Aufgabe 1: Annäherung an den Film "Aus dem Nichts"

Fächer: Deutsch, Politik, Philosophie, Kunst ab Oberstufe

Fatih Akins Spielfilm Zum Filmarchiv: "Aus dem Nichts" thematisiert eine fiktive Geschichte, die von einer realen Vorlage inspiriert ist: den rechtsextremistisch motivierten Morden sowie den Anschlägen des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU) in Deutschland in den Jahren 2000 bis 2007.

Vor dem Filmbesuch:

a) Recherchieren Sie, welche Morde und Anschläge dem NSU zur Last gelegt werden. Beschäftigen Sie sich in Kleingruppen mit je einem dieser Verbrechen und stellen Sie wichtige Eckpunkte in Form eines Steckbriefs dar. Tragen Sie Ihre Ergebnisse danach im Plenum zusammen und fassen Sie diese in Form einer Zeitleiste zu einer Chronologie der Ereignisse zusammen.
Nutzen Sie folgende Zum externen Inhalt: bpb-Grafik (öffnet im neuen Tab) als Ausgangspunkt Ihrer Recherche.

b) Konzentrieren Sie sich vor allem auf das Nagelbomben-Attentat in Köln vom 9. Juni 2004. Stellen Sie dar, was über den Tathergang des Nagelbomben-Attentats in der Kölner Keupstraße vom 9. Juni 2004 bekannt ist und welches Bild sich dadurch von den Tätern zeichnen lässt. Erarbeiten Sie nach dem Kinobesuch, inwieweit sich der Kinofilm "Aus dem Nichts" auf dieses Attentat bezieht.

c) Betrachten Sie das Filmplakat und analysieren Sie dieses in Gruppenarbeit. Gehen Sie auf folgende Aspekte ein:

Äußern Sie im Anschluss Vermutungen über die Handlung des Films. Gehen Sie beispielsweise auf die mögliche Rolle der abgebildeten Figur, deren Situation und Motive ein. Halten Sie Ihre Ergebnisse stichpunktartig fest.

2016 bombero int./ Warner Bros. Ent./ Foto: Gordon Timpen

Nach dem Filmbesuch:

d) Vergleichen Sie im Plenum Ihre Vermutungen aus Aufgabe c) mit Ihren Eindrücken aus dem Film.

e) Diskutieren Sie unter Einbeziehung von Aufgabe b) Vor- und Nachteile der Fiktionalisierung von realen Geschehnissen im Spielfilm.

Aufgabe 2: Film-Genres

Fächer: Deutsch, Kunst ab Oberstufe

"Aus dem Nichts" folgt einer strengen Drei-Akt-Struktur. Jedes "Kapitel" des Films setzt dabei andere Genre-Schwerpunkte.

Vor dem Filmbesuch:

a) Welche Zum Inhalt: Filmgenres sind Ihnen bekannt?

b) Tragen Sie im Plenum zusammen, welche Elemente ein Genre auszeichnet.

Während des Filmbesuchs:

c) Achten Sie darauf, in welche drei Akte sich "Aus dem Nichts" einteilen lässt und formulieren Sie zu diesen geeignete Kapitel-Überschriften. Halten Sie Ihre Ergebnisse unmittelbar nach dem Filmbesuch stichpunktartig fest.

Nach dem Filmbesuch:

d) Vergleichen Sie Ihre Ergebnisse. Erläutern Sie typische Merkmale des jeweiligen Genres und stellen Sie dar, wie diese hier zur Geltung kommen. Diskutieren Sie im Anschluss, welche erzählerischen Möglichkeiten sich durch diese Mischung von Genremotiven eröffnen und wie sich andererseits die Wirkung des Films und sein dramaturgischer Fluss dadurch verändert.

Optional:

e) Sehen Sie sich den Zum Inhalt: Trailer zum Film an.

Aus dem Nichts, Trailer (© Warner Bros. Ent.)

Wählen Sie in Partnerarbeit oder Kleingruppen je drei Zum Inhalt: Einstellungen aus dem Trailer aus, die zu einem der oben erarbeiteten Genres passen und die Sie besonders aussagekräftig finden. Stellen Sie diese in Ihrer Lerngruppe vor und analysieren Sie deren Gestaltung und Wirkung.

Aufgabe 3: Perspektive der Opfer

Fächer: Deutsch, Politik, Philosophie, Kunst ab Oberstufe

In Fatih Akins Film "Aus dem Nichts" geht es um Katja, deren Mann und Sohn einem rechtsterroristisch motivierten Nagelbombenattentat zum Opfer fielen. Wie auch andere Filme zum rechten Terrorismus, widmet sich "Aus dem Nichts" damit den Stimmen der Angehörigen, die, wie beispielsweise im Kontext der NSU-Morde, von den Behörden jahrelang nicht zur Kenntnis genommen worden sind.

