Die britischen Freundinnen Tara, Skye und Em wollen nach ihrem Schulabschluss nur eins: Sonne, Strand, Party und möglichst viel Sex. Der Trip in einen beliebten Ferienort auf Kreta (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) soll der Urlaub ihres Lebens werden. Vor allem Tara hat sich Großes vorgenommen: Sie will endlich ihren Status als Jungfrau verlieren. Passend dazu bändeln die drei im Hotel bald mit der Clique vom Nachbarbalkon an – sowohl Badger als auch sein Kumpel Paddy könnten potenzielle Partner für Taras Vorhaben sein. Mit jedem Partyspiel, jeder Stichelei ihrer Freundinnen, jeder Berührung auf der Tanzfläche und jeder alkoholreichen Nacht steigt die Anspannung bei der sonst so selbstbewussten 16-Jährigen, bis ihre persönlichen Grenzen mehr und mehr verschwimmen. Als Tara ihr Ziel endlich erreicht, fühlt sich das ganz anders an, als sie sich das eigentlich vorgestellt hatte.

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Weniger Komödie, mehr realistisches Drama

"How to Have Sex" orientiert sich auf den ersten Blick an bekannten Highschool- Zum Inhalt: Komödien, wie der "American-Pie" -Reihe (Jason Biggs u.a., USA 1999-2020), erzählt aber eine deutlich differenziertere Geschichte über jugendliches Begehren, die Grauzonen der Einvernehmlichkeit und vermeintliche sexuelle Freizügigkeit aus weiblicher Sicht. Der Film führt seine Hauptfiguren dabei nicht vor, sondern fühlt mit ihnen. Molly Manning Walker, die sowohl das Zum Inhalt: Drehbuch schrieb als auch Zum Inhalt: Regie führte, ließ sich von Erinnerungen an eigene Urlaubserfahrungen inspirieren und sammelte zudem Eindrücke aus TikTok-Videos.

Kamera und Editing (Glossar: Zum Inhalt: Montage) orientieren sich mitunter ebenfalls an Sehgewohnheiten aus Social-Media-Clips. In halbnahen bis nahen Einstellungen (Glossar: Zum Inhalt: Einstellungsgrößen) folgt die Kamera den jungen Frauen durch die Nacht, schnelle Schnitte reihen Exzess an Exzess. Das flackernde Zum Inhalt: Licht und laute Diskobeats (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik) überdecken den billigen Partytourismus ebenso wie die neonfarbenen Kleider (Glossar: Zum Inhalt: Kostüm/Kostümbild) und grelle Schminke (Glossar: Zum Inhalt: Maske/Maskenbild) die Gefühle, die sich nur in Blicken andeuten. Es wird viel gelacht und gescherzt, sobald es jedoch um Unsicherheiten, Sorgen oder Konflikte geht, sind die Teenager sprachlos. Auch Taras "erstes Mal" ändert daran nichts. Die mit dem Ereignis einhergehende Zäsur spiegelt sich zunächst eher auf der bildsprachlichen Ebene: der Müll, der am Morgen danach auf der Partymeile liegt, oder das Hotelzimmer, das zunehmend im Chaos versinkt. Tara scheint das erst jetzt erst wahrzunehmen. Und auch ihr Erscheinungsbild verändert sich: von Bikinikleid und buntem Make-Up zu ungeschminktem Look und Hoodie. Der Prozess der eigenen Bewusstwerdung vollzieht sich erst langsam nach einer weiteren – definitiv nicht konsensuellen – Begegnung.

Nur Ja heißt Ja

Einvernehmlichkeit beim Sex ist nach wie vor ein relevantes Thema, vor allen bei jüngeren Menschen: 2021 gab in einer Studie der Hochschule Merseburg jede vierte Jugendliche an, bereits einen Vergewaltigungsversuch erlebt zu haben, wobei die Täter/-innen überwiegend männlich waren. Nur die Hälfte der Befragten erkannte erlebte sexuelle Übergriffe sofort, die anderen realisierten dies erst mit etwas Abstand.

Regisseurin Molly Manning Walker erlebte bei Drehbuchlesungen mit Zielgruppen, dass junge Frauen die beschriebenen Zum Inhalt: Szenen teilweise relativierten und Tara eine Mitschuld attestierten. Die Suche nach Anerkennung und Zugehörigkeit spielen eine entscheidende Rolle, ebenso wie vermeintliche gendergenormte Verhaltensweisen, zu denen auch gehört, ab einem bestimmten Alter keine Jungfrau mehr sein zu dürfen. Der Film kritisiert besonders auch die Tourismusanbieter, die, um mehr Geld bei enthemmten Partys zu verdienen, Männer in ihrer Dominanz bestärken und das Narrativ der sexuell verfügbaren Frau bedienen. Dass das auch für Männer unangenehm werden kann, zeigt die Geschichte von Badger, der in einem alkoholisierten Spiel vor Partypublikum ohne seine Zustimmung sexuell befriedigt wird. Das Unbehagen, das drastische Szenen wie diese auslösen, kann Anstoß geben, um offener über den gesellschaftlichen Druck zu sprechen, dem einerseits eigene Bedürfnisse und anderseits die Grenzen anderer Personen oft hintenangestellt werden.

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