Kategorie: Filmbesprechung
"Nosferatu – Der Untote"
Nosferatu
Eine junge Frau ist von einer unheilvollen Macht besessen und stürzt deshalb alle ins Verderben. Regisseur Robert Eggers hat den Nosferatu-Stoff neu verfilmt.
Unterrichtsfächer
Thema
Bildungsrelevant, weil "Nosferatu – Der Untote"
einen Klassiker der Stummfilmzeit mit einer modernen, genretypischen Bildsprache versieht und den Vampir-Mythos aufgreift, der seit Jahrhunderten auf vielfältige Art künstlerisch interpretiert wird.
Hinweis: Der Film ist ab 16 freigegeben und hat einige drastische Darstellungen.
Die Geschichte: Remake eines Horrorfilm-Klassikers
Ellen ist in höchster seelischer Not, als sie unwissentlich das Böse herbeiruft: Seit ihrer Kindheit fühlt sich die junge Frau im Bann einer unerklärlichen Macht. Und so erfleht sie in dieser schlaflosen Nacht Beistand – ganz gleich von wem. Doch statt der erhofften Erlösung nehmen ihre Ängste Gestalt an, als sie von Nosferatu heimgesucht wird. Fortan kann sie sich dem Vampir, den sie ebenso fürchtet wie ersehnt, nicht mehr entziehen.
Mit "Nosferatu – Der Untote" liefert Robert Eggers ein Zum Inhalt: Remake von Friedrich Wilhelm Murnaus Zum Inhalt: Stummfilm Zum Filmarchiv: "Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens" (DE 1922), ein Begründer des Zum Inhalt: Horrorfilms. Die Neuverfilmung folgt dabei im Kern der Geschichte seiner Vorlage, die wiederum auf Motiven von Bram Stokers Roman Dracula (1897) basiert: Der ambitionierte Makler Thomas Hutter, vermählt mit der schönen, zur Melancholie neigenden Ellen, reist 1838 für ein Immobiliengeschäft nach Transsilvanien. Doch sein Kunde Graf Orlok erweist sich als Vampir und nicht nur als Hirngespinst der Einheimischen, wie Hutter am eigenen Leib erfahren muss. Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, denn Orlok/Nosferatu ist bereits auf den Weg in Hutters Heimatstadt Wisborg, wo Ellen zunehmend von Wahnvorstellungen gepeinigt wird.
Filmische Umsetzung: Stummfilm-Ästhetik und moderner Look
Während in Murnaus "Nosferatu " das Grauen allmählich eine biedermeierliche Idylle erschüttert, erzeugt Eggers von der ersten Minute an Unbehagen und Schrecken, vor allem mit engen Großaufnahmen (Glossar: Zum Inhalt: Einstellungsgrößen), dräuender Zum Inhalt: Tongestaltung und Zum externen Inhalt: Jump-Scares (öffnet im neuen Tab); später wird der wenig zimperliche Film unter anderem "Der Exorzist" ("The Exorcist," William Friedkin, USA 1973) zitieren und mit suggestiven Kamerafahrten (Glossar: Zum Inhalt: Kamerabewegungen), Setting und Zum Inhalt: Maskenbild ein Gefühl von Beklemmung und Unbehagen hervorrufen. Zum Inhalt: Bildkomposition und Zum Inhalt: Inszenierung verweisen auf die Ästhetik des expressionistischen Stummfilms der Weimarer Zeit (Glossar: Zum Inhalt: Expressionismus). Der Film entwirft eine unsichere Welt zwischen Realität und Traum, auch mithilfe der Zum Inhalt: Lichtgestaltung, die viel im Verborgenen hält. So lässt sich die Titelfigur, die im Film die ausgestorbene thrakische Sprache spricht, in ihrer monströsen Körperlichkeit lange nur erahnen und hat wie bereits vorherige Nosferatu-Darstellungen wenig mit dem verführerischen Gentleman Dracula oder einem "Twilight" -Beau gemein.
Thema: Tod und Sexualität
"Nosferatu – Der Untote" erzählt vor allem die Geschichte einer sexuell aufgeladenen Obsession und stellt dabei Ellen in den Mittelpunkt. Sie liebt ihren Mann, erliegt aber der Animalität des Vampirs und sieht ihre Bestimmung im Opfertod. Was die Verfilmung von 1922 bereits andeutet, wird in "Nosferatu – Der Untote" mit aller Kraft auserzählt: Sexualität und Tod – beides kulminiert im Schlussbild der Vereinigung von Ellen mit dem (Un)Toten. Allerdings wird nun die gesellschaftliche Dimension weniger akzentuiert als im Stummfilm, der im Nachhall des Ersten Weltkriegs mit Millionen von Toten entstanden ist. Auch der Vampir sorgt mit der Pest für ein Massensterben und hat zudem willige Gefolgsleute – Siegfried Kracauer hat ihn in seinem Buch Von Caligari zu Hitler (1947) als "Tyrannenfigur" interpretiert. Im Murnaus Film führt die Frage, wer die Plage verantwortet, zu einer Hetzjagd. Das Remake verharrt dagegen mehr im Persönlichen und Psychologischen und inszeniert das Unerklärliche und Unheimliche eindringlich, aber nicht immer subtil als gruselige Schauergeschichte.
Kritische Aspekte
Insofern überrascht Regisseur Eggers nicht mit einer inhaltlichen Aktualisierung des Nosferatu-Mythos, bietet er doch keine neue Lesarten des Stoffs an. Darüber hinaus greift er auf einige Stereotype zurück. Das zeigt sich besonders in einer exotisierenden Darstellung der Menschen in Transsilvanien, die in der deutschen Synchronisation zudem mit dem Z-Wort benannt werden.
Fragen zum Film
Vampir-Geschichten gibt es seit Jahrhunderten. Welche Bücher, Filme oder Serien über Vampire kennt ihr? Welche Eigenschaften werden Vampiren darin zugeschrieben? Überlegt: Wofür steht die Figur des Vampirs?
Mit welchen filmischen Mitteln inszeniert Robert Eggers in "Nosferatu – Der Untote" das Unheimliche? Erläutert dies beispielhaft an Zum Inhalt: Szenen aus dem Film.
In einer Szene stellt Ellen Professor von Franz folgende Frage: "Kommt das Böse aus unserem Inneren oder aus dem Jenseits?" Was glaubt ihr? Gibt es das Böse und woher kommt es?