Ein Stück Freiheit in der süddeutschen Provinz (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set): Anfang der 1980er-Jahre gründen die Schüler/-innen Höppner, Vera, Cäcilia und Frieder eine WG. Tsatsiki zum Frühstück, wilde Partys und erste Gehversuche in Sachen Liebe – das leerstehende Auerhaus (benannt nach dem Hit Our House (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik) der britischen Band Madness) wird zum Experimentierfeld fürs Leben. Die Toleranz der Eltern hat allerdings einen ernsten Hintergrund: Die kleine Gruppe soll auf Frieder aufpassen, der sich nach einem Suizidversuch in einem labilen Zustand befindet. Neben der ständigen Angst um seinen besten Freund hat Höppner noch weitere Sorgen: Um der Bundeswehr und dem neuen Freund seiner Mutter zu entgehen, plant er den Absprung nach Berlin. Dafür würde er sogar das Abitur schmeißen, auf das er sich ohnehin keine Chancen ausrechnet, sollte sich Frieder tatsächlich das Leben nehmen – der schlaue Sitznachbar lässt ihn nämlich regelmäßig abschreiben. So wird die eigentlich wunderschöne Zeit im Auerhaus zu einer Nervenprobe zwischen Hoffen und Bangen.

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Nach dem gleichnamigen Bestsellerroman des Autors Bov Bjerg entfaltet Regisseurin (Glossar: Zum Inhalt: Regie) Neele Leana Vollmar ein Bild heimeliger Kleinstadttristesse: Dorfplatz, Eisdiele, Pizzeria und ein trostloses Gymnasium mit dem passenden Namen "am Stadtrand" – hier will jeder nur weg. Der unsichere Höppner, dessen irritierend experimentierfreudige Freundin Vera, die Streberin Cäcilia und der an einer Depression erkrankte Frieder bilden eine eher zusammengewürfelte Truppe, die über erotische Spannungen und charakterliche Differenzen allmählich zusammenfindet. Mit den Neuankömmlingen Pauline, eine Pyromanin, die Frieder im Sanatorium kennengelernt hat, und dem lebenserfahrenen Harry stellen sich neue Herausforderungen. Zahlreiche Episoden laden zum Schmunzeln ein, etwa Höppners Schummelversuche auf dem Kreiswehrersatzamt oder das nächtliche Fällen des Dorfweihnachtsbaums. Doch ansonsten wählt die Filmemacherin einen ruhigen, oft ernsten Ton. Schließlich geht es in den vielen WG-Diskussionen mit dem "trockenen Selbstmörder" Frieder um nicht weniger als Leben und Tod.

Bov Bjergs 2015 erschienener Roman ist mittlerweile Schulstoff. Die sensible Auseinandersetzung mit Themen wie Depression und Selbstmord, Liebe, Freundschaft und Selbstbestimmung findet sich nun auch im Film. Zahlreiche Dialogpassagen wurden wortgleich übernommen. Neben den üblichen Schwierigkeiten einer Literaturadaption (Glossar: Zum Inhalt: Adaption), etwa der Übertragung einer komplexen Gedankenwelt der Figuren ins Filmische, muss der spezifische Handlungsrahmen der 1980er-Jahre im Deutsch-Unterricht gesondert erschlossen werden, spielt er doch im Film selbst kaum eine Rolle. Nicht ohne Grund betrachtet Neele Leana Vollmar Bjergs Geschichte vom Erwachsenwerden (Glossar: Zum Inhalt: Coming-of-Age-Film) als zeitlos. Anhand der lebendig und wirklichkeitsnah gezeichneten Figuren können die Schülerinnen und Schüler etwa erörtern, ob sie sich selbst ein Leben in einer Schüler-WG vorstellen könnten. Ist man bereit, die Verantwortung zu tragen, die mit soviel Freiheit einhergeht? Vor allem auch, wenn ein Mitglied der Gemeinschaft psychisch labil ist? Das für den Film zentrale Thema Suizid erfordert eine besonders einfühlsame Behandlung. In Fächern wie Ethik, Religion, Psychologie oder auch im Deutschunterricht – der Film selbst enthält eine Anspielung auf Goethes Briefroman Die Leiden des jungen Werther – sollte auf entsprechende Hilfsangebote für Betroffene und Angehörige hingewiesen werden.

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