Die Erde in naher Zukunft: Rund um den Globus stoßen Meeresbiolog/-innen auf seltsame Naturphänomene: Wale attackieren Ausflugsboote, Küstenregionen werden von giftigen Krabben und einer Quallenplage heimgesucht, ein Forschungsschiff verschwindet spurlos. Hat sich das Meer gegen die Menschheit verschworen, vielleicht sogar eine kollektive Intelligenz entwickelt? Nach und nach finden sich Forschende aus verschiedenen Ländern zusammen und beginnen, ihre Arbeit zu koordinieren. Es gilt, vermuteten genetischen Mutationen und neuartigen Bakterien auf den Grund zu gehen – tatsächlich deutet alles auf den Meeresgrund im ewigen Eis als Ursprung der nahenden Ökokatastrophe. Da die Politik die Ergebnisse der Wissenschaftler/-innen ignoriert, sind sie auf die Hilfe eines japanischen Milliardärs und Philanthropen angewiesen, der ihre Forschung finanziert.

Der Schwarm, Trailer (© ZDF / Staudinger + Franke)

Die achtteilige, auf dem gleichnamigen Bestseller des deutschen Autors Frank Schätzing beruhende TV-Serie verknüpft fantastische Elemente (Glossar: Zum Inhalt: Fantasyfilm) und reale Wissenschaft zu spannender Unterhaltung. Unter Federführung des deutschen ZDF waren Sendeanstalten aus 14 Ländern an der Koproduktion beteiligt. International besetzt sind auch die an Schauplätzen (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) rund um die Welt agierenden Figuren, darunter eine deutsche Meeresbiologin auf den Shetlandinseln und ein junger kanadischer Walforscher mit Inuit-Herkunft. Die Dramaturgie folgt der aus Filmen wie "Der weiße Hai" ("Jaws" , Steven Spielberg, USA 1976) bekannten Spannungsstruktur des Zum Inhalt: Thrillers: Einzelne, zunächst nicht ernstgenommene Ereignisse entpuppen sich erst nach und nach als Bedrohung eines fragilen Ökosystems. Private, auch romantische Verbindungen der zunächst noch etwas isolierten Charaktere überbrücken in den ersten Teilen die Zeit bis zur gemeinsamen Aktion. Aber schon früh sind auch spektakuläre Effekte (Glossar: Zum Inhalt: Visueller Effekt) zu sehen, wie etwa der Walangriff auf ein Touristenboot oder Tiefseefahrten, die teils in einem Wassertank gefilmt wurden und einen großen Teil des Budgets von 40 Millionen Euro ausmachten.

Zentrales Thema von Buch und Fernsehserie ist die Zerstörung des Lebensraums Meer durch den Menschen. Der fantastische Teil der "Science-Fiction" besteht hingegen in der Idee, dass das Meer sich – wie ein angegriffener Organismus – wehrt. Für die naturwissenschaftlichen Fächer bietet die Serie eine Gelegenheit, sich mit Meeresbiologie, Geologie, Verhaltensforschung und künstlicher Intelligenz zu beschäftigen. In ökologischer Hinsicht sind die Versauerung des Meerwassers infolge der abnehmenden Wassertemperatur, die Vermüllung der Ozeane durch Plastik und Öl, das Korallensterben sowie der Abbruch biologischer Nahrungsketten mögliche Themen. Diskutiert werden kann aber auch, ob die aus dem Jahr 2004 stammende Buchvorlage (Glossar: Zum Inhalt: Adaption) angemessen aktualisiert wurde, etwa im Hinblick auf den Klimawandel. In der filmischen Auseinandersetzung können neben den Motiven einzelner Figuren und der Spannungserzeugung (Glossar: Zum Inhalt: Suspense) auch die speziellen Produktionsbedingungen erörtert werden. Welche Erwartungshaltungen verknüpfen sich mit einer Serie, in der Schauspieler/-innen aus zehn Ländern in sechs Sprachen kommunizieren? Wie wird in verschiedenen Filmkulturen mit Synchronisation und Untertiteln verfahren? Auf interessante Weise verkörpert das Projekt jenes globale Bewusstsein, von dem es handelt.

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