Für die schüchterne, zwölfjährige Mylia ist es schwer, an ihrer neuen Schule Fuß zu fassen. Skeptisch beobachtet sie die Mädchen und Jungen, die ihr oberflächlich erscheinen und sich nur mit dummen Bemerkungen in den Unterricht einbringen. Mylia fühlt sich nicht zugehörig und wird als Außenseiterin wahrgenommen, genauso wie ihr Mitschüler Jimmy. Der indigene Junge lebt im nahegelegenen Abenaki-Reservat und bleibt in der Klasse lieber allein. Als sich Mylia und Jimmy anfreunden, gerät das Mädchen zunehmend in einen Gewissenskonflikt: Einerseits sucht sie die Nähe zur Cligue der coolen Jacinthe, die mit ihren sexuellen Erfahrungen prahlt und Mylia wiederholt in unangenehme Situationen drängt. Jimmy hingegen ermutigt Mylia, sich nicht zu verstellen und ihren eigenen Weg zu gehen.

Einfühlsam folgt der Film der jungen Protagonistin auf ihrem schwierigen Weg ins Erwachsenwerden. Die Kamera ist immer nah an bei ihr und setzt oft auf eine flache Zum Inhalt: Tiefenschärfe, durch die Mylia visuell von ihrem Umfeld getrennt wird. Die mit der Handkamera gefilmten Aufnahmen verleihen den Bildern ein Gefühl der Unmittelbarkeit und Dynamik. Insgesamt zeichnet sich der eindrucksvoll gespielte Film durch seine große Sensibilität und seine prägnanten Beobachtungen aus. In knappen Zum Inhalt: Szenen gelingt es ihm, die enge Bindung zwischen Mylia und ihrer jüngeren Schwester ebenso zu darzustellen wie auch die Zuneigung zwischen Mylia und Jimmy. In der Natur finden die beiden Teenager den Raum und die Ruhe für ernsthafte Gespräche.

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Den Mut zu haben, sich selbst treu zu bleiben und sich nicht den Erwartungen anderer zu unterwerfen – das ist die zentrale Botschaft dieses kanadischen Zum Inhalt: Coming-of-Age-Films. Damit eignet er sich insbesondere für eine Besprechung im Ethik- oder Religionsunterricht. In diesem Zusammenhang lässt sich auch gut über die Bilder und Metaphern sprechen, die im Film verwendet werden. So steht etwa das "Über-die Linie-malen" als Zeichen von Individualität und Eigensinn, und das Fahrradfahren ohne Stützen für Selbstständigkeit und Unabhängigkeit. Weil "Eine Kolonie" zeigt, dass Mylia auch schlechte Erfahrungen macht, bietet sich ihre Figur an, um über negative Auswirkungen von Gruppenzwang zu reden. Feinfühligkeit ist dabei allerdings in Bezug auf eine Szene angebracht, in der Mylia von einem Jungen sexuell bedrängt wird und lange braucht, bis sie eine klare Grenze zieht. Anhand der indigenen Figur Jimmy lassen sich die Themen Vorurteile und Rassismus aufgreifen. Welche Formen von Ausgrenzung muss er erleben? Hilflos wird Mylia in einer Szene bewusst, dass die Schulbücher ein überholtes Bild der kanadischen First Nations zeichnen und welche Folgen diese kolonialistischen Vorstellungen für das Selbstbild und die Anerkennung der First Nations-Angehörigen haben. Sie traut sich jedoch nicht, zu widersprechen – was umso mehr dazu anregt, sich mit Fragen der Diversitätssensibilität in der Schule zu beschäftigen und über die Bedeutung des wertschätzenden Umgangs miteinander zu sprechen. Anknüpfend daran bietet es sich an, in einer Unterrichtseinheit die kanadischen First Nations näher zu behandeln und sich kritisch mit den Lebensbedingungen in den Reservaten auseinanderzusetzen.

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