Das Projekt FILMmobil ist ein Filmbildungsangebot vom DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum in Frankfurt am Main. Es ist vor allem im ländlichen Raum Hessens aktiv und richtet sich an Kinder und Jugendliche aller Altersgruppen. Egal ob in Dorfgemeinschaftshäusern, Bibliotheken, Kinos oder Klassenzimmern, das FILMmobil fährt vom osthessischen Obersuhl ins westhessische Herborn, von Höchst im Odenwald bis in den Norden nach Kirchditmold und nutzt dabei alle Wege und Mittel: Die Technik wird von Partnerinstitutionen in der Region geliehen und die Referentinnen und Referenten kommen mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder in Fahrgemeinschaften überall dort hin, wo Interesse an Filmbildung besteht. Das Angebot ist vielseitig gefächert. Neben Kinobesuchen mit anschließenden Filmgesprächen oder Workshops werden auch filmpraktische Seminare zum Thema Filmdreh und Vertonung angeboten. Gerade durch die Kombination der unterschiedlichen Formate, ist es möglich auf jede Anfrage und für alle Anforderungen ein passendes Konzept vorzuschlagen. Der erhöhte Organisations- und Reiseaufwand, um individuell auf jede Gruppe eingehen zu können, lohnt jedoch, denn so hat jeder Workshop einen einzigartigen Charakter. Da sich das Projekt noch in der Pilotphase befindet, fallen derzeit nur geringe Kosten für die teilnehmenden Gruppen an. FILMmobil, wird vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst im Rahmen des Förderprogramms Kulturkoffer finanziert. Caroline Fuchs und Anna Katharina Potzuweit sind bei FILMmobil für die Projektorganisation zuständig und haben die kinofenster.de-Fragen beantwortet.

Was verstehen Sie unter Filmbildung?

Caroline Fuchs:
Filmbildung soll begeistern: Angesteckt von der Neugier auf Film tauschen Kinder und Jugendliche gemeinsam mit den Vermittlerinnen und Vermittlern Erfahrungen aus und lernen voneinander. Dadurch wird Raum geschaffen für Entdeckungen und die Wahrnehmung des bisher Unbekannten. Bei allen verschiedenen Formaten ist es uns aber immer wichtig, neben dem filmischen Werk selbst das Kino als originären Ort der Filmerfahrung lebendig zu halten und zu stärken. Filmbildung ist für uns im DFF damit selbstverständlicher Teil kultureller Bildung.

Warum ist Filmbildung auch oder gerade im ländlichen Raum wichtig?

Anna Katharina Potzuweit:
Im ländlichen Raum sind kulturelle Angebote oft wenig vertreten. Nicht selten ist ein Kino der letzte verbliebene Kulturort und doch schließen viele Kinobetriebe wegen zu geringem Zulauf. In den verbleibenden Filmtheatern wird bei der Programmauswahl deshalb weniger auf größte filmische Vielfalt als auf Publikumsmagnete Wert gelegt. Unsere mobilen Angebote versuchen dem entgegenzusteuern und in die entlegensten Gegenden Hessens seltene Festivalfilme oder Filmklassiker zu bringen. Die junge Generation soll das Kino so wieder als Kulturort erfahren und Lust entwickeln, sich auch auf unbekannte oder außergewöhnliche Filme einzulassen.

Welches Ziel verfolgen Sie mit Ihrem Angebot?

Caroline Fuchs:
Das FILMmobil möchte ein Netzwerk aus filmkulturellen Institutionen, Filmschaffenden und Pädagoginnen und Pädagogen aufbauen. Ob in der Metropol- oder der ländlichen Region dient das Projekt Interessierten als Anlaufstelle für alle Fragen rund um den Bereich Filmbildung. Auf lange Sicht soll ein Pool aus Filmvermittlerinnen und Filmvermittlern in ganz Hessen entstehen. Interessierte Pädagoginnen und Pädagogen sind eingeladen, aus bisherigen Erfahrungen zu lernen und eigene Formate zu entwickeln. Für Lehrinnen und Lehrer bieten die Angebote des FILMmobils eine Gelegenheit, Methoden der Filmvermittlung kennenzulernen, die sie später eigenständig im Unterricht anwenden können.

Welche Herausforderungen sehen Sie in Bezug auf Filmbildung im ländlichen Raum?

Anna Katharina Potzuweit:
Eine der größten Herausforderungen im ländlichen Raum sind vor allem die langen Wege, die es zurückzulegen gilt. Diesem Mobilitätsproblem sehen sich sowohl die Filmvermittlerinnen und Filmvermittler als auch die Schulgruppen und Jugendlichen gegenüber, die sich Filme im – weit entfernten – Kino anschauen wollen. Außerdem muss ein generelles Umdenken stattfinden, Film als Kulturgut wahrzunehmen und anzuerkennen. Dazu sollte der Zugang zur vielfältigen Filmkultur gerade in ländlichen Gebieten stetig weiter ausgebaut werden, sowohl im Bildungs- als auch im Freizeitbereich.

Stichwort: Digitalpakt/digitaler Wandel: Wie schätzen Sie in diesem Zusammenhang die zukünftige Entwicklung im ländlichen Raum ein?

Caroline Fuchs:
Gerade der Ausbau der digitalen Möglichkeiten an Schulen kann den Zugang zur Filmbildung wesentlich verbessern, wenn die Nutzung von Filmausschnitten und Tablets zum täglichen Arbeiten gehört. Trotz dieser technischen Entwicklungen durch den digitalen Wandel bleibt es aber weiterhin die Aufgabe der Filmvermittlerinnen und Filmvermittler, ihre Expertise im Austausch mit den Jugendlichen weiterzugeben und Neugier für die Arbeit mit Film zu wecken. Deshalb ist es zentrales Anliegen des DFF, Leidenschaft für Film und Filmkunst zu entfachen, um ein nachhaltiges Interesse an der Kunstform und dem Kino als Ort der gemeinschaftlichen Rezeption und Auseinandersetzung zu fördern.