Wichtiger Hinweis:

Bildungsrelevant, weil "Für immer hier" anhand einer wahren Familiengeschichte von den Verbrechen der brasilianischen Militärdiktatur erzählt und so eine emotionale Annäherung an die Themen Erinnerungskultur und staatliche Repression ermöglicht.

Die Geschichte: ein Leben, das nicht vergessen werden darf

Rio de Janeiro 1971, während der Militärdiktatur. Eunice Paiva lebt mit ihrem Mann Rubens und ihren fünf Kindern in einem weltoffenen Zuhause. Doch eines Tages wird Rubens, ehemaliger Abgeordneter der brasilianischen Arbeiterpartei, von der Militärregierung abgeführt – ohne Erklärung, ohne Anklage und – wie sich zeigen wird – ohne Wiederkehr. Zurück bleibt Eunice, die sich allein um Kinder und Lebensunterhalt kümmern muss, während das Regime im Alltag präsent ist, etwa durch Panzer an der Strandpromenade oder durch die offensichtliche Überwachung des Familienhauses. Angst, Ungewissheit und das offizielle Schweigen über Rubens‘ Verbleib drohen, die Erinnerung an ihn auszulöschen. Doch Eunice lehnt sich entschlossen gegen das Vergessen und die Vertuschung auf.

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Filmische Umsetzung: Stille, die schreit

Walter Salles, der in den 1970ern die Familie Paiva kennenlernte, inszeniert "Für immer hier" mit einer Bildsprache, die durch viele Nahaufnahmen (Glossar: Zum Inhalt: Einstellungsgrößen) Nähe und Unsicherheit gleichermaßen vermittelt. Während Eunice für ihre Kinder Normalität aufrechterhalten will, wird das Licht erstickt (Glossar: Zum Inhalt: Licht und Lichtgestaltung), versiegen Gespräche (Glossar: Zum Inhalt: Tongestaltung/Sound-Design), werden die einst belebten Räume zunehmend leerer – ein schmerzhaftes Echo ihres Verlusts. Der Einsatz analoger Filmformate schafft eine unterschiedliche emotionale Qualität der verschiedenen Zeitebenen: Die oft von den Schauspieler/-innen selbst gedrehten Zum Inhalt: Super-8-Aufnahmen erinnern an intime Familienfilme und verstärken die Nähe zur Familie Paiva. Im Kontrast dazu vermittelt das 35-mm-Material der erzählten Gegenwart eine physische Präsenz, die persönliche Erinnerung und kollektive Geschichte miteinander verwebt.

Thema: Erinnerung als Widerstand

Der Film zeigt, wie Erinnerung zum Akt des Widerstands wird. Eunice Paiva kämpft gegen das Vergessen – nicht nur für ihren Mann, sondern für die Tausende von Opfern, die unter der Militärdiktatur brutal gefoltert, hingerichtet und deren Spuren vom Staat systematisch verwischt wurden. Ihr unermüdlicher politischer Einsatz macht deutlich, dass historische Aufarbeitung ein aktiver Prozess ist, der bis in die Gegenwart reicht.

Kritische Aspekte: Fokus und Leerstellen

Eunices Lebenswerk wirft die Frage auf: Wann endet eine Diktatur wirklich? Die Demokratisierung Brasiliens bedeutete für viele nicht das Ende staatlicher Gewalt. Während der Film Eunice als entschlossene Kämpferin zeigt, bleibt die Bedeutung ihres Einsatzes als Rechtsanwältin für indigene Landrechte und Schwarze Gemeinschaften im Hintergrund.

Fragen für ein Filmgespräch

  • Eunice kämpft trotz großer Widerstände für die Wahrheit über Rubens’ Verschwinden. Warum gibt sie nicht auf? Welche Bedeutung hat es für eine Gesellschaft, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen?

  • Wie beeinflusst der Einsatz der analogen Zum Inhalt: Filmformate Super 8 und 35 mm die Wahrnehmung des Films und welche Auswirkung hat der Wechsel zwischen den beiden Formaten auf die Erzählweise?

  • Was vermittelt der Film über das Leben während der brasilianischen Militärdiktatur (1964-1985), und warum ist es wichtig, sich an diese historische Zeit zu erinnern?

Der Text ist lizenziert nach der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 3.0 Germany License.

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