Lucía ist zehn Jahre alt und wohnt mit ihrer Familie, die dem indigenen Volk der Aymara angehört, und dem Alpaka Panchito auf der Isla del Sol in Bolivien. Ihr Vater ist ihr Held. Sie liebt es, mit ihm am Feuer zu sitzen und seinen Geschichten zu lauschen. Als er nach La Paz aufbricht, um dort nach Arbeit zu suchen, stellt sich Lucía der neuen Herausforderung. Sie hilft ihrer Mutter im Haushalt und beim Verkauf von Schilf-Figuren an Tourist/-innen, passt auf ihre Schwester Maribel auf, hält die Strenge der Mutter aus – und gibt den Glauben an die Rückkehr des Vaters nicht auf. Doch die Monate vergehen, ohne dass die Familie etwas von ihm hört. Zunehmend verschlechtert sich ihre Lage: Das Geld geht aus, die Mutter verzweifelt zusehends, Maribel hat den Vater fast vergessen. Bei Lucía dagegen vermischen sich reale Erinnerungen und mythische Erzählungen. So verfestigt sich die Vorstellung, ihr Vater könne der Sohn der Sonne sein, der der Isla del Sol einst ihren Namen gegeben hat. Als er schließlich zurückkommt, erkennt Lucía ihn nicht wieder. Aber nicht er hat sich verändert, sondern Lucía, die erwachsen geworden ist.

In ihrem Debütfilm erzählt Catalina Razzini vom Leben auf der Sonneninsel im bolivianischen Titicacasee, die für die Regisseurin (Glossar: Zum Inhalt: Regie) "ein magischer Ort" ist. Das zeigt sie nicht nur in malerischen Landschaftsansichten und in der Integration der Aymara-Kultur, die durch das Kunsthandwerk, das Alpaka oder die bunten Röcke (Glossar: Zum Inhalt: Kostüm/Kostümbild) der Mädchen im Film immer präsent ist, sondern auch im Original-Filmtitel "Cuidando al Sol" ("die Sonne behüten"). Dieser verweist auf eine Legende, nach der der Sonnengott Inti seinen Sohn als ersten Herrscher der Inka auf die Insel geschickt habe. Seine authentische Wirkung erhält der Film durch seine dokumentarische Herangehensweise (Glossar: Zum Inhalt: Dokumentarfilm), die das einfache Inselleben zeigen, und das überzeugende Spiel der jungen Laiendarsteller/-innen (Glossar: Zum Inhalt: Schauspiel), die selbst auf der Insel wohnen und ihren Alltag nachspielen. Lucías Wandlung vom Kind zur selbstbestimmten jungen Frau schildert der Film auf unaufgeregte Weise: Ihr Blick auf die Welt wandelt sich, ihre Periode setzt ein und schließlich bricht sie allein in einem Motorboot auf, dessen Existenz sie verheimlicht hat.

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Im Erdkunde- und Sprachunterricht bietet sich eine Diskussion über das ländliche Leben in Bolivien an. Zunächst kann der Handlungsort (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) lokalisiert und die dortige Lebensweise recherchiert werden. "Die Tochter der Sonne" gibt viele Anhaltspunkte darüber, wie die Menschen in Bolivien beziehungsweise in den Anden leben, welchen Einfluss der Tourismus hat, wie der Alltag einer Familie aussieht und die Kinder ihre Zeit nach der Schule verbringen. Die Schülerinnen und Schüler können vertiefend – etwa auch in den Fächern Religion, Ethik oder Gesellschaftskunde – ihre Beobachtungen austauschen und sich in einem weiteren Schritt überlegen, welche Arbeiten und Verantwortlichkeiten sie selbst zu Hause übernehmen oder übernehmen könnten. Im Kunstunterricht ließe sich der Schwerpunkt auf das im Film präsentierte Kunsthandwerk legen, das Inspiration für eigene Kreationen sein kann. Darüber hinaus kann in den Fächern Deutsch und Spanisch auch auf das offene Filmende eingegangen werden: Die Kinder können sich überlegen, warum sich die Filmemacherin gegen ein eindeutiges Ende für ihre Geschichte entschieden haben könnte. Fakultativ können sie sich einen eigenen Schluss ausdenken und diesen in schriftlicher Form oder in einem Zum Inhalt: Storyboard festhalten.

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