Während des Filmbesuchs:

a) Auf welche Weise fühlen Sie als Zuschauende/r mit der Protagonistin Katja mit? Der Film ist in drei Teile gegliedert. Halten Sie unmittelbar nach dem Filmbesuch Ihre Reaktionen zu jedem Teil kurz fest.

Nach dem Filmbesuch:

b) Tragen Sie Ihre Notizen aus a) in der Klasse zusammen. Erarbeiten Sie anschließend, inwieweit die einzelnen Kapitel Katjas Perspektive widerspiegeln.

c) Die NSU-Morde wurden über Jahre hinweg von der Presse als "Milieumorde" beziehungsweise "Dönermorde" bezeichnet und nicht in den Zusammenhang mit Rechtsextremismus gestellt. Die Täter wurden vor allem unter den Familien der Opfer gesucht. Recherchieren Sie die Entwicklung der NSU-Morde aus der Perspektive der Hinterbliebenen. Achten Sie dabei unbedingt auf die Seriosität der Quellen. Nutzen Sie als Ausgangspunkt Ihrer Recherche den bpb-Beitrag Zum externen Inhalt: Ich kenne meine Feinde (öffnet im neuen Tab) sowie den bpb-Clip Zum externen Inhalt: Es geht gar nicht um die Opfer (öffnet im neuen Tab).

d) Vergleichen Sie, wie Katja im Film mit dem Ausgang des Prozesses umgeht mit den Reaktionen der Hinterbliebenen der NSU-Morde. Diskutieren Sie in der Klasse, warum die fiktionale Figur Katja in "Aus dem Nichts" den Weg der Selbstjustiz wählt.

e) In dem Zum externen Inhalt: Video "Ich kenne meine Feinde" (öffnet im neuen Tab) formuliert der Künstler und Aktivist Kutlu Yurtseven, die Hoffnung, dass es Aktionen gäbe, die den Hinterbliebenen helfen, besser über das Geschehene hinwegzukommen. Erörtern Sie, welche Maßnahmen möglich wären: Was kann die Politik leisten, was die Gesellschaft, damit rechter Terrorismus in Zukunft verhindert wird? Tragen Sie Ihre Ideen in einem Brainstorm zusammen. Entscheiden Sie sich, ob Sie einen Radio- oder Videobeitrag, eine Fotogeschichte, ein Experteninterview (beispielsweise mit einer Mitarbeiterin eines Vereins, der sich gegen Rechtextremismus stark macht) oder einen schriftlichen Artikel für die Schülerzeitung oder die Lokalpresse erarbeiten wollen. Sie können Ihr Produkt der Schulöffentlichkeit zugänglich machen.
Unterstützung für das Vorgehen bei den jeweiligen Aufgaben finden Sie Zum externen Inhalt: hier (öffnet im neuen Tab).

Aufgabe 4: Alternativen zur Selbstjustiz

Fächer: Deutsch, Politik, Philosophie, Darstellendes Spiel ab Oberstufe

In dem Film "Aus dem Nichts" wählt Protagonistin Katja nach dem Freispruch der mutmaßlichen Täter/-innen und dem darin empfundenen Versagen der Justiz den Weg der Selbstjustiz. Dieser Schritt ist jedoch moralisch indiskutabel.

Während des Filmbesuch:

a) Machen Sie sich unmittelbar nach den Filmbesuch Notizen zur Protagonistin Katja. Orientieren Sie sich dabei an den folgenden Aspekten:

  • Daten zur Person: Alter, Herkunft, Äußerlichkeiten, Beruf, gesellschaftlicher Status und andere Merkmale, die das Umfeld und die Figur näher charakterisieren.

  • Verhalten der Figur: Wie verhält sich die Figur? Wie spricht sie und gibt es dabei Auffälligkeiten? Welche Ansichten (Tradition/Kultur/Politik) repräsentiert sie? Hat sie bestimmte innere Konflikte?

  • Entwicklung der Figur: Inwieweit hat sich die Figur im Laufe der Erzählung verändert? Hat sie ihre Ansichten über den Tisch geworfen, verhält sie sich am Ende anders als zu Beginn? Nennen Sie Beispiele.

