"Ich will lieber Bilder machen, als ein Bild zu sein": "Die Fotografin" erzählt die Geschichte der US-Künstlerin und Fotojournalistin Lee Miller, die in den 1920er-Jahren als Fotomodell und Muse der Pariser Avantgarde bekannt wurde, bevor sie sich selbst der Fotografie zuwandte. Als in Europa der Zweite Weltkrieg ausbricht, übernimmt sie zunächst in London die Kriegsberichterstattung für die Modezeitschrift Vogue. Doch es drängt sie, noch mehr zu tun: Obwohl ihr die journalistische Arbeit an der Front als Frau zunächst verwehrt bleibt, gelingt es ihr schließlich, als Fotoreporterin in die Normandie zu reisen, wo sie die grausame Realität des Kriegs mit der Kamera festhält. In den letzten Kriegstagen berichtet sie als eine der ersten aus den befreiten Konzentrationslagern Buchenwald und Dachau und setzt sich dafür ein, die NS-Verbrechen an die Öffentlichkeit zu bringen. Auch Miller selbst lassen die Bilder bis an ihr Lebensende nicht los.

Lee Miller wird als eine Frau porträtiert, die stets das Außergewöhnliche sucht. Allerdings gelingt es Ellen Kuras in ihrem Spielfilmdebüt "Die Fotografin" nicht ganz, die rastlose Energie und Unangepasstheit der Titelfigur auf der filmischen Ebene einzufangen. Stattdessen setzt die Regisseurin auf konventionelle Erzählmuster eines klassischen Zum Inhalt: Biopics: Die größtenteils statischen, oft in Halbtotalen (Glossar: Zum Inhalt: Einstellungsgrößen) gefilmten Bilder scheinen vor allem der Informationsvermittlung zu dienen. Positiv fällt dagegen auf, wie durch Lichtsetzung (Glossar: Zum Inhalt: Licht und Lichtgestaltung) und Zum Inhalt: Farbgestaltung der schleichende Übergang von den unbeschwerten Vorkriegsjahren in den Zweiten Weltkrieg inszeniert wird. Gerahmt wird die Erzählung der Kriegsjahre von einem Gespräch, das Miller im Jahr 1977 mit einem Journalisten führt. Ihr scharfzüngiges und oft selbstironisches Zum Inhalt: Voiceover führt durch den Film: Auch dank Kate Winslets starken Zum Inhalt: Schauspiels gelingt es dadurch trotzdem, einen Eindruck von Millers Persönlichkeit und ihrem beeindruckenden fotografischen Werk zu erlangen.

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"Die Fotografin" wirft vor allem im Geschichts- oder Politikunterricht Fragen zur Rolle von Bildern in der Erinnerungskultur und zur Ethik des Zeigens oder Nichtzeigens auf. So setzt sich Lee Miller dafür ein, dass ihre Fotografien aus den Vernichtungslagern in der britischen Vogue veröffentlicht werden, obwohl der Verlag sich querstellt: Die Menschen müssten, so die Fotografin, das Grauen mit eigenen Augen sehen, um es zu begreifen. Gleichzeitig muss sich der Film selbst zur Frage um die Darstellbarkeit der Shoah positionieren, die von Filmemacher/-innen und Historiker/-innen schon seit Jahrzehnten kritisch diskutiert wird. Anders als etwa Jonathan Glazers Zum Inhalt: The Zone of Interest (GB/PL/USA 2023) fügt "Die Fotografin" dieser Debatte nichts hinzu, sondern reinszeniert historische Geschehnisse im typischen Hollywood-Stil. Gewaltsame Bilder von Ermordeten und Inhaftierten der Vernichtungslager werden zeitweise fast zur Hintergrundkulisse, was sowohl auf inhaltlicher wie auf filmästhetischer Ebene im Unterricht analysiert und diskutiert werden sollte. Millers spezifische Erfahrungen als Kriegsreporterin bieten sich ebenfalls für eine Auseinandersetzung an. Während ihr Zugänge aufgrund ihres Geschlechts verwehrt bleiben – als Frau darf sie beispielsweise nicht an den Presse-Briefings der Armee teilnehmen –, hat sie zu anderen Motiven gerade Zugang, weil sie eine Frau ist. Davon ausgehend können Schüler/-innen etwa im Kunstunterricht nicht nur die Biografien weiterer Kriegsfotografinnen erforschen, sondern auch diskutieren, weshalb und in welchen Kontexten Vielfalt hinter der Kamera von Bedeutung ist.

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