithilfe eines Priesters gelangen die Jungen an gefälschte Papiere, die sie als Christen ausweisen. Zum Filmarchiv: "Vor der Morgenröte" illustriert die Fluchtgeschichte des österreichischen Schriftstellers Stefan Zweig, Zeit- und Leidensgenosse von Seghers und Remarque, dessen strapaziöse Flucht über den halben Globus nach Brasilien 1942 in Selbstmord endet. Eine kosmopolitische Existenz als gefeierter Literaturstar, in allen Weltsprachen bewandert, kann ihm die verlorene Heimat nicht ersetzen. Einen interessanten retrospektiven Blick auf das Thema Exil liefert das Zum Inhalt: Biopic . Gezeigt wird das Leben der aus Deutschland geflohenen jüdischen Philosophin in ihrem New Yorker Exil nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit ihren umstrittenen Thesen zum Holocaust und einem Besuch in der einstigen Heimat stößt sie ihren Bekanntenkreis vor den Kopf. Das schwierige Verhältnis zum Herkunftsland wird hier besonders klar formuliert.

Gibt es positive Seiten des Exils?

Einen ganz anderen und den sicher populärsten Zugang wählte Jahre zuvor der deutsche Oscar®-Gewinner . Im Jahre 1938 flieht die jüdische Familie Redlich nach Kenia. Vor traumhaften Landschaftsbildern sieht sie sich mit den klassischen Exilproblemen konfrontiert: Sprachschwierigkeiten, der Zusammenprall von Kulturen und Lebensweisen, die notwendige Anpassung an ein fremdes Land. Während sich die Tochter Regina Land und Leuten unvoreingenommen nähert und Freundschaften schließt, hält Mutter Jette an kolonialistischen Vorstellungen fest und kann die aus ihrer Sicht primitiven Lebensverhältnisse kaum akzeptieren. Auch ihr Verhältnis zur alten Heimat bleibt lange Zeit naiv: Erst die Nachrichten über das furchtbare Schicksal der jüdischen Angehörigen daheim öffnen ihr die Augen für die Realitäten im nationalsozialistischen Deutschland. Dennoch entschließt sich die Familie 1947 zur Rückkehr. Nach Flucht und Exil bringt die "Re-Migration" den Verlust einer weiteren, inzwischen lieb gewonnen Heimat.

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Diese Betonung der positiven oder "produktiven" Aspekte des Exils stellt eine Ausnahme dar. Einen weiteren, zumindest kuriosen Sonderfall bietet indes eine andere Seghers-Verfilmung. Im DDR-Fernsehfilm "Die große Reise der Agathe Schweigert" (1972, R: Joachim Kunert), angelehnt an eine Kurzerzählung, macht sich eine brave deutsche Mutter auf die Suche nach ihrem Sohn. Statt in Paris zu studieren, kämpft er im Spanischen Bürgerkrieg. Die ideologische Färbung des Films erzeugt schon fast subversive Effektive: Das für die DDR-Bevölkerung unerreichbare Westeuropa erscheint als Postkartenidyll voller freundlicher Menschen, die Agathes Suche unterstützen. Die faschistischen Truppen General Francos sind hingegen nirgends zu sehen. Dennoch begreift die Titelheldin, nach dem Tod ihres Sohnes, die Notwendigkeit des antifaschistischen Kampfes und geht – wie Anna Seghers – ins mexikanische Asyl.

Das Grundrecht auf Asyl – eine Lektion der Geschichte

Wie selbst dieses Beispiel zeigt, geschieht der Rückblick auf diese ferne Zeit nie nur zum Selbstzweck. Gerade in den neueren Filmen zum Exil spiegeln sich auch immer aktuelle Diskurse zu Migration und Asyl. Hilfe wird gewährt oder unterlassen; die Loyalität der Fremden zum Aufnahmeland steht unter ständigem Verdacht. Jettes anfänglicher Rassismus gegenüber der indigenen Bevölkerung in "Nirgendwo in Afrika" ("Du musst schon Deutsch lernen, wenn du mit mir reden willst!") kehrt die Verhältnisse geradezu um – gezeigt wird, was Menschen nichteuropäischer Herkunft in Europa widerfährt. So ist die Notwendigkeit von humanitärer Hilfe und Anteilnahme gegenüber heutigen Geflüchteten die logische Lektion dieser Filme. Das Grundrecht auf Asyl resultiert aus den konkreten Erfahrungen, die in einer Zeit gemacht wurden, als die individuelle Freiheit bedroht und Solidarität unter den Völkern nicht mehr war als ein Fremdwort.

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