Mitte der 2000er-Jahre treffen sich die Internet-Aktivisten Daniel Domscheit-Berg und Julian Assange auf einem Hacker-Kongress in Berlin. Assange hat kurz zuvor die Online-Plattform Wikileaks gegründet, auf der sogenannte Whistleblower belastende Informationen über Regierungen und Konzerne anonym veröffentlichen können. Innerhalb weniger Jahre wächst Wikileaks zu einer einflussreichen Medienorganisation, die selbst die US-Regierung mit Enthüllungen über militärische Einsätze und illegale Geheimdienstaktivitäten herausfordert. Doch der wachsende Ruhm steigt dem charismatischen Assange zu Kopf: mit der neuen Macht geht auch eine ethische Verantwortung einher, die er nicht wahrnimmt. Die Partnerschaft von Daniel Domscheit-Berg und Assange zerbricht über der moralischen und politischen Frage, ob Menschenleben riskiert werden dürfen, um Geheimdienstinformationen von globaler Bedeutung schonungslos offenzulegen.

Constantin

Regisseur Bill Condon konzentriert sich in seinem Film "Inside Wikileaks – Die fünfte Gewalt" , der auf zwei Assange-kritischen Büchern basiert, auf die Protagonisten Julian Assange und Daniel Domscheit-Berg. Aus der Perspektive von Domscheit-Berg schildert der Film ihren Aufstieg zu internationaler Prominenz im Stile eines Spionage-Thrillers: mit schnellen Ortswechseln und kurzen Ausflügen ins Weiße Haus, wo die engen Berater/innen des Präsidenten die Enthüllungen auf Wikileaks mit einer Mischung aus Unbehagen und Lakonie verfolgen. Mit einer beschleunigten Erzählung, dynamischen Zum Inhalt: Schnitten und Zum Inhalt: Wischblenden inszeniert Bill Condon den rasanten Aufstieg der Internetplattform und ihrer Macher, wobei er sich auch vereinfachender Bildmetaphern bedient: So sieht das globale Internet wie ein leeres Großraumbüro unter freiem Himmel aus.

Mit seiner Fokussierung auf den ethischen Konflikt, den eine ungefilterte Präsentation hochbrisanter politischer Dokumente im Internet mit sich bringt, bietet der Film eine interessante Diskussionsgrundlage für den Unterricht. So kann neben der zentralen moralischen Frage über die Legitimation und die Konsequenzen der Wikileaks-Enthüllungen auch der zweiten These des Films nachgegangen werden: Hat das vermeintlich demokratische Internet ("die fünfte Gewalt") wirklich die Presse als journalistisches Massenmedium abgelöst? "Inside Wikileaks" schildert Julian Assange dank der beeindruckenden Darstellung von Benedict Cumberbatch als skrupellosen Manipulator und Egomanen. Doch wie bewertet der Film angesichts dessen die Leistungen der Plattform Wikileaks? Nicht zuletzt kann die Erzählweise und politische Haltung von "Inside Wikileaks" mit Alex Gibneys Dokumentarfilm (USA 2013) oder einem investigativen Thriller wie (USA 1999) von Michael Mann verglichen werden.

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