Im New York der 1920er-Jahre begegnen sich zufällig zwei Frauen in der Lounge eines vornehmen Hotels. Aufgrund ihrer hellen Hautfarbe werden die Jugendfreundinnen Irene und Clare aus dem afroamerikanischen Stadtteil Harlem an diesem Ort als Weiße wahrgenommen. Während Irene nur gelegentlich in die weiße Gesellschaft „hinüberwechselt“, um etwa beim Einkaufen nicht diskriminiert zu werden, hat Clare ihren Lebensentwurf darauf aufgebaut. Ihr Mann, ein unverhohlener Rassist, und ihre Tochter wissen nichts von ihrer Herkunft. Inspiriert durch die Begegnung zieht es Clare zurück ins Umfeld ihrer Kindheit. Immer wieder besucht sie Irene und deren Mann Brian, die mit zwei Kindern und einer Haushälterin in einem bürgerlichen Brownstone-Haus leben. Schon bald verkehren die drei gemeinsam auf den sozialen Anlässen der Schwarzen Mittelschicht von Harlem. Die charismatische Clare setzt damit ihre Ehe aufs Spiel, sorgt aber auch für Eifersucht zwischen Brian und Irene.

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"Seitenwechsel" ist das Regie-Debüt der Schauspielerin Rebecca Hall und die erste Zum Inhalt: Adaption des gleichnamigen Romans (1929) von Nella Larsen. Der Text entstand im Kontext der afroamerikanischen Literaturbewegung Harlem Renaissance und wird in den USA heute als Klassiker rezipiert; auf Deutsch wurde er 2021 wiederveröffentlicht. Das sogenannte passing (so auch der Originaltitel), also sich als Person of Color mit heller Hautfarbe selbst als weiß zu auszugeben, war in der Zeit der rassistischen Segregationsgesetze zu Beginn des 20. Jahrhunderts verbreitet (statistisch freilich kaum erfasst). Damals definierten viele Bundesstaaten nach der one-drop rule – der Begriff bezieht sich auf „einen Tropfen“ Blut – alle Menschen als Schwarze, die mindestens einen als Schwarz geltenden Vorfahren hatten. Diesen Unterschied zwischen fester Fremdzuschreibung und fluider, selbstbestimmter Identität reflektiert Hall in der Form ihres Films. Die binäre Wahrnehmung der Figuren wird durch die Schwarz-Weiß-Fotografie (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung) scheinbar unterstützt, vom performativen Umgang mit der Kategorie race jedoch ständig hinterfragt. Das Zum Inhalt: Bildformat (1,33:1) und die strenge Ästhetik des Zum Inhalt: Kammerfilms entsprechen visuell der gesellschaftlichen Enge. Der Jazz-Soundtrack (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik) verweist auf die Handlungszeit der Geschichte.

Mit den Themen Rassismus, Identität und US-Geschichte bietet "Seitenwechsel" zahlreiche Anknüpfungspunkte für den Unterricht. Das Netflix- Zum Inhalt: Drama begegnet dem historischen Stoff mit einer Perspektive, die von gegenwärtigen Identitäts- und Rassismusdiskursen geprägt ist. Einerseits deutet der Film an, welche rechtlichen, politischen und sozialen Implikationen die Kategorisierung von Menschen als Schwarze und Weiße hatte. Andrerseits stellt er das historische Konzept „Rasse“ am Beispiel der Figuren in Frage. Dies kann im Geschichts- oder Sozialkundeunterricht an konkreten Zum Inhalt: Filmszenen, etwa dem Dialog zwischen Irene, Clare und ihrem Mann John, erarbeitet werden. Wie die visuelle Ästhetik des Films – das Schwarz-Weiß, die Zum Inhalt: Kameraperspektiven, das Zum Inhalt: Masken- und Zum Inhalt: Kostümbild – zum Nachdenken über fluide Identitäten beiträgt, sollte analysiert werden. Worin besteht der innere Konflikt von Clare, die sich für ein Leben als Weiße entschieden hat? Wenn im Englischunterricht Auszüge aus dem Roman von Nella Larsen gelesen werden, kann auch untersucht werden, wie die Adaption den Verzicht auf innere Monologe filmisch kompensiert.

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