Viele Lehrerinnen und Lehrer möchten im Unterricht gerne Filme einsetzen. Doch selbst wenn der ausgewählte Film keine Überlänge hat, scheitert das Vorhaben oft an der Zeit. Eine Doppelstunde reicht meist nicht aus, um einen Film umfassend zu besprechen und die Schüler/-innen verlieren leicht das Interesse, wenn sich die Beschäftigung mit einem Film über viele Wochenstunden hinzieht. Kurzfilme bieten sich deshalb besonders für die filmpädagogische Arbeit an. Was leisten sie und wie lassen sie sich praxisgerecht im Unterricht einsetzen?

Kurzfilm-Kompilationen für die medienpädagogische Arbeit

Die Vorteile des Kurzfilms – in Abgrenzung zum mittellangen Film (30 bis 59 Minuten) und Langfilm (ab 60 Minuten) – liegen auf der Hand. Sie sind nur wenige Minuten lang und können daher im Rahmen einer Unterrichtseinheit mehrfach gezeigt werden. Sie erfüllen damit leichter eine Grundforderung der filmästhetischen Bildung, nämlich das Recht, einen Film zunächst ohne umfassende pädagogische Aufmerksamkeitslenkung sehen zu dürfen, um den eigenen subjektiven Zugang zu finden.

Mittlerweile bieten verschiedene Institutionen – etwa der Bundesverband Jugend und Film (BJF), die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) oder auch das Goethe-Institut – Kompilations-DVDs an. Das liegt auch an der gerade in den letzten Jahren deutlich gestiegenen Nachfrage nach geeigneten Kurzfilmen, insbesondere für den Einsatz in Kindertagesstätten und Grundschulen, die filmkulturelle Bildung anbieten möchten. Dabei werden in der Regel mehrere Kurzfilme zu einem einzigen Thema oder eine Palette an unterschiedlichen Filmen, die unter einem konkreten Gesichtspunkt ausgewählt wurden, speziell zusammengestellt. Eine solche Sammlung ermöglicht eine über die reine Altersempfehlung hinausgehende Auswahl im Unterricht, die sich optimal auf die jeweilige Zielgruppe abstimmen lässt. Die Kompilation umfasst zudem unterschiedliche Inhalte, Erzählstile, Zum Inhalt: Genres und künstlerische Ansätze. Für eine jüngere Zielgruppe sind es häufig Zum Inhalt: Animations- und Kurzspielfilme. Doch sollte man sich nicht scheuen, auch mit Experimentalfilmen, neueren Medienformen wie Musikclips oder Handyfilmen und insbesondere auch mit kurzen Zum Inhalt: Dokumentarfilmen zu arbeiten. Gerade Kinder und Jugendliche haben das natürliche Bedürfnis, sich mit Gleichaltrigen und mit anderen Lebenswelten zu vergleichen.

Kurzfilme für (fast) jedes Fach

Es gibt kein Schulfach, zu dem sich nicht auch für den Unterricht geeignete Kurzfilme finden lassen. Dabei liegt der Schwerpunkt ähnlich wie bei den Langfilmen in den Fächern Deutsch oder Deutsch als Fremdsprache, Kunst, Ethik, Religion und – insbesondere bei fremdsprachigen Filmen – im Sprachenunterricht. Die filmästhetische Bildung beziehungsweise der Erwerb von Medienkompetenz beginnt mit dem Hör-Seh-Verständnis von Zum Inhalt: Farben und Formen und verweist damit bereits auf das filmkulturelle Erbe. Denn als die Bilder laufen lernten, entstanden zunächst nur Kurzfilme – man denke an die Werke des französischen Filmpioniers Georges Méliès, etwa an seinen Zum Inhalt: Science-Fiction-Film "Die Reise zum Mond" (1902) oder an die frühen Zum Inhalt: Slapstick-Filme von Charlie Chaplin.

