Kategorie: Filmbesprechung
"Belle & Sebastian - Ein Sommer voller Abenteuer"
Belle et Sébastien : nouvelle génération
Kinderfilmabenteuer rund um einen Jungen aus der Großstadt und seiner neu dazugewonnenen Freundin, einer großen Hütehündin
Unterrichtsfächer
Thema
Sebastian ist ein impulsiver Junge. Manchmal hat das negative Konsequenzen für den 10-Jährigen, etwa wenn er sich über die Anordnungen seiner Mutter Corinne hinwegsetzt. Als er, statt zuhause zu bleiben, spontan mit seiner besten Freundin loszieht, um im Skate Park die waghalsigen Tricks der Profis auf Instagram zu dokumentieren, ist Corinne verärgert. In ihrer Ratlosigkeit beschließt sie, ihren Sohn während der Sommerferien in ihr Heimatdorf in den Pyrenäen (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) zu bringen. Dort soll Sebastian seiner extrovertierten Tante Noémie und der mürrischen Großmutter Cécile bei der Arbeit auf dem Bauernhof zur Hand gehen. Als Stadtkind hat der Junge zunächst Berührungsängste mit den Tieren. Eine Mutprobe, zu der ihn die Dorfjugend drängt, führt zur unsanften Begegnung mit einer schneeweißen Riesenhündin: Belle verteidigt ihre Schafsherde instinktiv vor dem kleinen Eindringling – und wird dafür von ihrem Besitzer Gas hart bestraft. Sebastians Impulsivität hat jedoch auch eine positive Seite: Sensibel für Ungerechtigkeit, überlegt er nicht lange, um anderen, die in Not sind, zur Seite zu stehen. So lässt ihm auch die misshandelte Belle keine Ruhe. Heimlich befreit er die Pyrenäenberghündin und zieht so den Zorn des gewalttätigen Gas auf sich.
Der französische Regisseur Pierre Coré hat die Protagonist/-innen der beliebten und mehrfach fürs Kino adaptierten (Glossar: Zum Inhalt: Adaption) Kinder-TV-Serie "Belle und Sebastian" ("Belle et Sébastien" , F) aus den 1960er-Jahren in die heutige Zeit versetzt und einige Prämissen der Geschichte angepasst. So ist Sebastian keine Waise mehr, die bei einem eigenbrötlerischen Hirten und einer fürsorglichen Bäckerin aufwächst, sondern ein vaterloser Junge, der in einer von starken Frauen geprägten Familie seinen Platz finden muss. Die Männer des Dorfes erscheinen hier nur als Antagonisten: Gas ist der Sohn eines Bauern, der Sebastians Großmutter zum Verkauf ihres Hofes bewegen will und dabei keine Skrupel kennt. Insgeheim plant er ein großes Geschäft mit Schneekanonen, die das Dorf auch im Sommer für Tourist/-innen erschließen sollen. Hier greift Pierre Coré die aktuelle Bedrohung der alpinen Landschaft durch den Klimawandel auf. Während die Romanvorlage im letzten Jahrhundert noch eine idyllische Bergwelt beschrieb, haben sich mittlerweile die Gletscher immer weiter zurückgezogen, wie die zahlreichen, gleichwohl pittoresken Luftaufnahmen aus der Vogelperspektive (Glossar: Zum Inhalt: Kameraperspektiven) im Film sichtbar machen. Untermalt vom Score (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik) entsteht ein schwelgerisches Panorama der sommerlichen Pyrenäenlandschaft. Durch eine dynamische Kameraführung (Glossar: Zum Inhalt: Kamerabewegungen), die Belle und Sebastian bei ihren Abenteuern folgt, und mit Fahrten und Flugaufnahmen ihre ungestüme Energie aufnimmt, werden Junge und Hund zu gleichrangigen Protagonist/-innen.
In den Fächern Deutsch und Sachkunde können die Auswirkungen des Klimawandels für das Ökosystem des Hochgebirges diskutiert werden. Die Erderwärmung bedroht jedoch auch den Skitourismus. Warum ist der von Gas und seinem Vater geplante Einsatz von Schneekanonen so problematisch? Welche Risiken ergeben sich dabei durch den hohen Wasserverbrauch? Auch die Wiederkehr der Wölfe und die von ihnen ausgehende Bedrohung für die Schafzucht ist ein zeitgenössischer Aspekt der Neuverfilmung. In den Fächern Ethik und Religion kann diesbezüglich auch das Verhältnis zwischen Mensch und Tier am Beispiel des Wolfes und des Hirtenhundes besprochen werden. Wie werden freilebende Tiere und Nutztiere im Film dargestellt? Was macht das Verhältnis zwischen Belle und Sebastian auch heute noch so faszinierend für uns?