Nach dem Filmbesuch:

b) Setzen Sie sich in Kleingruppen zusammen. Sammeln Sie Ihre Informationen zur Filmfigur und fügen Sie diese in einem Plakat zusammen. Wählen Sie einen Titel für das Plakat, mit dem Sie Katja aus Ihrer Sicht treffend und prägnant beschreiben.

c) Präsentieren Sie sich in der Klasse gegenseitig Ihre Plakate. Diskutieren Sie

  • ihre unterschiedlichen Charakterisierungen/Betitelungen,

  • inwiefern Katjas Entscheidung, am Ende zur Selbstjustiz überzugehen, aus der Logik ihres Charakters hervorgeht,

  • welche Alternativen zur Selbstjustiz Katja aus der Logik ihrer Figur heraus noch hätte wählen können.

d) Fatih Akins Film "Aus dem Nichts" bezieht sich nur indirekt auf die rechtsterroristischen Morde des NSU. Der Film Zum Filmarchiv: "Mitten in Deutschland: NSU." "Teil 2: Die Opfer – Vergesst mich nicht" inszeniert auf fiktionale Weise die Perspektive der historischen Angehörigen des NSU-Terrors. Vergleichen Sie den Ausgang beider Filme miteinander.

e) Recherchieren Sie, wie Opfer von rechtsextremem Terrorismus und deren Angehörigen in der Vergangenheit aktiv geworden sind, beziehungsweise was sie sich von Politik und Justiz gewünscht hätten. Achten Sie dabei unbedingt auf die Seriosität der Quellen. Nutzen Sie den Artikel der Wochenzeitung Zum externen Inhalt: Die Zeit (öffnet im neuen Tab) und folgenden Zum externen Inhalt: Artikel der Tageszeitung (taz) (öffnet im neuen Tab) als Beginn Ihrer Recherche.

f) Verfassen Sie unter Einbeziehung Ihrer Ergebnisse aus Aufgabe e) einen Kommentar für Ihre Schülerzeitung. Dieser soll verdeutlichen, dass Selbstjustiz keine Alternative darstellt.

Aufgabe 5: Die Sozialisation der Täter/-innen

Fächer: Deutsch, Politik, Philosophie ab Oberstufe

Die dreiteilige ARD-Spielfilmreihe Zum Filmarchiv: "Mitten in Deutschland: NSU" thematisiert im ersten Film mit dem Titel "Die Täter – Heute ist nicht alle Tage" die Biografien der Mitglieder der rechtsextremistischen Gruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU). Der Film erzählt von der Herkunft und dem sozialen Umfeld der realen Personen Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe, arbeitet dabei aber deutlich mit fiktionalen Elementen.

Vor dem Film:

a) Sehen Sie sich die folgende Zum Inhalt: Szene (00:02:04-00:05:00) an, die im Dezember 1989 in einer Schule in Jena spielt. Beschreiben Sie den dargestellten Konflikt und die Atmosphäre während der Unterrichtsstunde.

b) Sehen Sie sich die Szene noch einmal an und charakterisieren Sie die beiden Figuren Beate und Anna.

c) Die beiden Freundinnen folgen Beates Cousin in eine Wohngemeinschaft. Beschreiben Sie die Atmosphäre während des Besuchs (00:08:55-00:10:51). Welcher Jugendkultur ordnen Sie einen Großteil der in der Szene agierenden Figuren zu?

d) Teilen Sie die Lerngruppe in A und B auf.
Gruppe A: Lesen Sie folgenden Zum externen Inhalt: bpb-Artikel (öffnet im neuen Tab) und arbeiten Sie Geschichte, soziokulturelle Hintergründe und Wertvorstellungen der Punk-Bewegung in Deutschland heraus und halten Sie diese fest.
Gruppe B: Lesen Sie folgenden Zum externen Inhalt: bpb-Artikel (öffnet im neuen Tab) und arbeiten Sie Geschichte, soziokulturelle Hintergründe und Wertvorstellungen der Skinhead-Bewegung heraus.

Während des Films:

e) Achten Sie innerhalb Ihrer Gruppen darauf, inwieweit die von Ihnen erarbeiteten Ergebnisse auf die Darstellung im Film zutreffen. Halten Sie Ihre Ergebnisse stichpunkartig fest.

Nach dem Film:

f) Tauschen Sie sich innerhalb Ihrer Gruppen über Ihre Beobachtungen aus und nehmen Sie gegebenenfalls Ergänzungen vor. Stellen Sie Ihre Ergebnisse der Aufgaben d) und e) der jeweils anderen Gruppe vor.

g) Sehen Sie sich noch einmal die folgende Szene (01:27:36-01:29:02) an, in der Uwe Mundlos Uwe Böhnhardt zurechtweist. Diskutieren Sie, inwieweit sich die im Film dargestellte Clique von Beate, Uwe M. und Uwe B. von anderen Angehörigen der rechtsextremistischen Szene abhebt. Nehmen Sie dabei auch Bezug auf den Mehrfach im Film erwähnten Begriff "Tag X".

h) Erklären Sie den Begriff "führerloser Widerstand" auf Grundlage des Zum externen Inhalt: bpb-Artikels (öffnet im neuen Tab).

i) Erörtern Sie im Plenum, inwieweit sich dieses terroristische Konzept auf die Handlungsstrategien der Figuren im Film und auf den realen NSU übertragen lässt. Beziehen Sie dabei Anfang und Ende des Films mit ein.