1988 stellt sich Chiles Diktator Pinochet einem Referendum zur Amtsbestätigung, an dessen positivem Ausgang für den Präsidenten niemand zweifelt. Was soll das Oppositionsbündnis, dem täglich nur eine Viertelstunde Sendezeit im Fernsehen zur Verfügung steht, gegen ein in 15 Jahren Gewaltherrschaft etabliertes Klima aus Angst und Unterdrückung ausrichten? Eine überraschende Lösung bietet René Saavedra, ein erfolgreicher, junger Werbefachmann, der sich mit dem Elan eines Spitzenverkäufers an den Auftrag macht, Widerstand zu motivieren. Er gestaltet eine spritzige Kampagne, die Anklagen und politische Debatten vermeidet, stattdessen auf positive Gefühle setzt und eine freudvolle Zukunft in einer Demokratie anpreist. Tatsächlich läutet er damit das Ende von Pinochets Regime ein.

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Mit "¡No!" schließt Pablo Larraín – nach "Tony Manero" (Chile, Brasilien 2008) und "Post Mortem" (Chile, Deutschland, Mexiko 2010) – eine Trilogie ab, die sich mit Chile in Zeiten der Diktatur auseinandersetzt. Das Drehbuch stammt von Pedro Peirano und basiert auf dem Theaterstück "Referendum" des chilenischen Schriftstellers und ehemaligen Exilanten Antonio Skármeta. Gedreht wurde mit analogen U-matic-Videokameras im alten, fast quadratischen 4:3 TV-Format. Der damit gegebene Retro-Look, der auf der Leinwand durchaus den Eindruck "schlechter Bildqualität" macht, ermöglicht Larraín die bruchlose Kombination seines Spielfilmmaterials mit den historischen Originalen der damaligen Fernsehbeiträge sowie dokumentarischen Archivaufnahmen (Glossar: Zum Inhalt: Dokumentarfilm) – eine Zum Inhalt: Montagestrategie, die den Charakter des Authentischen, den "¡No!" behauptet, verstärkt.

"¡No!" ist ein klug verdichtetes Politdrama, das auf hohem Niveau Reflexionen über Moral und Politik anstellt, ohne dabei zu indoktrinieren. Diskutieren lässt sich anhand seiner ideologiekritischen Ansätze etwa die charakterliche Entwicklung Saavedras. Dieser ist zu Beginn kein Kämpfer für die gerechte Sache, sondern ein Opportunist, der Freiheit als verkaufbares Produkt begreift und erst allmählich ins Nachdenken gerät. Auch der Umstand, Werbung, PR, Massenmedien und Journalismus für politische Zwecke zu instrumentalisieren, lässt reizvolle Überlegungen zu: Inwiefern nutzt die Opposition den von Pinochet geschaffenen propagandistischen Apparat und wendet ihn gegen den Diktator? Inwieweit ist die Freiheit, die Chile schließlich wählt, vor allem die des Konsumierenden im neoliberalen Kapitalismus? Nicht zuletzt bietet "¡No!" auch die Möglichkeit, die Geschichte der chilenischen Militärdiktatur zu erarbeiten.

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