Kategorie: Musikvideo
"Deichkind: Wer Sagt Denn Das?"
Die Hamburger Electro-Rap-Formation Deichkind präsentiert ihren Song in einer komplexen Bild-Ton-Collage, die auch visuell das Chaos in Zeiten von Social Media und Fake News widerspiegelt.
Unterrichtsfächer
Thema
Das Musikvideo zum Song "Wer Sagt Denn Das?" beginnt mit einer Irritation: Der Schauspieler Lars Eidinger, der auch in den drei anderen Videos zum gleichnamigen Album von Deichkind zu sehen ist, steht vor der Kamera und performt die Zeile: "Wer sagt denn, dass Mark Forster nicht eigentlich Nina Hagen ist?" Kurz darauf reißt er sich eine Maske vom Kopf: Der vermeintliche Lars Eidinger ist eigentlich Kryptik Joe (bürgerlich: Philipp Grütering), einer der beiden MCs von Deichkind. Aber was hat das nun mit der Rocksängerin Nina Hagen und dem deutschen Sänger und Songwriter Mark Forster zu tun? Ein Verwirrspiel von Identitäten, Zeichen und Zitaten zieht sich fortan als roter Faden durch das Video
Die Hamburger Electro-Rap-Gruppe Deichkind hat in ihrer mehr als 20-jährigen Geschichte ein zunehmend ambitioniertes visuelles Konzept entwickelt. Das deutet sich schon in der ungewöhnlichen Besetzung an: Neben den beiden MCs Kryptik Joe und Porky (Sebastian Dürre) sowie dem Produzenten Roland Knauf fungiert in der aktuellen Formation DJ Phono (Henning Besser) als Creative Director für die Zum Inhalt: Inszenierung der Band. Die MCs tragen oft einen Tetraeder (einen vierflächigen Dreieckskörper) als Hut auf dem Kopf und dezidiert alberne Bad-Taste-Kostüme – pinke Regenmäntel, Bademode, 3D-Brillen oder ein Dutzend Golduhren am Arm (Glossar: Zum Inhalt: Kostüm/Kostümbild). Zum Inhalt: Requisiten werden zweckentfremdet, wenn die Band bei Konzerten etwa auf Schlauchbooten über das Publikum surft. Im Gesamtauftritt von Deichkind zeigt sich eine Lust am "Camp", wie ihn die Kulturtheoretikerin Susan Sontag beschrieben hat: ein sinnlicher Stil der Überzeichnung und Künstlichkeit.
In "Wer Sagt Denn Das?" steckt in der humorvollen Trash-Ästhetik wie auch in den Lyrics ein Potpourri an politischen und kulturellen Referenzen. Manche lassen sich zuordnen: von Donald Trump bis zum US-Rapper Nas (Life's a bitch and then you die), vom YouTuber Rezo – auch dessen Maske reißt sich Kryptik Joe im Video vom Kopf – bis zur CDU-Replik auf dessen Video "Die Zerstörung der CDU" , vom Kinderlied Drei Chinesen mit dem Kontrabass bis zur Deichkind-Selbstreferenz aus dem Hit Remmidemmi ("Wer sagt denn, dass impulsive Menschen keine Grenzen kennen?"). Hinzu kommen Fragmente und diskriminierende Allgemeinplätze ("Migranten sind gefährlich!") aus dem öffentlichen Diskurs, über den Porky singt:
"Die Schilder, die Regeln, die Presse, der Blog
Die Päpste, die Jedi, die Hater, der Bot
Wetter.de und die Neue vom Chef
Sie hat's von Lena und die aus'm Netz"
Die komplexe Bild-Ton-Collage (Glossar: Zum Inhalt: Montage) des Clips, in der kontextlos alles neben allem steht, spiegelt dieses kommunikative Chaos zwischen Social Media, Gossip und Breaking News. Das Regie-Team Timo Schierhorn und UWE lässt Kryptik Joe dabei als Mr. Smith aus dem Zum Inhalt: Sci-Fi-Klassiker "Matrix"
("The Matrix"
, Die Wachowskis, USA 1999) auftreten oder im bunten Poncho vor einer Kampfdrohne tanzen. Vor allem aber werden die Performer im Refrain immer wieder tricktechnisch (Glossar: Zum Inhalt: CGI) vervielfacht. Mit weißen