Sénada und Nazif leben mit ihren beiden Töchtern in einem kleinen Ort in Bosnien und Herzegowina. Ausschließlich Roma-Familien haben sich hier angesiedelt. Nazif, der keine Arbeit hat, verdient sich ein wenig Geld, indem er ab und an mit Freunden ein Auto zerlegt und das Metall auf dem Schrottplatz verkauft. Die Familie ist sehr arm, aber sie kommt zurecht. Als die schwangere Sénada über Unterleibschmerzen klagt, stellt sich im Krankenhaus heraus, dass das Ungeborene tot ist. Ihr droht eine Blutvergiftung, sie benötigt dringend medizinische Hilfe. Doch die Familie ist weder krankenversichert, noch hat sie das nötige Geld – fast 500 Euro –, um den Eingriff zu bezahlen. Das Krankenhaus weigert sich, Sénada zu operieren. Die Ärzte schicken sie und Nazif nach Hause zurück.

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Drei Freunde

In der Geschichte des bosnischen Regisseurs Danis Tanović geht es um Leben und Tod. Doch er erzählt sie mit den schlichten Mitteln einer Zum Inhalt: Dokumentation: keine dramatisierende Zum Inhalt: Filmmusik, eine beobachtende Handkamera (Glossar: Zum Inhalt: Kamerabewegungen), gedreht an Originalschauplätzen (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set). Zu weiten Teilen mit Laiendarstellern/innen realisiert, die sich selbst spielen, rekapituliert "Aus dem Leben eines Schrottsammlers" ein wahres Ereignis im Leben von Sénada und Nazif. Durch einen Zeitungsartikel hatte Tanović von dem erschreckenden Vorfall erfahren und die Familie mehrfach besucht. So entstand die Idee zum Film, der in kleinem Team und ohne nennenswertes Budget realisiert wurde. Hat sich Tanović in seinem Oscar-prämierten Kriegsdrama "No Man's Land" (Frankreich, Italien, Belgien, Großbritannien 2001) mit der konfliktbehafteten Vergangenheit seines Landes beschäftigt, gilt sein Augenmerk hier einem bedrückenden Aspekt der Gegenwart: der gesellschaftlichen Diskriminierung von Sinti und Roma.

Die nüchterne dokumentarische Erzählweise bedeutet gerade für junge Zuschauer/innen mit anderen Sehgewohnheiten eine gewisse Herausforderung, sich auf den Film einzulassen. Gleichzeitig jedoch bietet der ungeschönte Blick auf Leben und Alltag einer noch immer weitgehend marginalisierten Bevölkerungsgruppe gute Möglichkeiten, sich in Fächern wie Sozialkunde und Politik mit der sozial-politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Situation der Sinti und Roma auseinander zu setzen. Die erschreckende Gleichgültigkeit, mit der die Gesellschaft auf die existenziellen Nöte von Sénada und Nazif reagiert, kann zudem im Ethikunterricht eine spannende Diskussion über Menschenrechtsfragen sowie über den gesellschaftlichen und individuellen Umgang mit benachteiligten Minderheiten eröffnen. Nicht zuletzt eignet sich die dokumentarische Machart von "Aus dem Leben eines Schrottsammlers" für eine umfassende Analyse der ästhetischen Darstellungsform.

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