Monster machen Angst, aber auch Spaß. Wenn King Kong und Godzilla ganze Städte in Schutt und Asche legen, verspüren wir ein wohliges Gruseln oder gar Befriedigung; menschenähnliche Halbwesen wie Dracula oder Frankensteins erbarmungswürdige Kreatur kitzeln die Angstlust des Publikums. Als technische Meisterleistungen der Filmindustrie gehören viele von ihnen zum Mythenschatz des Kinos. Zugleich sind die Filmmonster, meist im Zum Inhalt: Horror-, Zum Inhalt: Fantasy- oder Zum Inhalt: Science-Fiction-Genre zuhause, viel älter. In den Gespenstern, Hexen, Medusen und Drachen der Märchen und antiken Mythologien haben sie ihre bekannten Vorfahren. Manche kommen wieder zurück aus prähistorischer Vorzeit, aus verschütteten Schichten einer längst unterworfenen Natur, dem kollektiven Unbewussten. Auch deshalb wohl passiert es so häufig, dass wir uns in diesen unheimlichen Ausgeburten des Fantastischen wiedererkennen.

Aus den Tiefen der Romantik: Dracula und Frankenstein

Eine erste Welle von Monsterfilmen schuf – mit nachhaltiger Wirkung – das Hollywood-Studio Universal in den 1930er-Jahren. "Dracula" (Tod Browning, USA 1931) und "Frankenstein" (James Whale, USA 1931) sind insofern exemplarisch, als sie sich auf zahlreiche Quellen und Vorläufer berufen können. Dracula, der berühmte Vampir-Roman von Bram Stoker (1897), war zuvor bereits von Friedrich Wilhelm Murnau verfilmt worden – für Zum Filmarchiv: "Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens" (DE 1922) hatte sich die deutsche Produktion allerdings nicht um die Namensrechte gekümmert.

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Auf einer literarischen Vorlage beruhte auch "Frankenstein" , wobei von Mary Shelleys philosophischem Schauerroman (1818) kaum mehr übrig blieb als das vom "mad scientist" Dr. Frankenstein aus Menschenteilen zusammengeflickte Monster, das sich schließlich gegen seinen Schöpfer wendet. Die Traditionslinien der deutschen Romantik allerdings, von der bereits diese beiden englischen "gothic novels" inspiriert waren, reichten bis auf die Leinwand: Die "Universal-Monster" bewegten sich durch schroff-expressionistische Zum Inhalt: Kulissen wie jene, die man kurz zuvor bei Murnau, in Paul Wegeners D"er Golem, wie er in die Welt kam" (DE 1922) oder auch bei Fritz Lang gesehen hatte.

Der deutsche Kameramann Karl Freund war bereits bei Langs Zum Filmarchiv: "Metropolis" (DE 1927) beteiligt – die Parallele des Schöpfungsakts von Frankensteins Monster ("It's alive!") zur Roboterfrau Maria bei Lang ist kaum zu übersehen. Charismatische Hauptdarsteller wie Bela Lugosi, Boris Karloff und – in einer der bald obligatorischen Fortsetzungen und Zum Inhalt: Spin-offs – Elsa Lanchester als Titelfigur in "Frankensteins Braut" ("Bride of Frankenstein" , James Whale, USA 1935) waren die wesentliche Neuerung von Hollywoods "creature movies"; die moralische Problematik des künstlichen Menschen als Folge einer entfesselten Wissenschaft hingegen beruhte auf Ängsten der Zwischenkriegszeit und begleitet das Monstergenre bis heute.

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King Kong – die Schöne und das Biest

