Durch die Klimawissenschaft ist seit Jahrzehnten belegt, dass die globale Erwärmung zur arktischen Eisschmelze führt. Wie schnell es dadurch zu einem Anstieg des Meeresspiegels kommt, gehört zu den dringlichsten Fragen der Klimaforschung. Der Dokumentarfilmregisseur Lars Henrik Ostenfeld begleitet drei renommierte Wissenschaftler/-innen bei ihrer Feldforschung auf dem Eisschild in Grönland: Die Paläoklimatologin Dorthe Dahl-Jensen führt auf der riesigen Insel in der Arktis seit zwanzig Jahren Spezialbohrungen in 500 Meter Tiefe durch. In ihrem Institut befinden sich 80 Tonnen an Eiskernen, die wie ein Geschichtsbuch den Verlauf der Klimaveränderungen seit über 11.000 Jahren in ihrer Struktur dokumentieren. Die Glaziologen Jason E. Box und Alun H. Hubbard untersuchen die Konsequenzen des erhöhten Niederschlags in Folge der Erderwärmung. Die großen Eismassen sind über weite Teile des Jahres von einer dicken Schneeschicht bedeckt, die vor Sonneneinstrahlung schützt. Kommt es vermehrt zu Regenfällen, ist das Eis der Schmelze stärker ausgesetzt. Gefährliche Expeditionen führen in das Innere sogenannter Gletschermühlen – in von Schmelzwasser und mitgeführtem losen Gestein geschaffene Hohlräume im Eis. Dort zeigt sich, wie weit die Zerstörung der Gletscher bereits fortgeschritten ist.

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In eindrucksvollen Bildern fängt Lars Henrik Ostenfeld in "Into the Ice" die majestätischen Eisformationen und ihre skulpturale Schönheit ein. Komplexe klimatologische Vorgänge werden bei jeder Expedition in gezeichneten Zum Inhalt: Animationen illustriert. Erklärend führt zudem der vom Sänger Campino eingesprochene Zum Inhalt: Erzähler durch den Film. Die seltenen Aufnahmen aus dem schmelzenden Inneren des Eises schaffen eine Vorstellung der Bedrohung und ihrer Größenordnung. Durch Zum Inhalt: Panoramaeinstellungen und Zum Inhalt: Luftaufnahmen wird wiederum das Phänomen der Gletscherbewegung verdeutlicht. Durch Ostenfelds Kamera erscheint das grönländische Eis nicht als statische Fläche, sondern wie das Standbild eines gefrorenen Ozeans, dessen in der Zeit erstarrte Wellen sich langsam wieder in Bewegung setzen. Die Forscher/-innen und der Regisseur riskieren mitunter ihr Leben, um wichtige Daten und einzigartige Bilder zu gewinnen. Sie zeigen die bedeutende Rolle der Feldforschung sowie die Notwendigkeit, ihre Ergebnisse in anschaulicher Weise zu kommunizieren, damit aus ihnen politische Konsequenzen gezogen werden können.

Im Fach Erdkunde kann die Entstehung von Gletschermühlen Ausgangspunkt für die Analyse der arktischen Eisschmelze sein. Durch den Film lässt sich visuell nachvollziehen, wie das Wasser durch die Aushöhlungen das Eis unterspült und damit auch in Bewegung setzt. Die Beschleunigung der Eisdrift durch die Erderwärmung wird im Film sichtbar und bietet in ihrer Konsequenz Material für weiterführende Diskussionen. Die Rolle der Feldforschung für die Datengewinnung lässt sich ebenfalls im Fach Sozialkunde besprechen. In der Dokumentation wird von den Wissenschaftler/-innen immer wieder die Vorläufigkeit der Modelle im Zusammenhang mit unerforschten Faktoren betont. Im Ethik- und Politikunterricht können somit auch die Bedeutung wissenschaftlicher Daten für politische Entscheidungsprozesse und die Verantwortung der Wissenschaft problematisiert werden. "Into The Ice" führt in spektakulären Bildern die technologischen Möglichkeiten des Natur- und Wissenschaftsfilms vor Augen. Welche Chancen bieten Filme heute, um über komplexe ökologische Prozesse aufzuklären?

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