Jeden Morgen liegt ein weiter Weg vor dem elfjährigen Jackson und seiner jüngeren Schwester Salomé. Um in die Schule zu gelangen, müssen sie eine 15 Kilometer lange Strecke zurücklegen. Und der Weg durch die kenianische Savanne ist gefährlich. Vor allem vor den Elefanten müssen sich die Kinder in Acht nehmen. Nicht weniger abenteuerlich ist der 22 Kilometer lange Weg durch das Atlasgebirge, den die zwölfjährige Zahira jeden Montag zu Fuß geht, um in das Internat zu kommen. 18 Kilometer wiederum liegen zwischen dem Haus der Familie des elfjährigen Carlos in Ostpatagonien und dessen Schule. Aber immerhin hat Carlos ein Pferd – und manchmal lässt er auch seine jüngere Schwester reiten. Ohne die Hilfe seiner beiden Brüder wiederum könnte der 13-jährige Samuel aus Indien überhaupt nicht in die Schule gehen. Er sitzt im Rollstuhl – und seine Brüder schieben ihn jeden Tag vier Kilometer über unwegsame Straßen und durch überflutete Felder.

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In eindrucksvollen Bildern zeigt der Zum Inhalt: Dokumentarfilm von Pascal Plisson die Anstrengungen, die die Kinder auf sich nehmen, um in die Schule zu kommen. Insbesondere Totalen (Glossar: Zum Inhalt: Einstellungsgrößen) vermitteln dabei ein Gefühl für die Weite der jeweiligen Landschaften und betonen das Verhältnis zwischen Mensch und Natur. Allerdings wird auch deutlich, dass zumindest einzelne Szenen – wie etwa Jacksons und Salomés Flucht vor einer Elefantenherde – für den Film nachinszeniert wurden, um die Spannung zu steigern und die Gefahr, der sich die Kinder täglich aussetzen, spürbar zu machen. Zudem wirken manche Aussagen der Erwachsenen im Film künstlich. Mit dokumentarischen Mitteln versucht Plisson somit nicht nur, Wirklichkeit abzubilden, sondern auch, eine exemplarische Geschichte zu inszenieren.

Trotz dieser filmgestalterischen Freiheiten eröffnet Auf dem Weg zur Schule spannende Einblicke in die Lebenswelten von Kindern in anderen Ländern. Gerade die Bedeutung von Bildung wird dabei unaufdringlich vor Augen geführt und kann fächerübergreifend im Unterricht zu einer Diskussion anregen. Zugleich aber ist es auch interessant, einzelne Aspekte des Films intensiver zu betrachten: So kann etwa anhand von Zahiras Geschichte darüber gesprochen werden, inwieweit Mädchen oft benachteiligt werden, weil sie nicht zur Schule gehen dürfen. Wie wichtig für den im Rollstuhl sitzenden Samuel die Unterstützung seiner Brüder ist und inwieweit die schulische Ausbildung Jackson dabei helfen kann, später seine Träume zu verwirklichen und den Teufelskreis der Armut zu überwinden, sind weitere spannende Gesprächsthemen.

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