Die 25-jährige Deutsch-Türkin Umay flüchtet vor ihrem lieblosen Ehemann aus Istanbul zu ihren Eltern nach Berlin. Sie will dort mit ihrem Sohn Cem ein freies Leben führen. Dass sie ihrer Familie damit viel zumutet, ist ihr bewusst. Sie hofft allerdings, dass die Familienbande stärker sind als gesellschaftliche Konventionen. Doch ihre Eltern und Geschwister werten Umays Ausbruch aus der Ehe als einen schweren Normverstoß und beschließen, die Familienehre zu retten: Cem soll zum Vater in die Türkei zurückkehren, was Umay in letzter Minute verhindern kann. In einem Frauenhaus beginnt für sie und Cem ein neues Leben, dennoch versucht die junge Frau, sich mit ihrer Familie auszusöhnen und erkennt zu spät, dass dies unmöglich ist und ihre Familie auch vor Gewalt nicht zurückschreckt.

Regisseurin Feo Aladag erzählt in ihrem ersten Spielfilm eine Geschichte, die man aus den Nachrichten kennt: Eine junge muslimische Frau kämpft für ihr Recht auf Selbstbestimmtheit und wird dafür von ihrer Familie bestraft. Obwohl Umay im Zentrum des Films steht, wirbt Aladag aber auch um Sympathie und Verständnis für die Familie, die hin und her gerissen ist zwischen ihren Gefühlen für Umay und den sozialem Druck von außen. Trotz einiger Längen zeichnet der Film ein stimmiges Bild vom Versuch einer jungen Muslima, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, auch wenn das den Verlust der Familie, wenn nicht sogar der Heimat bedeutet. Die ruhigen, teilweise Zum Inhalt: Kamerabewegungenstatischen Bilder stehen ebenso wie die zarte Zum Inhalt: FilmmusikMusik in Kontrast zur teilweise aufwühlenden Geschichte, wobei das offene Ende des Films eine Reihe von weiteren Fragen aufwirft.

"Die Fremde" eignet sich als Aufhänger, um im Schulunterricht die Bedeutung der Begriffe "Ehre", "Schande" und die Rolle der Frauen in einer muslimisch geprägten Lebenswelt zu hinterfragen. Dabei bietet es sich an, die Beweggründe der verschiedenen Protagonisten/innen im Film zu analysieren und zu diskutieren. Was behindert eine Verständigung zwischen Umay und ihren Eltern und Geschwistern? In diesem Zusammenhang lässt sich ferner die Situation von jungen Muslimen und Muslimas thematisieren, die in Deutschland leben und kulturell gesehen nicht selten "zwischen zwei Stühlen" sitzen. Da es im Film zudem um Ehrenmord geht, können verschiedene reale Fälle recherchiert werden und damit verbunden allgemeine Werte wie Freiheit, Toleranz oder Selbstverwirklichung diskutiert werden.

Der Text ist lizenziert nach der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 2.0 Germany License.