Wichtiger Hinweis:

Bildungsrelevant, weil "Toxic" zeigt, wie gefährlich es sein kann, wenn schon junge Mädchen lernen, ihren Körper als Währung zu begreifen und von Erwachsenen dabei wenig Schutz erfahren.

Die Geschichte: litauische Teenagerinnen träumen von einer Modelkarriere

Marijas Sommer fängt nicht gut an: Ihre Mutter hat sie zur Oma in die litauische Provinz geschickt und im öffentlichen Schwimmbad wird der 13-Jährigen prompt die Lieblingsjeans geklaut. In der Umkleide machen sich die anderen Mädchen auch noch über ihren Gehfehler lustig. Die Hose sieht sie bald an den Beinen von Kristina wieder, einem gleichaltrigen Mädchen, das auf die örtliche Modelschule geht. Nach einer wilden Rauferei um die Jeans freunden die beiden sich jedoch an und Kristina ermutigt Marija trotz ihres Humpelns mit in die Modelschule zu kommen. Fortan machen die Mädchen alles zusammen: Sie betrinken sich mit jungen Männern am Staudamm oder suchen nach den vielversprechendsten Tipps zum Abnehmen. Für die erträumte internationale Modelkarriere schreckt vor allem Kristina nicht vor gefährlichen Methoden zurück, um immer dünner zu werden.

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Filmische Umsetzung: Jungsein in der Industrietristesse

"Toxic" zeichnet ein bedrückendes Bild vom weiblichen Aufwachsen in einer strukturschwachen Gegend (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set), die jungen Menschen wenige Perspektiven bietet. Von den Erwachsenen weitgehend allein gelassen, verbringen Marija und Kristina ihre Tage auf staubigen Straßen zwischen heruntergekommenen Häusern, in Zimmern mit schimmligen Tapeten oder beim Baden an einem trüben Tümpel. Nicht weniger trist sind die klinischen Räume der Modelschule. Tableauartige Bilder in kühlen Farben (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung) zeigen, wie sich die Teenagerinnen beim Vermessen ihres Taillenumfangs durch die Leiterin gegenseitig beobachten oder mit ausdruckslosen Gesichtern für den Catwalk üben. Eine oft statische Kamera (Glossar: Zum Inhalt: Kamerabewegungen) und viele Totalen (Glossar: Zum Inhalt: Einstellungsgrößen) lassen kaum Nähe zu den Figuren entstehen, was vom Zum Inhalt: Schauspiel noch verstärkt wird: Momente jugendlicher Leichtigkeit sind rar, ein echtes Lächeln kann den Mädchen nur die Nachricht einer schmaler gewordenen Taille entlocken. Einzig die Freundschaft der beiden Protagonistinnen vermittelt ein Gefühl von Vertrautheit, die ihnen in ihrer kargen Umgebung Halt gibt.

Thema: der weibliche Körper als Währung

Die Mädchen in "Toxic" begreifen die Modelschule als einzige Chance, das prekäre Leben in der trostlosen Industriestadt hinter sich zu lassen. Dafür sind sie bereit, ihrer eigenen körperlichen wie seelischen Gesundheit zu schaden. Um Geld für hochwertige Bewerbungsfotos als Model zu verdienen, erscheint ihnen sogar das Überschreiten eigener sexueller Grenzen als legitimer Weg. Von den Erwachsenen werden sie eher ermutigt statt geschützt, etwa wenn Kristinas Vater sein Taxi verkauft, um ihren Traum von einer Laufstegkarriere zu unterstützen oder die Leiterin ihren Model-Schülerinnen ungesunde Schönheitsideale vermittelt.

Fragen für ein Filmgespräch:

  • Schaut euch den Zum Inhalt: Filmtrailer an. Welche Atmosphäre wird darin vermittelt und welche filmischen Gestaltungsmittel kommen dafür zum Einsatz? Achtet dabei insbesondere auf Zum Inhalt: Licht, Farben und Drehorte.

  • Der Film heißt "Toxic", also "toxisch" oder "giftig". Was verbindet ihr mit dem Begriff? Welche Beziehungen, Verhaltensweisen, Orte oder Situationen in dem Film empfindet ihr als toxisch?

  • Die Mädchen in "Toxic" setzen auf ihren Körper, um sich eine bessere Zukunft aufzubauen. Welche anderen Möglichkeiten hätten sie eurer Meinung nach, um dieses Ziel zu erreichen?

Der Text ist lizenziert nach der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 3.0 Germany License.

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