Der Weg zum Ruhm beginnt für die 14-jährige, musikalisch begabte Celeste mit einer Tragödie: Sie überlebt schwer verletzt einen Amoklauf an ihrer Schule. Ein gemeinsam mit ihrer Schwester Eleanore komponierter Song für die Trauerfeier wird zum weltweiten Hit, mehr noch: zur "Hymne einer Generation". 17 Jahre und mehrere Skandale später kämpft die erwachsene Celeste um ihre Musik-Karriere. Seit dem Attentat ist sie auf Medikamente angewiesen und zeigt oft das irritierende Verhalten eines arroganten Popstars. Darunter leiden ihre jugendliche Tochter Albertine und Eleanore, die sich aus dem Schatten ihrer Schwester nie befreien konnte. In dieser angespannten Situation bringt ein Terroranschlag im fernen Kroatien, bei dem die Täter Glitzermasken aus einem ihrer Musikvideos tragen, die traumatischen Erinnerungen zurück. Besteht ein Zusammenhang zu Celestes tragischer Geschichte?

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Mit durchgängig düsterer Bildsprache (Glossar: Zum Inhalt: Mise-en-scène/Inszenierung) illustriert "Vox Lux" weniger die Glitzerwelt des Pop als die verletzte Psyche der Protagonistin. Visuelles Hauptmotiv zahlreicher Traumsequenzen (Glossar: Zum Inhalt: Sequenz) ist ein langer Tunnel, durch den Celeste seit dem Attentat zu laufen glaubt. Ihre eher zufällige Karriere als Idol der Massen stellt keinen Ausweg aus ihrem Trauma dar. Bemerkenswert ist die elliptische Erzählweise (Glossar: Zum Inhalt: Elliptische Struktur), die wichtige Stationen der Handlung – wie Celestes zwischenzeitliche Skandale oder die Geburt ihrer Tochter – auslässt. Die fehlenden Ereignisse werden lediglich von einem Erzähler aus dem Zum Inhalt: Off (Glossar: Zum Inhalt: Voiceover) rekapituliert, eingeordnet und zuweilen kommentiert. Nach Celestes ruhig und sensibel geschilderten ersten Schritten aus der Rehabilitation ins Musikbusiness erscheint erst in der zweiten Hälfte, mit Natalie Portman als erwachsener Celeste, der eigentliche Star. Portmans exaltierte Darbietung droht die fragile Erzählung des Films zu kippen, gibt aber auch tiefe Einblicke in das Seelenleben eines um Anerkennung und seelisches Gleichgewicht ringenden Popstars.

Hinter der oft erzählten Geschichte vom Aufstieg und Fall einer Unterhaltungsikone verbirgt sich ein größeres Bild. Celeste erscheint nicht nur als Amalgam bekannter Showgrößen wie Ariana Grande oder Madonna, sondern als symbolische Figur des 21. Jahrhunderts. In ihr verdichten sich schlaglichtartig Themen wie Celebrity-Kult und der Zwang zur Selbstoptimierung, aber auch die jugendliche Erfahrung von Waffengewalt und Terrorismus. "Vox Lux" stellt bildliche Bezüge zu dem Amoklauf an der Columbine High School im Jahr 1999 her. Auf Schlüsselereignisse wie die Terroranschläge vom 11. September 2001 wird ebenfalls explizit hingewiesen. In Politik und Gemeinschaftskunde kann Celestes Aussage diskutiert werden, der Terrorismus lebe letztlich wie sie von Aufmerksamkeit. Ist dies eine fahrlässige Analogie, oder ein aufschlussreicher Kommentar zu den sozialen Medien? Was wäre, wenn wir nicht mehr hinsähen? In den künstlerischen Fächern können die experimentelle Filmsprache sowie der Einsatz von Zum Inhalt: Filmmusik erörtert werden. Celestes zuckrige Popballaden wurden von der Singer-Songwriterin Sia komponiert. Der weitere, vom jüngst verstorbenen Soundgenie Scott Walker geschaffene Soundtack bildet dazu den größtmöglichen Kontrast. Ob sich der heutige Pop mit seinen simplen Heilsbotschaften als Reaktion auf verstörende Generationserfahrungen verstehen lässt, ist eine spannend zu diskutierende Frage.

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