Gereifter Held

Mit dem dritten Röcheln haucht der Froschkönig endgültig sein Leben aus. Schlimmer als der Tod des Schwiegervaters aber wiegt für Shrek, dass er von nun an das Königreich Weit Weit Weg regieren soll – eine Aufgabe mit der sich der despektierliche Oger schlichtweg überfordert fühlt. Seinen einzigen Ausweg sieht er darin, Artus zu finden, einen Cousin seiner Ehefrau Fiona und gleichermaßen Anwärter auf den Thron. Gemeinsam mit seinen treuen Freunden Esel und Gestiefelter Kater macht sich Shrek auf die Suche nach dem erhofften "Ersatzkönig". Die Albträume, die er schließlich auf der Reise auszustehen hat, sind jedoch ganz anderer Natur: Vor der Abreise eröffnete ihm seine geliebte Fiona, dass sie schwanger ist

Es war einmal ein Oger...

Im Jahr 2001 gehörte ("Shrek" , Andrew Adamson, Vicky Jenson, USA 2001) zu den Pionieren der vollständig computeranimierten Langfilme, wobei allerdings die Technik noch etwas unausgereift war. Mittlerweile zählen die Computeranimationsfilme (Glossar: Zum Inhalt: CGI) aus dem DreamWorks-Studio zur Speerspitze der Zum Inhalt: Gattung und die technischen Fortschritte sind unübersehbar. Gerade "Shrek der Dritte" setzt durch den Realismus und die Detailgenauigkeit, mit der sich seine Protagonisten/-innen bewegen, neue Standards.

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Auch inhaltlich ist das "Shrek" -Universum komplexer geworden. Insbesondere der titelgebende Held ist in seinem Charakter gereift. Er hat sich verliebt und geheiratet, um die Anerkennung seiner Schwiegereltern gekämpft und Beziehungskrisen durchstanden. Stellte sich Shrek im ersten Teil als selbstverliebter, schmutziger, rülpsender Oger vor, so muss er sich nun pflegen und in höfische Kleidung zwängen: Der biografische Ballast dieser Figur geht leider auf Kosten der anarchischen Sorglosigkeit der ersten beiden Folgen.

Zugleich verstecken sich hinter lustvoller Parodie und frechen Seitenhieben doch dauerhaft ernsthafte Themen. "Shrek – Der tollkühne Held" und die Fortsetzung "Shrek – Der tollkühne Held kehrt zurück" ("Shrek 2" , Andrew Adamson, Kelly Asbury, Conrad Vernon, USA 2004) plädieren auf unkonventionelle Weise für Toleranz: Menschen (und Oger) sollen nach ihrem Charakter und nicht nach ihrem Aussehen beurteilt werden. Im dritten Teil hingegen rückt das Thema Verantwortung in den Vordergrund. Ein Königreich muss regiert werden, der Nachwuchs will umsorgt sein – ernste Themen für einen Animationsfilm. Eingebettet wird diese Zum Inhalt: Coming-of-Age-Geschichte in die aberwitzigen Verstrickungen, in die Shrek und seine Freunde bei der Suche nach einem alternativen Thronfolger geraten; hinzu kommt ein schurkischer Plan des ebenso eitlen wie neidischen Prinz Charming, der alle bösen Märchengestalten hinter sich versammelt, um Shrek zu ermorden und die Macht im Königreich an sich zu reißen.

Regel und Regelverstoß

Die "Shrek" -Serie hat es sich zur Regel gemacht, lustvoll Märchen, Sagen, die Disney-Welten, populäre Filme und die Gegenwartskultur zu parodieren. In ihrem Reich sprießen Fast-Food- und Nobel-Ketten aus dem Boden, Märchenfiguren werden ins Exil geschickt, das Trällern von Liedchen hat für Singvögel fatale Folgen und Oger werden in menschliche Prinzessinnen verhext. Der Bruch mit gesellschaftlichen und erzählerischen Konventionen macht auch vor dem Protagonisten nicht Halt, der eigentlich zu unansehnlich und unerzogen für einen "Helden" ist. Wie mittlerweile in Animationsfilmen üblich, qualifizierten sich die "Shrek" -Filme durch Figurenzeichnungen und Handlungswitz als gute Familienunterhaltung, sprechen aber auch Jugendliche und Erwachsene mit ihren vielfältigen Anspielungen und doppeldeutigen Dialogen an. Mittlerweile ist der respektlose Umgang mit Märchen und Popkultur zum Markenzeichen für "Shrek" geworden und bestimmt die Erwartungshaltung an alle Fortsetzungen der Reihe (Glossar: Zum Inhalt: Sequel). Wie schwer es ist, sich immer wieder aufs Neue gegen die Konventionen aufzulehnen ohne sich selbst zu wiederholen, zeigt insbesondere "Shrek der Dritte" .

Und wenn sie nicht gestorben sind...

Noch im ersten Teil bekleidete Shrek die Rolle des Außenseiters, wenngleich er nach und nach die Sympathien der Zuschauenden gewann. Durch die Rettung der Prinzessin schließlich wurde der Sonderling gar zum allseits beliebten Helden – und der schöne, charakterlich aber durchtriebene Prinz Charming zum lächerlichen Feindbild. Mittlerweile, im dritten Teil, wirkt Shrek ein wenig müde. In vielen Zum Inhalt: Szenen hat er bereits das Feld geräumt für seinen beiden Zum Inhalt: Sidekicks Esel und Gestiefelter Kater, seine Ehefrau Fiona oder Prinz Charming. Zunehmend rücken die Nebenrollen ins Zentrum der Aufmerksamkeit und der eigentliche Protagonist wird stellenweise zum Stichwortgeber. Die steilste Karriere hat dabei der Gestiefelte Kater gemacht. Als Ogerjäger und "Latin Lover", der seine Gegner/-innen schließlich mit einem Miezekätzchenblick niederstreckt, wurde er im zweiten Teil eingeführt. Nun steht er Shrek zur Seite und kabbelt sich mit dem nervtötenden Esel, der mittlerweile mit seiner Drachenbraut für Nachwuchs gesorgt hat.

Wenn ein Film einer solchen Medienoffensive unterliegt wie "Shrek" , dann muss er diesen Status selbstreflexiv ironisieren. So finden sowohl der Anfang als auch das Finale des dritten Teils auf einer Theaterbühne statt: Der Oger ist in seinem fiktiven Universum bereits zur Geschichte geworden.

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