Die zehnjährige Coraline ist mit ihren viel beschäftigten Eltern in ein altes Haus umgezogen und geht auf Entdeckungstour. In ihrem Zimmer entdeckt sie eine Luke, hinter der sich ein Tunnel öffnet. Coraline gelangt in eine verführerische Parallelwelt – eine Idealversion ihrer alltäglichen Realität. Darin herrscht eine Mutter, die, bis auf die Knopfaugen, ihrer eigenen Mutter gleicht, aber liebevoller scheint. Doch Coralines Begeisterung legt sich schnell, als sie merkt, dass die falsche Mutter sie mit bösen Tricks auf ewig einsperren will. Dabei geraten ihre realen Eltern in Gefahr, doch die mutige Coraline weiß sich zu helfen.

Mit dem Fantasy-Autor Neil Gaiman, der die Romanvorlage (Glossar: Zum Inhalt: Adaption) schrieb, und dem Trickfilmkünstler Henry Selick ("Nightmare before Christmas" , USA 1993) hat sich ein geniales Duo gefunden. Selick inszeniert den Trickfilm (Glossar: Zum Inhalt: Animationsfilm), der sowohl in 3D- wie in 2D-Version (Glossar: Zum Inhalt: 3D-Technik/Stereoskopie) gezeigt wird, in computerunterstützter Stop-Motion-Animation (Glossar: Zum Inhalt: Animationstechniken), einer Technik in der jedes einzelne Filmbild geringfügig verändert und dadurch bewegt wird. Das verleiht "Coraline" eine detaillierte Räumlichkeit und einen raffinierten Verfremdungseffekt, welche die originelle Geschichte auch visuell zur Geltung bringen. Aus der Perspektive des zehnjährigen Mädchens entfaltet sich eine seltsam faszinierende und zugleich bedrohliche Welt mit vieldeutigen Motiven und Bildern. Beispielsweise führt die Anfangssequenz (Glossar: Zum Inhalt: Sequenz), in der eine Stoffpuppe genäht wird, metaphernreich über das Knopfaugenmotiv zu einem unheimlichen Mond.

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Das fantasievolle Werk erweist sich als eine moderne Erzählung, die so abgründig und dank der identitätsstiftenden Heldin und der archetypisch-verschlingenden Mutterfigur auch so beziehungsreich ist wie ein traditionelles Märchen. Für den Deutschunterricht bietet sich entsprechend eine Analyse der märchenhaften und fiktionalen Elemente des Films an. Wie bei Lewis Carrolls Kinderbuchklassiker Alice im Wunderland (1863) gehen Schrecken und Schönheit der Parallelwelt Hand in Hand und sorgen für unvergessliche Bilder, was auch im Kunstunterricht anregend wirken sollte. Mit ihrem unsentimentalen Plädoyer für unperfekte Eltern ist die Geschichte eine Anleitung zum Erwachsenwerden, und besonders das Wechselspiel zwischen Wirklichkeit und alptraumhafter Wunscherfüllung lädt zu näherer Erörterung ein.

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