Zum Filmarchiv: "King Kong und die weiße Frau" (King Kong, Merian C. Cooper und Ernest B. Schoedsack, USA 1933) ist in mancher Hinsicht das größte aller Monster, vor allem deshalb, weil es ganz allein dem Kino gehört. Ein Riesenaffe, der sein verletztes Paradies verteidigt und, von Forschern betäubt und nach New York verschleppt, Wolkenkratzer erklimmt und die Rache einer bedrohten Natur an der Zivilisation vollstreckt – so etwas hatte die Welt noch nicht gesehen. Das Mitgefühl für die leidende Kreatur, schon in "Frankenstein" wesentlicher Teil der Dramaturgie, ging einher mit größtmöglicher Schaulust. Maßgeblich für den Erfolg war die ausgetüftelte Tricktechnik (Glossar: Zum Inhalt: Spezialeffekt) des Filmpioniers Willis O'Brien, der seine bereits in Dinosaurierfilmen wie "Die verlorene Welt" ("The Lost World" , Harry O. Hoyt, USA 1925) erprobte Stop-Motion-Animation (Glossar: Zum Inhalt: Animationstechniken) hier erstmals mit Zum externen Inhalt: Rückprojektionen (öffnet im neuen Tab) kombinieren konnte. Das Bild der "weißen Frau" Fay Wray in der Hand des Monsters wurde zur oft kopierten und auch kritisierten Urszene des Zum Inhalt: Genres, das sexuellen Angst- und Wunschprojektionen offensteht wie kaum ein anderes. Die Schöne und das Biest – ebenso erotisch aufgeladen wie der Biss Draculas ist Kongs Zärtlichkeit, mit der er seinem Opfer das Kleid auszieht.

Der Film, der mit dem damals riesigen Einspielergebnis von etwa 1,75 Millionen Dollar das Filmstudio RKO vor dem Ruin rettete, prägte nachhaltig das Genre. Bis heute verehrt wird auch O'Briens späterer Assistent Ray Harryhausen, der nach dem Zweiten Weltkrieg immer neue und stets liebevoll animierte Stop-Motion-Monster auf das Publikum losließ, darunter ein verkleinerter Riesenaffe in "Panik um King Kong" ("Mighty Joe Young" , Ernest B. Schoedsack, USA 1949), den aufgeweckten Urzeitdinosaurier in "Panik in New York" ("The Beast From 20,000 Fathoms" , Eugène Lourié, USA 1953) sowie zahllose Riesenschlangen, Skelette, Zyklopen und Drachen in "Sindbads siebente Reise" ("The 7th Voyage of Sindbad" , Nathan Juran, USA 1858) und mehreren Fortsetzungen (Glossar: Zum Inhalt: Sequel) des Märchenstoffs aus Tausendundeiner Nacht.

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Zum Spezialisten für Tierhorror avancierte auch der Regisseur Jack Arnold. Seine Riesenspinne in "Tarantula" (USA 1955) zum Produkt radioaktiver Strahlung zu erklären, war im Atomzeitalter naheliegend. In der populären Forschung wird der Zum Inhalt: Horrorfilm dieser Zeit gerne als allegorische Auseinandersetzung mit politischen Umständen gedeutet, also etwa mit dem Kalten Krieg, der Furcht vor der Atombombe oder angeblicher kommunistischer Unterwanderung der westlichen Welt. Die meisten Monster dienten jedoch vor allem dem Spektakel.

Godzilla – Begegnung mit dem nuklearen Trauma

Anders liegt der Fall bei der Riesenechse Zum Filmarchiv: "Godzilla" (Ishirō Honda, JP 1954), die mit ihrem "atomaren Strahl" halb Japan und Tokio verwüstet. Aufgeweckt durch Wasserstoffbombentests vor der Küste, steht das Urtier deutlich für das japanische Trauma nach den Atombombenabwürfen im Zweiten Weltkrieg. "Godzilla" , den später Filmemacher wie George Lucas und Steven Spielberg als Inspiration nannten, steht in einer ganz eigenen japanischen Monsterfilmtradition und ist daneben eines der wenigen außerhalb Hollywoods geschaffenen Kinomonster mit internationaler Strahlkraft.

Zu nennen wäre noch der sowjetische Science-Fiction-Film "Der Amphibienmensch" ("Tschelowek-amfibija" , Gennadi Kasanski, Wladimir Tschebotarjow, 1962), den allein in der Sowjetunion über 64 Millionen Menschen sahen. Anlässlich der Oscar®-Nominierung für Zum Filmarchiv: "Shape of Water – Das Flüstern des Wassers" ("The Shape of Water" , Guillermo del Toro, USA, MX 2017) viele Jahre später wurden Plagiatsvorwürfe laut. Beide Filme haben ein gutherziges Wesen zwischen Fisch und Mensch zum Helden, das in beiden Fällen überdies an Jack Arnolds "Kiemenmann" im Universal-Klassiker "Der Schrecken vom Amazonas" ("Creature from the Black Lagoon" , USA 1954) erinnert – eines der hässlichsten und beliebtesten Filmmonster aller Zeiten.

