Die Iranerin Mina nimmt im Gefängnis von ihrem Mann Babak Abschied, der wegen eines Mordes hingerichtet wird. Ein Jahr später arbeitet die Witwe in einer Milchfabrik in Teheran, um sich und ihre gehörlose kleine Tochter Bita durchzubringen. Als sie erfährt, dass ihr Mann unschuldig war und der wahre Täter überführt wurde, kann Mina den Schock nur schwer verkraften. Die Behörden sagen ihr eine finanzielle Entschädigung zu, was Begehrlichkeiten ihres Schwagers und Schwiegervaters weckt. Mina beharrt jedoch auf einer öffentlichen Entschuldigung der für den Justizirrtum Verantwortlichen. Eines Tages steht Reza vor der Tür, der sich als alter Freund Babaks ausgibt und Schulden begleichen möchte. Er bietet der Witwe seine Hilfe an, vermittelt ihr eine neue Wohnung und unterstützt sie im Sorgerechtsstreit um Bita mit den Verwandten ihres Mannes. Was Mina nicht weiß: Reza quälen Schuldgefühle – denn er war einer jener Richter, die Babaks Todesurteil unterschrieben haben.

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Der Titel der zweiten gemeinsamen Regiearbeit von Behtash Saneeha und Maryam Moghaddam, die zugleich die Hauptrolle der Mina spielt, bezieht sich auf eine von der Handlung getrennte Einstellung, die zu Beginn und am Schluss des Films zu sehen ist: Eine weiße Kuh steht in der Mitte eines Gefängnishofs, an dessen Mauern links männliche und rechts weibliche Gefangene aufgereiht sind. Der Vorspann zitiert die zweite Koransure, auch bekannt als die Kuh-Sure, die von einer Kuh als notwendige Opfergabe handelt. In vielen Religionen gelten Kühe als Opfertiere, hier kann sie als Metapher für ein unschuldiges Justizopfer gedeutet werden. Die minimalistische Zum Inhalt: Inszenierung des Films erzählt in langen, oft statischen (Glossar: Zum Inhalt: Kamerabewegungen) und streng komponierten Bildern (Glossar: Zum Inhalt: Bildkomposition) und in matten Farben (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung) vom Engagement der Witwe gegen das Justizsystem und der – größtenteils auf der Scharia basierenden – Rechtsprechung zur Todesstrafe. Der weitgehende Verzicht auf Kamerafahrten und häufig wiederkehrende Architekturelemente (Glossar: Zum Inhalt: Production Design/Ausstattung) wie Türen, Fenster und Treppen veranschaulichen die Widerstände und Hindernisse, denen sich Mina auf ihrem Weg gegenübersieht, und verdeutlichen die sozialen Restriktionen für Frauen in der Islamischen Republik. Dabei steht die Beweglichkeit der Witwe im harten Kontrast zum Stillstand der Repräsentanten der zynischen Bürokratie.

"Ballade von der weißen Kuh" , der im Iran im Rahmen eines Festivals aufgeführt wurde, richtet sich unmissverständlich gegen die Praxis der Todesstrafe und des Blutgelds, mit dem nach islamischem Recht Tötungen oder körperliche Schädigungen finanziell gesühnt werden können. Die Kritik gilt aber auch der Erstarrung der iranischen Gesellschaft allgemein – was angesichts der rigiden Zensur im Land überrascht: So spricht Mina sogar offen aus, dass im Iran Richter bestochen werden. Im Fach Politik liegt es nahe, zu untersuchen, warum der Iran nach China das Land mit den zweitmeisten Exekutionen weltweit ist und wo dort die Grenzen der Kunst- und Meinungsfreiheit liegen. Im Film macht ein Makler Mina klar, dass Hausbesitzer keine Wohnungen an alleinstehende Frauen vermieten, obwohl sie das gesetzlich dürften. Das Beispiel kann als Ausgangspunkt dienen, um im Sozialkunde-Unterricht die Stellung von Frauen in der iranischen Gesellschaft zu diskutieren. Im Fach Ethik lässt sich erörtern, ob Unrecht mit Geld wiedergutgemacht und inwieweit Schuld gesühnt werden kann. Im Kunstunterricht können die Schüler/-innen analysieren, wie die abweichenden Bedeutungsebenen der Milchmetapher (Milchkuh, Milchfabrik, vergiftete Milch) filmästhetisch verknüpft sind.

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