Kategorie: Filmbesprechung
"Die drei Musketiere – D'Artagnan"
Les Trois Mousquetaires: D‘Artagnan
"Einer für alle, alle für einen" – Neuadaption des Mantel & Degen-Klassikers
Unterrichtsfächer
Thema
Im frühen 17. Jahrhundert macht sich ein junger Mann namens d’Artagnan aus der Gascogne im Südwesten Frankreichs auf den Weg nach Paris. Er hat Großes vor: Er will Mitglied der Musketiere werden, der Garde des französischen Königs. Schon unterwegs gerät er nachts in einem Gasthaus in das komplizierte Intrigenspiel, das während der Regentschaft von Ludwig XIII. zwischen Frankreich und England, Katholiken und Protestanten im Gang ist. Bei seiner ersten Begegnung mit den drei berühmten Musketieren Athos, Porthos und Aramis kann d’Artagnan seine Kampfkünste und Mut beweisen. Athos droht nach einer Intrige die Hinrichtung, die Königin begeht den Fehler, ein Diamantencollier aus der Hand zu geben. Im Hintergrund ziehen Kardinal Richelieu und die mysteriöse Milady de Winter die Fäden. D’Artagnan meistert alle Herausforderungen, inklusive einer eiligen Fahrt nach England. Zwischen den vielen Abenteuern und Fechtkämpfen findet er sogar noch seine große Liebe.
Die Geschichte von den drei Musketieren ist in der europäischen Tradition vor allem durch den Roman von Alexandre Dumas dem Älteren aus dem Jahr 1844 bekannt geworden. Zahlreiche Verfilmungen (Glossar: Zum Inhalt: Adaption) bezeugen die ungebrochene Attraktion des Stoffs. Es gibt sogar ein eigenes Zum Inhalt: Genre dafür, man spricht von Mantel & Degen-Filmen (im Amerikanischen: "swashbuckler", so viel wie: "Säbelrassler" oder "Haudegen"). Der Produzent Dimitri Rassam und der Regisseur Martin Bourboulon haben sich bei ihrer neuen Version dafür entschieden, nahe an der literarischen Vorlage zu bleiben und die klassischen Dimensionen des Abenteuerkinos zu betonen: attraktive Hauptdarsteller/-innen (der noch nicht ganz so bekannte François Civil trifft auf Superstars wie Vincent Cassel und Eva Green), eine romantisch aufgeladene, komplizierte Spannungsdramaturgie (Glossar: Zum Inhalt: Dramaturgie) mit vielen Fechtszenen, und nicht zuletzt die Inszenierung einer berühmten Romanvorlage als Teil des französischen Nationalkulturerbes. Nach der effektvollen Rettung in letzter Minute wird auf den kommenden zweiten Teil verwiesen, dennoch bietet schon dieser erste eine abgeschlossene Handlung.
Zwei Ebenen legen sich für eine Auseinandersetzung mit "Die drei Musketiere – D’Artagnan" besonders nahe. Von den geschichtlichen Ereignissen im Hintergrund ist der Konfessionsaspekt nach wie vor von Interesse. Es lohnt sich, die Ereignisse des 17. Jahrhunderts in Frankreich in den größeren Bogen der Reformation und ihrer Folgen für die europäischen Mächte einzubetten: die Staatskirche in England, die Folgen der protestantischen Migration für Deutschland, die Aufklärung als eine Konsequenz aus den Religionskonflikten. Ein anderes spannendes Thema ist die Kampfkunst der Musketiere im Rahmen des Abenteuerfilms: Was hat das Fechten mit dem Degen mit neueren Formen von Martial Arts zu tun? Martial Arts ist im Kino ein vielschichtiges Genre, das vor allem mit asiatischen Formen von Kampfkunst verbunden wird – man könnte auch hier historische Vergleiche und Entwicklungen herausarbeiten. Schließlich lohnt sich ein Blick auf das Duell als ritualisierte Form von Konfliktlösungen, woraus sich weitere historische Fragen und Vergleiche (zum Beispiel mit dem Showdown im Zum Inhalt: Western) ergeben.