Wichtiger Hinweis:

Bildungsrelevant, weil der Film eine Geschichte von Selbstermächtigung im Kontext von Machtmissbrauch im Sport erzählt und mit seiner Gestaltung zum genauen Zuhören und Zuschauen auffordert.

Die Geschichte: Selbstfindung einer jungen Sportlerin


Julie zählt zu den besten Nachwuchsspielerinnen des belgischen Tennisverbands. Diszipliniert trainiert sie für die nächsten Spiele, bereitet sich auf eine anstehende Kadernominierung vor. Als sich eine Vereinskollegin das Leben nimmt und daraufhin Julies langjähriger Trainer Jérémy suspendiert wird, gerät nicht nur ihr Trainingsalltag ins Wanken. Die Spieler/-innen sollen vor einer Untersuchungskommission aussagen. Doch Julie schweigt – anfangs, weil sie von der Aufarbeitung eigener Erfahrungen mit dem Trainer überfordert ist, dann, weil sie sich den an sie gestellten Erwartungen nicht beugen will, und schließlich als Ausdruck von Selbstbestimmung. Ihr Schweigen erhöht den Druck auf ihr Umfeld ebenso wie auf sie selbst. Julie aber kämpft beharrlich weiter. Sie findet Halt in alltäglichen Momenten, Raum für Freundschaften neben dem Sport und allmählich immer mehr zu sich selbst. Wann es an der Zeit ist zu sprechen, entscheidet sie ganz allein.

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Filmische Umsetzung: im Leisen ganz laut

Das Spielfilmdebüt von Leonardo van Dijl ist ein zurückhaltender und packender Film über Hierarchiestrukturen und Erwachsenwerden im Leistungssport. Mit vielen Zwischentönen und einer präzisen Zum Inhalt: Inszenierung erzählt er von der Befreiung einer jungen Sportlerin aus missbräuchlichen Machtstrukturen: Gedreht wurde auf 35mm (Glossar: Zum Inhalt: Filmformate), überwiegend mit Laiendarsteller-/innen, in sorgfältigen Zum Inhalt: Bildkompositionen. Immer wieder stellen wenig ausgeleuchtete Zum Inhalt: Szenen – teilweise gar ins Gegenlicht (Glossar: Zum Inhalt: Licht und Lichtgestaltung) gesetzt – Konturen und Umrisse heraus oder heben Graustufen hervor. Um zu erfassen, was in Julie vorgeht, ist genaues Hinschauen und Hinhören von Bedeutung. Vorschnellen Deutungen verwehrt sich der Film bewusst. So entfaltet sich in den ruhigen bis statischen Kameraeinstellungen (Glossar: Zum Inhalt: Kamerabewegungen) zwischen Bewegung auf dem Platz und Innehalten abseits davon, zwischen Gesagtem und Nicht-Auserzähltem Julies innerer Prozess zu neuer Handlungsfähigkeit. Ein leiser und umso wirkmächtigerer Beitrag im oft lauten Stimmenwirrwarr um Missbrauchsdebatten.

Thema: Machtverhältnisse und Missbrauch im Sport

Einfühlsam erzählt "Julie bleibt still" von Macht und Missbrauch im Sport und dem großen Druck, dem junge Sportler-/innen in einem von Regeln und Hierarchien geprägten System ausgesetzt sind. Der Film zeigt auf subtile Weise, wie Julie mit ihren eigenen Emotionen und der schwierigen Situation umgeht und klagt dabei nicht Einzelne an, sondern fordert die Gesellschaft als Ganzes heraus, Verantwortung zu übernehmen, damit sich junge Menschen im Sport – wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen – in Sicherheit entwickeln und für sich einstehen können.

Fragen für ein Filmgespräch

  • Was glaubt ihr: Warum will Julie anfangs nicht über ihre Erfahrungen mit Jérémy sprechen und wieso bricht sie ihr Schweigen schließlich?

  • In welchen Szenen erscheint Julie stark, in welchen eher schwach? Wie denkt ihr, fühlt sich Julie selbst in diesen Momenten? Begründet mit ausgewählten Szenen.

  • Der Film hat ein offenes Ende, das einen Neuanfang symbolisiert: Was denkt ihr, folgt auf das letzte Bild? Wie könnte es für Julie weitergehen?

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