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Digitale Monster mit echten Gefühlen

Was aber ist eigentlich ein Monster? Es muss Schrecken verbreiten. "Solange es lebt", heißt es in "Frankensteins Braut" , "ist niemand sicher". Die eierlegende Alien-Königin in "Aliens – Die Rückkehr" ("Aliens" , James Cameron, USA 1986), die große Ausnahme neben den meist männlichen Ungeheuern, ist zweifellos ein Monster. Doch sind Spielbergs "Der weiße Hai" ("Jaws" , USA 1975) und seine Dinosaurier in Zum Filmarchiv: "Jurassic Park" (USA 1993) Monster oder schlicht Tiere? Braucht es einen freien Willen, zumindest Züge von Individualität? Solche Fragen sind nicht leichter zu beantworten, seit Zum Inhalt: visuelle Spezialeffekte die technischen Ausdrucksmöglichkeiten – und die Anzahl der Monster – sprunghaft vergrößert haben.

Peter Jacksons liebevolle Hommage "King Kong" (USA, NZ 2005) gab dem Titelhelden die Mimik und Gestik des Schauspielers Andy Serkis, im jede Gefühlsregung erfassenden Motion-Capture-Verfahren verschwamm die Grenze zwischen Mensch und Tier. Ähnliches gelang dem neuseeländischen Regisseur und Serkis zuvor mit der gequälten Figur des Gollum in der "Herr der Ringe" -Trilogie (USA, NZ 2001–03). Bewegte Stop-Motion-Puppen, Rückprojektionen oder Schauspieler/-innen in Latexkostümen (Suitmation) wie in "Godzilla" gehören zumindest im modernen Mainstreamkino der Vergangenheit an. Stattdessen erlebt manch heißgeliebtes Filmmonster seine digitale, und wie im Fall von Roland Emmerichs gleichnamigen Zum Inhalt: Remake von 1998 auch etwas seelenlose Wiedergeburt.

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Kindliche Zerstörungswut – das Monster in uns

Monster tauchen immer wieder auf, in einer Wiederkehr des Verdrängten oder als alte Bekannte. Sind sie nun Mensch oder Tier, oder ist nicht gerade der Mensch das unheimlichste Monster von allen? Eine genaue Definition scheitert an der Vielgestaltigkeit des Genres, das gerade in den Zwischenräumen biologischer Existenz das Unheimliche sucht und findet. Das klassische Filmmonster wechselt unberechenbar zwischen animalischen Trieben und menschlichen Gefühlen, es empfindet Zorn und Rachegelüste, aber auch das Bedürfnis nach Zuwendung und Liebe. Meist wird es besiegt, doch zuvor sollte man es nicht unnötig reizen. In vielem gleicht es dem Kind, das sich alleine und missverstanden fühlt, und in seiner Wut zur Zerstörung neigt. Nicht zufällig waren Monster zu jeder Zeit bei Kindern und Jugendlichen populär, sie bieten den denkbar leichtesten Einstieg ins Horrorgenre.

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Der vor allem in der 1980er-Jahren grassierende Teen-Horror konnte mit Filmen wie "Teenwolf" ("Teen Wolf" , Rod Daniel, USA 1985), in dem sich ein Jugendlicher nachts in einen Werwolf verwandelt, direkt an die Klassiker anknüpfen. In Filmen wie ("Shrek" , Andrew Adamson, Vicky Jenson, USA 2001) und Zum Filmarchiv: "Die Monster AG" ("Monsters, Inc." , Pete Docter, David Silverman, Lee Unkrich, USA 2010) werden die flauschigen Monster zu guten Kumpanen. Das Genre ist auch offen für Parodien, von den fleischfressenden Pflanzen in "Der kleine Horrorladen" ("Little Shop of Horrors" , Frank Oz, USA 1986) bis zum animierten Monster-Mash-up In "Hotel Transsilvanien" ("Hotel Transylvania" , Genndy Tartakovsky, USA 2012). Doch ob flauschig, albern oder einfach nur unheimlich – in der Verkörperung seiner monströsen Eigenschaften begegnet der fehlerhafte Mensch immer wieder sich selbst.

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