Tobias Krell geht seit 2013 als Reporter Checker Tobi in der gleichnamigen und preisgekrönten KiKA-Sendung Wissensfragen auf den Grund, die Kinder im Grundschulalter interessieren. 2019 entstand der Kinofilm (Martin Tischner, DE 2019) zum Thema Wasser. Seit 2021 ist er Ko-Moderator der KiKA-Quiz-Sendung "Die beste Klasse Deutschlands" . Zudem übernimmt er seit einigen Jahren auf der Berlinale Einführungen und Filmgespräche in der Kinder- und Jugendfilmsektion Generation, seit 2021 ist er Leiter und Kurator des Kinderfilmfests beim Filmfest München. In seinem zweiten Kinofilm Zum Filmarchiv: "Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen" (Johannes Honsell, DE 2023) beschäftigt er sich mit dem Element Luft.

Wichtiger Hinweis:

Unter dem Podcast finden Sie das Gespräch mit Tobias Krell auch in schriftlicher Form. Der Text weicht von der Hörfassung leicht ab.

kinofenster.de: Tobias Krell ist das Gesicht des deutschen Kinderfernsehens. Seit zehn Jahren ist er als Checker Tobi unterwegs und erklärt kleinen und großen Zuschauer/-innen die Welt. Das macht er ab jetzt auch in seinem zweiten Kinofilm "Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen" . Mein Name ist Anna Wollner und ich habe mit Checker Tobi gesprochen. Für den Film reiste er um die halbe Welt, um das Element Luft zu erkunden und ich habe ihn gefragt, was die Ausgangsidee war und was die größte Schwierigkeit in der Umsetzung.

Tobias Krell: Die Ausgangsidee war tatsächlich – nachdem der erste Film mit dem Thema Wasser gut angekommen ist und viele Leute den gerne geguckt haben – einen zweiten Film zu machen. Wir haben erst einmal in ganz viele Richtungen gedacht und sind dann doch auf die Idee zurückgekommen: "Okay, dann lass uns das nächste Element nehmen!" und wieder einen Film machen, der dieses Rezept "Rätsel und Fiktion trifft auf Dokumentarisches (Glossar: Dokumentarfilm) nimmt und diesmal nehmen wir nicht das Wasser, sondern ein anderes Element: die Luft. Von da aus haben wir dann tolle Orte (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set), tolle dokumentarische Geschichten gesucht und parallel versucht, irgendwie die fiktionale Handlung einzuflechten und die Figur von Marina daran anzuknüpfen, die es in meiner Biografie wirklich gibt. Genau das Gleiche gilt für Frau Vogelsang. Die größte Herausforderung war die Pandemie, denn wir haben einen Film gemacht, der auf quasi allen Kontinenten spielt, mitten in einer Pandemie, in der man nicht reisen darf. Und das hat uns lange Zeit viele Steine in den Weg gelegt. Aber am Ende ist ja doch alles gut gegangen.

kinofenster.de: Der Film hat einen dokumentarischen Ansatz, eingebettet in die Spielfilmhandlung (Glossar: Zum Inhalt: Spielfilm), auch wenn es darin autobiografische Elemente von dir gibt. Es gibt zum Beispiel die Schatzsuche als Spielfilmhandlung. Warum setzt ihr wieder auf diese Mischung aus dokumentarischem und spielerischem Ansatz?

Tobias Krell: Weil wir als Fernsehsendung, die "reportagig", also dokumentarisch ist, immer schon fanden, auch beim ersten Film, dass, wenn wir was für die große Leinwand machen und das Ganze von 25 Minuten auf 90 Minuten ausdehnen, wollen wir auch ein richtiges Kinoerlebnis schaffen. Und dann macht es uns einfach Spaß, eine Spielfilmhandlung darüber zu legen. Beim ersten Film ist das so entstanden mit diesem sprechenden Rätsel und beim zweiten Film dachten wir auch wieder an ein Rätsel, das sich diesmal von Station zu Station noch ein bisschen dichter erzählen lässt, dass es etwas Indiana-Jones-Mäßiges hat, wenn wir den Checker auf eine Entdeckerreise schicken.

kinofenster.de: Wie wichtig war es euch, dass wir beim Zuschauen vor allem dich als Schauspieler wahrnehmen und nicht als Moderator?

Tobias Krell: Ich würde sagen, dass ich in der Fernsehsendung auch nicht Moderator bin, sondern Reporter. Das ist ein wichtiger Unterschied. Ich bin derjenige, der einfach losgeht und Sachen herausfindet und nicht der, der sagt: "Und jetzt kommt mal mit, denn jetzt treffen wir hier", sondern: "Lieber Ziegenbauer Günther, erzähl mir mal, warum haben denn deine Ziegen nur unten Zähne und oben nicht?" und einfach nachfragt. Ich bin auch in diesem Film der fragende Mensch, also Tobi. Aber an dem Punkt, wo wir dann die fiktionale Erzählung darüberlegen, kommen zwangsweise Situationen zustande, in denen ich dann Schauspieler sein muss. Ich will überhaupt nicht als Schauspieler wahrgenommen werden, sondern es soll schon nach wie vor Checker Tobi bleiben. Nur, dass ich als Tobi diesen Checker Tobi noch nicht einmal spiele, denn das bin ja auch irgendwie ich. Das ist komisch zu beschreiben. Das war für mich auch die größte Herausforderung, schauspielerische Zum Inhalt: Szenen zu spielen. An den Stellen geht das eine so ein bisschen in das andere über.

kinofenster.de: Wie viel war denn tatsächlich geschrieben, also in einem Zum Inhalt: Drehbuch vorformuliert? Und wie viel echte, nicht geprobte Situationen gab es vor der Kamera? Und wie seid ihr dann auch damit umgegangen?

