Der neunjährige Hans-Peter wächst Anfang der 1970er-Jahre mit seiner Mutter Margret, dem Vater Heinz und seinem älteren Bruder Matthes im beschaulichen Recklinghausen am Rande des Ruhrgebiets auf. Dass er etwas korpulenter als andere Kinder ist, kümmert den fröhlichen Jungen wenig. Liebend gern bringt er seine gesellige Verwandtschaft mit lustigen Darbietungen zum Lachen, wenn diese zum Karneval oder zu seiner Kommunion zusammenkommt. Vorlagen für Parodien findet der Junge im Krämerladen von Oma Änne, wo er die Spleens der tratschenden Erwachsenen beobachtet, um sie hinterher pointiert nachzuahmen.

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Hans-Peters früh erkanntes Talent erhält eine neue Relevanz, als seine Mutter nach einer Nebenhöhlen-Operation den Geschmacks- und Geruchssinn verliert. Während Heinz als Tischler oft wochenlang "auf Montage" ist, fühlt sich Margret zu Hause überfordert und erleidet eine schwere Depression. Um das Gemüt der Mutter, die nun oft grübelnd in der Küche sitzt, wenigstens phasenweise aufzuhellen, verfeinert Hans-Peter seine humoristische Begabung. Doch Margrets Zustand verschlechtert sich weiter. Sie schluckt eine Überdosis Schlaftabletten, fällt ins Koma, während Hans-Peter neben ihr im Bett liegt, und stirbt wenig später im Krankenhaus.

Anekdotische Kindheitsbiografie eines Komikers

Über das Kindheitstrauma schrieb der Entertainer Hape Kerkeling 2014 den autobiographischen Bestseller Der Junge muss an die frische Luft – Meine Kindheit und ich, den die Regisseurin Caroline Link nun verfilmt hat. Das Zum Inhalt: Drehbuch der Zum Inhalt: Filmadaption stammt von der Autorin Ruth Toma, die den Wirtschaftswunder-Ruhrpott bereits im Skript zu Fatih Akins Familienchronik mit viel Zeit- und Lokalkolorit schilderte. Mit ruhrdeutschem Regiolekt und der nostalgischen Zum Inhalt: Ausstattung blickt "Der Junge muss an die frische Luft" wie durch ein Schaufenster in die frühen 1970er-Jahre, als das heute strukturschwache Ruhrgebiet noch ein Rückgrat der westdeutschen Wirtschaft bildete.

Das anekdotisch erzählte Kindheits- Zum Inhalt: Biopic erzählt aus der Perspektive des heranwachsenden Protagonisten, spielt aber mit dem geteilten Wissen um die spätere Karriere von Hape Kerkeling. Besonders deutlich wird das, wenn Hans-Peters Fastnachtsverkleidung als Prinzessin an Kerkelings Kultauftritt als Königin Beatrix erinnert oder der Junge bei einer Schulaufführung die Kunstfigur Horst Schlämmer vorwegzunehmen scheint, die der Unterhaltungskünstler ab 2005 publikumswirksam als schmierigen Lokaljournalisten inszenierte. Im Kontext der psychischen Krankheit der Mutter erscheint die Ausbildung des Komikertalents im Film als kindlich-verzweifeltes Bemühen, die familiäre Harmonie zu bewahren.

Eine prominent besetzte Ruhrpott-Familie

Dass der trauernde und unter Schock stehende Junge seinen Halt im Leben nicht verliert, liegt zum Großteil an einem – im Film wie im Buch – warmherzig gezeichneten Familienumfeld. Die herzlichen Tanten, Onkels und Großeltern geben dem Kind ein Beispiel von Gutherzigkeit und Heiterkeit, ohne das Unglück dabei kleinzureden. Zudem bilden die erwachsenen Verwandten einen Querschnitt durch die Gesellschaft, was sie als Testpublikum für Hans-Peters Sketche prädestiniert: Wenn vom lautstarken Onkel bis zur frommen Nonne alle lachen, trifft sein Humor anscheinend einen Nerv.

Das prominente Ensemble um Luise Heyer, Ursula Werner und Joachim Król stellt die Familienmitglieder mit ihren schrulligen Eigenheiten lebendig dar. Eine ausgesprochen glückliche Casting-Entscheidung ist auch die Besetzung des Nachwuchsdarstellers Julius Weckauf in der Hauptrolle. Der 2007 geborene Weckauf sieht dem realen Hape Kerkeling durchaus ähnlich und vermittelt nicht nur die Lebensfreude, sondern auch die seelische Verletzung des Kindes glaubhaft. Gerade als Leinwanddebüt ist Weckaufs facettenreiche Performance beeindruckend.

Tragik und Komik aus Perspektive des Kindes

Zum Inhalt: Inszenatorisch wendet Caroline Link erprobte Strategien des konventionellen Erzählkinos an, darunter ein Biopic-typischer Zum Inhalt: Voice-Over-Kommentar, der umfangreich in Hans-Peters Lebensumstände einleitet, und der häufige Einsatz von Niki Reisers Zum Inhalt: Filmscore, der die Wirkung der heiteren und traurigen Momente potenziert. Die filmische Umsetzung aus der Sicht des Kindes zeigt sich insbesondere beim dramatischen Höhepunkt des Films, dem Suizid der Mutter: Als Hans-Peters Vater frühmorgens von der Nachtschicht nach Hause kommt und seine reglos im Bett liegende Frau vorfindet, schickt er den Sohn aufs Zimmer. Während draußen Hektik ausbricht und die Feuerwehr anrückt, bleibt die Kamera konsequent bei Hans-Peter, der die Aktionen der Erwachsenen lediglich durch das Milchglas der Kinderzimmertür und per Blick aus dem Fenster mitbekommt.

Vom Schlussakkord abgesehen, der mit einem Zum Inhalt: Cameo-Auftritt von Hape Kerkeling ein wenig pathetisch die "Moral der Geschichte" ausbuchstabiert, hält Caroline Link gekonnt die Balance zwischen Tragischem und Komischem. Einerseits werden die schweren Themen Krankheit, Tod und Trauer mit dem nötigen Ernst verhandelt, andererseits lockert die Fantasie und Unbekümmertheit der Hauptfigur die Schilderung der lebensprägenden Tragödie auf. So gelingt eine tragikomische Filmbiografie, die den Beginn von Kerkelings Unterhaltungskarriere bei seinen familiären Wurzeln verortet – damals, im Pott.

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