Die Zum Inhalt: Romanverfilmung Zum Filmarchiv: "Maikäfer, flieg!" schildert die Erlebnisse der neunjährigen Christine im Frühjahr 1945 und nimmt dabei größtenteils die Sicht des aufgeweckten und vorlauten Mädchens ein. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa (8./9. Mai 1945) versucht sie, sich einen Reim auf die zerrüttete Welt der Erwachsenen zu machen. Denn der Krieg bringt für sie viele groteske und kaum erklärbare Ereignisse mit sich.

Aufwachsen in Kriegszeiten

Analog zur Ich-Erzählung im Roman Zum Inhalt: kommentiert die Protagonistin ihre Beobachtungen gelegentlich aus dem Zum Inhalt: Off. So hören wir sie gleich zu Beginn sagen: "Es ist schon lange Krieg. Ich kann mich überhaupt nicht mehr erinnern, dass einmal kein Krieg war." Da sie 1936 geboren wurde, also drei Jahre vor Kriegsbeginn im September 1939, hatte sie Friedenszeiten kaum mehr bewusst erlebt.

Beim Stöbern in einem Trümmerhaufen hören wir zu Beginn die Stimme Christines das Zum Inhalt: titelgebende Kinderlied singen: "Maikäfer flieg, der Papa ist im Krieg. Die Mama ist im Pulverland, Pulverland ist abgebrannt, Maikäfer flieg!" Am Ende des Films wird sie die Verse wieder singen, diesmal aber auf Russisch – eine unüberhörbare Metapher der Völkerverständigung. Anders als das einsame Kind im Lied hat Christine allerdings noch beide Eltern. Auch gut 70 Jahre nach Kriegsende kennen noch viele Menschen im deutschsprachigen Kulturraum verschiedene Versionen dieser wahrscheinlich Jahrhunderte alten Volksweise, vielleicht gerade weil sie von einer tiefen Paradoxie zwischen besänftigender Melodie und einer inhaltlichen Katastrophe, dem mutmaßlichen Verlust der Eltern in Kriegszeiten, geprägt ist.

Flucht vor der Bombardierung

Christine findet im Schutthaufen vor dem zerstörten Haus der Großeltern in Wien eine Schachtel mit Christbaumkugeln, die unversehrt geblieben sind. Die Zerstörungen stammen von einem Luftangriff der alliierten Streitkräfte, die erst ab August 1943 Ziele in Österreich bombardierten. Christines Mutter flüchtet mit ihren beiden Töchtern durch einen langen Kanal – eine Anspielung auf den Filmklassiker "Der dritte Mann" (1949) – in die große Zum Inhalt: Villa des gefallenen NS-Offiziers von Braun am Wiener Stadtrand. Vor den Bomben flüchtend wird auch die Witwe von Braun mit ihrem kleinen Sohn Gerald dort wieder einziehen. Vor der anrückenden Roten Armee sind viele NS-Funktionäre und Amtsträger mit ihren Familien rechtzeitig geflohen.

Maikäfer, flieg!, Szene (© W-film)

Christines Mutter folgt einer behördlichen Anweisung, denn auf einem Plakat an einer Mauer steht zu lesen: "Wien ist zum Verteidigungsbereich erklärt worden. Frauen und Kindern wird empfohlen, die Stadt zu verlassen." Auch in deutschen Städten mussten nach schweren alliierten Luftangriffen viele Familien in Notquartiere umziehen oder wurden in unzerstörte Landgemeinden umgesiedelt. Nach der Zerstörung ihres Hauses kündigt die Mutter an, jetzt einen "Bombenschein" zu besorgen. Sie hat gehört, "da bekommt man Decken und Schuhe mit Ledersohlen." Solche Bescheinigungen wurden damals von den Behörden für "Ausgebombte" ausgestellt, die durch die Luftangriffe ihr Hab und Gut verloren hatten.

Der Vater im Versteck

Unterwegs wird Christines Familie an einem Kontrollposten von SS-Männern angehalten, darf aber passieren. Was mit der Handvoll Menschen passiert, die die SS-Männer festgenommen haben, bleibt offen, später ist im Radio aber von Erschießungen durch die SS die Rede.

Kaum in der Villa angekommen, steht Christines Vater Walter vor der Tür. Er hat als deutscher Wehrmachtssoldat an der Ostfront gedient und ist mit Granatsplittern im Bein aus dem Lazarett geflohen. "Jetzt ist der Papa ein Deserteur", sagt Christine. "Deserteure werden erschossen", ergänzt ihre Schwester. Folgerichtig muss sich der Vater im Haus verstecken. Als kurz darauf die ersten Soldaten der Roten Armee eintreffen, verbrennt die Mutter seine Uniform. Die sowjetischen Soldaten schöpfen zwar Verdacht, als sie Walter entdecken, er kann sich aber mit der Diagnose "Knochentuberkulose" herausreden. Vom sowjetischen Vormarsch hört man kurz vorher schon im Radio: "Die sowjetischen Truppen haben den Donaukanal erreicht. Die Brücken wurden von der deutschen Wehrmacht gesprengt. Wien liegt unter schwerem Artilleriefeuer."