Tobias Krell: Es gab keine Dialoge, sondern wenn was geschrieben war, dann im Sinne von "Tobi und Marina öffnen die Kiste und betrachten die Gegenstände". Auch die Spielszenen (Glossar: Szenen) waren immer improvisiert und wir haben einfach geguckt, was uns gerade so einfällt – abgesehen von der Weltraumszene, für die es natürlich einen Text gab. Aber ansonsten war es improvisiertes, semi-dokumentarisches Schauspiel. Man kann natürlich nur einmal in ein indigenes Dorf reinlaufen und man kann die Menschen dort auch nicht anweisen: "Jetzt freut euch noch mal, dass da Gäste kommen!". Das macht man einmal und dann ist es so.

kinofenster.de: Das Thema des Films ist saubere Luft. Warum brauchen wir saubere Luft?

Tobias Krell: Weil wir ohne Luft nicht leben können und weil die Atmosphäre, dieser Schutzschild um unsere Erde herum, in der die Luft sein kann, das Leben auf der Erde überhaupt erst ermöglicht. Und weil innerhalb dieses Schutzschildes die Balance so wichtig ist. Darüber macht man sich normalerweise keine Gedanken. Aber die Zusammensetzung unserer Luft, wie viel Prozent Sauerstoff, wie viel Stickstoff und so weiter, ist elementar für alles, was hier lebt und ist. Es ist dieses Element, was man weder sehen noch anfassen kann noch sonst irgendwas, das immer da ist, dass aber für uns so eine existenzielle Notwendigkeit hat.

kinofenster.de: Ihr reist im Film von Deutschland nach Vietnam, in die Mongolei und nach Brasilien. Gerade bei einem Film, in dem es um das Thema Umwelt geht, wie ökologisch und nachhaltig war der Dreh?

Tobias Krell: Natürlich war das gar nicht ökologisch und nachhaltig. Wir haben einen riesigen Fußabdruck ausgelöst und natürlich haben wir im Nachhinein alle Reisen ausgeglichen. Aber trotzdem schickt man acht Leute in die Welt und das macht einen ordentlichen CO2-Fußabdruck. Das Einzige, was das Ganze rechtfertigen kann, ist, dass wenn man acht Leute um die Welt schickt und die diese Geschichten mitbringen, man im besten Fall Hunderttausende erreicht, die diese Geschichten sehen. Dass sich das dann im Verhältnis rechtfertigen lässt. Die Wahrheit ist, dass es in der Klimakrise kein richtig und falsch gibt, sondern es immer genau die Widersprüche sind, die wir aushalten müssen. Das gilt auch für die Klimaforscher/-innen. Die reisen ans Ende der Welt, um etwas für unsere Natur und gegen die Klimakrise zu tun, müssen dafür aber auch fliegen und reisen. In diesem Widerspruch findet alles statt. Leider.

kinofenster.de: Welche Rolle spielen Film und Fernsehen denn allgemein bei der Wissensvermittlung?

Tobias Krell: Die können, glaube ich, eine ganz große und tolle Rolle spielen. Es kommt ein bisschen darauf an, was eine Sendung will. Ich finde es total legitim, dass Sendungen einfach nur unterhalten wollen. Aber was wir machen und versuchen mit der Sendung, nämlich spielerisch Wissen zu vermitteln, ist auf jeden Fall eine gute Sache, weil wir im besten Fall Emotionen erzeugen. Und wenn man was emotional erlebt, dann merkt man sich Sachen noch besser. Wenn man lacht beim Lernen, bleibt es besser hängen, weil man sich an die Emotionen erinnert. Und da haben Film und Fernsehen auf jeden Fall in irgendeiner Form ein Mittel, dass der Schulunterricht zumindest in der Größe der Zeit nicht immer haben kann.

kinofenster.de: Du bist um die halbe Welt gereist für den Film. Was war für dich persönlich die eindrücklichste Erfahrung?

Tobias Krell: Ich glaube wirklich, das war das gerodete Feld in Brasilien. Wir waren in einem Teil des Regenwaldes, wo Brandrodung stattgefunden hat, und zwar nicht genehmigte Brandrodung, wo der Lebensraum von Menschen, Tieren, Pflanzen einfach abgeholzt wird. Das ist so absurd, weil wahrscheinlich jeder Mensch weiß, dass wir ein Problem damit haben, dass der Amazonas abgefackelt wird. Auch in Deutschland wissen wir, dass das etwas mit uns zu tun hat, so abstrakt es klingt. Aber wenn man dann dort steht und die Menschen kennenlernt, deren Lebensraum das ist, dann trifft einen das natürlich ganz anders oder mich zumindest.

kinofenster.de: Tobi, ganz herzlichen Dank für das Gespräch.

Tobias Krell: Vielen Dank dir.