Besonders geeignet sind Kurzfilme für die Entwicklung kommunikativer, sozialer und interkultureller Kompetenzen. Und dazu gehören neben der Anregung der kindlichen Fantasie auch die Überwindung von Ängsten, Ausgrenzung und Vorurteilen bis hin zur Inklusion. Und je tiefer die jungen Zuschauer/-innen durch wiederholtes Hör-Sehen eines Kurzfilmes in die Materie eindringen, Verbales und Nonverbales wahrnehmen, benennen und reflektieren können, desto einfacher fällt es ihnen in der Regel auch, einzelne Zum Inhalt: Szenen zu beschreiben, eigene Texte zu formulieren oder gar unter Anleitung, beispielsweise mit einem Handy oder Tablet, einen eigenen Kurzfilm zu drehen.

Einsatz in der Praxis

Wie man in der Praxis einen Kurzfilm im Unterricht einsetzt, hängt von zahlreichen Faktoren ab, zum Beispiel von der Altersstufe, der Zusammensetzung der Zielgruppe (etwa auch im unterschiedlichen Sprachverständnis), von den angesprochenen Inhalten und Themen und nicht zuletzt von der ästhetischen Form. Dabei sollte man als Lehrende/-r offen für überraschende Erfahrungen sein. Kinder nehmen einen Film oft anders wahr als Jugendliche oder Erwachsene und es ist immer wieder verblüffend, was sie ohne großes Vorwissen oder gar Fachkenntnisse in einem Film sehen und entdecken. Daher hat es sich bewährt, vor einem Kurzfilm allenfalls Erwartungshaltungen und Assoziationen zum Titel oder einem Filmbild abzufragen und im Anschluss einen ungestörten ersten Filmgenuss zu gewährleisten. Nach der Sichtung lassen sich unterschiedliche Wahrnehmungen abfragen und bereits kurz auf einzelne Figuren oder Aspekte eingehen. Nach der zweiten Sichtung, vor der dann schon Beobachtungsaufgaben gestellt werden können, etwa zu einzelnen Figuren, Aspekten oder zum Zum Inhalt: Ton, lassen sich diese Aspekte vertiefen und anhand der Ergebnisse aus der ersten Sichtung strukturieren. Je nach der insgesamt zur Verfügung stehenden Zeit und Länge des Kurzfilms können dann in weiteren Sichtungen oder Teilsichtungen einzelner Zum Inhalt: Sequenzen verschiedene Aspekte des Films genauer herausgearbeitet werden, beispielsweise unter Zuhilfenahme von Arbeitsblättern. Ergänzt wird das in einem kreativen Schaffensprozess eigener Texte und Bilder.

Wichtiger Hinweis:

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Zum Inhalt: Filmarbeit und UrheberrechtFilmarbeit und Urheberrecht

Inhalt und Form bedingen sich – auch beim Kurzfilm

So praktikabel, vielfältig und effektiv der Einsatz von Kurzfilmen im Unterricht auch sein mag – beim Kurzfilm ist genauso wie bei einem Langfilm zu beachten, dass es sich um eine Kunstform handelt. Die künstlerische Umsetzung und die Auswahl der filmsprachlichen Mittel sind daher genauso zu berücksichtigen wie die thematischen Aspekte. Darauf hat der französische Filmpädagoge Alain Bergala bereits 2003 in seinem Buch "Kino als Kunst – Filmvermittlung an der Schule und anderswo" hingewiesen. Es reicht daher nicht, den Kurzfilm beispielsweise ausschließlich für Wortschatzübungen zu "benutzen". Zu beachten ist auch, dass sich ein Kurzfilm von einem Langfilm nicht allein durch die Filmlänge unterscheidet. Er ist in der Erzählstruktur deutlich weniger komplex als ein Langfilm, er muss seine Geschichte mit einer kleinen Anzahl von Figuren und Aspekten ohne lange Zum Inhalt: Exposition schnell entwickeln und auf den (Höhe- und Abschluss-)Punkt bringen. Die Kurzfilm-Kompilationen der verschiedenen Anbieter tragen dem Rechnung. Sie sind bestens für den Einsatz im Unterricht geeignet und darüber hinaus mit filmpädagogischem Begleitmaterial versehen, das Inhalt und Form gleichermaßen berücksichtigt.

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