Casablanca 1941. Während des Zweiten Weltkriegs ist die marokkanische Stadt ein internationales Sammelbecken für politisch Verfolgte, Ganoven, Faschisten und Abenteuerlustige. Allabendlich trifft man sich im Café Américain, das dem Amerikaner Rick Blaine gehört. In diesem Halbweltmilieu begegnet der zynische Einzelgänger Rick der Liebe seines Lebens nach Jahren der Trennung wieder. Ilsa Lund ist gemeinsam mit ihrem Mann, dem tschechischen Widerstandskämpfer Victor Laszlo, auf der Flucht vor der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) der Nationalsozialisten. Verzweifelt bittet sie ihren ehemaligen Liebhaber, ihr und Victor Ausreisevisa zu beschaffen, um in die USA emigrieren zu können. Aber Rick ist noch immer gekränkt, weil Ilsa ihn einst verließ. Zudem befürchtet er, sich die Gestapo zum Feind zu machen und weigert sich zunächst, den Laszlos zu helfen. Doch dann flammen die Gefühle zwischen Ilsa und Rick mit neuer Leidenschaft auf.

Noch heute, fast 55 Jahre nach seiner Uraufführung im November 1942, genießt "Casablanca" den unbestrittenen Status eines Kultfilms. Anspielungsreiche Pointen und Dialogfragmente wie "Ich schau dir in die Augen, Kleines" (eine freie Übersetzung des Trinkspruchs: "Here’s looking at you, kid") haben sich in unser kulturelles Gedächtnis und in unseren Sprachgebrauch eingeschrieben. Doch es war nicht allein das anrührende und von Humphrey Bogart und Ingrid Bergman mit großer Intensität verkörperte Liebesmelodram, das die dauerhafte Anteilnahme eines Publikums sicherte. Als anti-nationalsozialistischer Propagandafilm während des Zweiten Weltkriegs produziert, spiegelt sich in der Wandlung des zynischen, sich selbst genügenden Egoisten Rick Blaine hin zum opferbereiten politisch Handelnden eine entscheidende Wende der realen amerikanischen Außenpolitik: 1941 hatten die Vereinigten Staaten mit dem Kriegseintritt ihre Haltung politischer Neutralität und selbst gewählter Isolation vom europäisch-japanischen Kriegsgeschehen beendet. Zeitgleich mit dem Abschluss der "Konferenz von Casablanca", auf der unter anderem die "bedingungslose Kapitulation" Deutschlands als Kriegsziel formuliert wurde, kam "Casablanca" zwei Monate nach der Premiere auf die US-amerikanischen Kinoleinwände. Und in noch einer weiteren Hinsicht ist die Romanze in Schwarzweiß ein vielsagendes, wenn auch bitteres Zeitdokument: Auf der Besetzungsliste des Films finden sich zahlreiche vor den Nationalsozialisten nach Amerika geflohene Schauspieler. Peter Lorre, Conrad Veidt, Paul Henreid oder Curt Bois spielen in diesem Film, der die Ungewissheit vieler Menschen über ihr persönliches Schicksal und den weiteren Kriegsverlauf zum Thema hat, die Flüchtlinge und SS-Schergen aus Deutschland.

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