Kriegsende in Österreich

Die Schlacht um Wien dauerte jedoch nicht lange, sie endete bereits am 13. April 1945. Während im Umland der Stadt noch gekämpft wurde, begannen die politischen Gespräche, die zur Neugründung Österreichs führten. Die Republik Österreich war 1938 vom NS-Regime annektiert und ins Deutsche Reich eingegliedert worden. Die staatliche Wiederherstellung Österreichs wurde bereits 1943 in der Moskauer Deklaration von den USA, der Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich als Kriegsziel festgelegt.

Am 27. April 1945 wurde die Unabhängigkeit Österreichs ausgerufen, zwei Tage später trat eine provisorische Staatsregierung zusammen. Am 1. Mai wurde die Bundesverfassung von 1920 in der geänderten Fassung von 1929 wieder in Kraft gesetzt, während in anderen Landesteilen die Alliierten erst Anfang Mai einrückten.

Kurz vor Kriegsende wird die Sehnsucht nach einer endgültigen Waffenruhe immer größer. So sagt Christines Vater bei seiner Ankunft: "Für mich ist der Krieg aus." Und von einem sowjetischen Soldaten erfährt das Mädchen am 1. Mai, dass der Krieg in Österreich zwar beendet ist, aber noch nicht in Deutschland. Die Neunjährige kann die Tragweite des Gewaltgeschehens noch nicht erfassen, sie genießt aber sichtlich die Freiheit, die die kriegsbedingte Anarchie mit sich bringt. In einem familiären Disput über den Gebrauch von Schimpfwörtern sagt sie einmal: "Ich werde alles tun, damit die Zeiten niemals mehr normal werden."

Maikäfer, flieg!, Szene (© W-film)

Überleben angesichts von Krieg und Hunger

Während die Erwachsenen große Angst vor den Rotarmisten haben, zeigt sich Christine gänzlich unbeeindruckt. Kurze Zeit später flirtet aber auch Frau von Braun mit dem sowjetischen Major, der die Einheit befehligt, die im Haus der von Brauns Quartier nimmt. Christine geht offen auf die russischen Soldaten und Soldatinnen zu und freundet sich schnell mit dem Koch Cohn an, der eigentlich ein jüdischer Schneider aus Leningrad ist und ein wenig Deutsch spricht. Cohn, der von einigen Kameraden rüde behandelt wird, kümmert sich liebevoll um das Mädchen. Diese außergewöhnliche Freundschaft sei ein "Symbol der Menschlichkeit in einer unmenschlichen Zeit", befand das Institut für Friedenspädagogik Tübingen schon für den Roman von Christine Nöstlinger.

Cohn versorgt die hungernde Familie Christines auch mit einem Topf voller Fleisch. Christls Mutter kann ihr Glück kaum fassen. Ihre Töchter klagen oft über Hunger, sie selbst hat für ihre "Scheißlebensmittelkarten" nichts Essbares mehr bekommen. Solche Karten wurden im Krieg ausgegeben, um rationierte Güter gerechter zu verteilen. Der buchstäbliche Kampf ums Überleben bringt die hungrige Christine auf die Idee zu plündern: Im Haus eines geflohenen Forstrats findet sie Gänseleberwurst und Einweckgläser.

Auch Christines Vater kommt mit den sowjetischen Soldaten erstaunlich gut aus, unter anderem weil er Russisch spricht. Er trinkt Wodka mit ihnen und repariert ihre Uhren. In einer Zum Inhalt: Schlüsselszene gelingt es Walter, einen lebensgefährlichen Gewaltausbruch zu verhindern. Ein betrunkener sowjetischer Feldwebel rastet aus, weil seine Pistole verschwunden ist, die Gerald an sich genommen hat. Der Feldwebel befürchtet eine öffentliche Degradierung und droht, um sich zu schießen. Der Vater nimmt den Feldwebel in den Arm und tröstet ihn auf Russisch: "Du bist der beste Offizier, den Kamerad Stalin je gesehen hat. Stalin ist nicht böse. Stalin verzeiht dir. Mehr noch, Stalin ist stolz auf dich. Er wird dir noch mehr Orden verleihen." Die beiden versichern sich schließlich: "Du bist mein Freund."

Leben nach dem Krieg

Am Ende wird die sowjetische Einheit nach Deutschland verlegt. Christine will extra früh aufstehen, um den Abzug zu verfolgen, verschläft jedoch. Am liebsten würde sie in Cohns Gartenhaus wohnen bleiben, doch die Familie zieht zurück nach Wien. Die Lage entspannt und normalisiert sich. Schon beim Truppenabzug hört man im Radio: "Die vier alliierten Mächte England, Amerika, Frankreich und die Sowjetunion haben eine Deklaration über die Einrichtung von vier Besatzungszonen in Österreich beschlossen." Zugleich wurde Wien zur Vier-Sektoren-Stadt wie Berlin erklärt, wobei die Besatzungsmächte die "Innere Stadt" gemeinsam verwalteten. 1955 erhielt die Republik durch einen Staatsvertrag mit den vier Mächten ihre Souveränität zurück – Jahrzehnte vor Deutschland.

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