Kategorie: Film
"Gegen den Strom"
Kona fer í stríð
Eine radikale Öko-Aktivistin sorgt in ihrer Heimat Island für Furore
Unterrichtsfächer
Thema
Island ist in Aufruhr: Seit geraumer Zeit wird regelmäßig die Stromversorgung des Landes lahmgelegt mit fatalen Folgen für die Aluminiumindustrie vor Ort, deren Produktion jedes Mal zusammenbricht. Nie würde jemand auf die Idee kommen, dass eine einzelne Frau hinter diesen Sabotageakten steht. Wie auch? Halla führt ein Doppelleben. Im Alltag ist die knapp 50-Jährige eine unauffällige und beliebte Chorleiterin. Im Geheimen führt sie unter dem Pseudonym "Die Bergfrau" einen Guerillakampf gegen Umweltzerstörung und Profitdenken multinationaler Unternehmen. Mit Pfeil und Bogen bewaffnet, attackiert sie gekonnt Stromleitungen und Masten und entkommt immer wieder der Polizei, die sie bald mit Helikoptern, Drohnen und Spezialeinheiten verfolgt. Nur wenige Mitwisser hat Halla, nicht einmal ihre Zwillingsschwester Ása ist eingeweiht. Doch gerade als Halla ihren kühnsten Coup plant, erhält sie eine Nachricht, die sie veranlasst, ihren Einsatz für die Natur zu überdenken. Ein Adoptionsantrag, vor Jahren gestellt und dann vergessen, wurde bewilligt. In der Ukraine wartet ein kleines Mädchen darauf, dass Halla sie zu sich nach Hause holt.
"Gegen den Strom" , der zweite Spielfilm des isländischen Regisseurs Benedikt Erlingsson ("Von Pferden und Menschen" , 2013), ist in bezug auf sein Zum Inhalt: Genre schwer einzuordnen. Erlingssons Film weist mit seinem skurrilen Humor Elemente einer Komödie auf, erinnert mit seinem Sinn für Action und Zum Inhalt: Spannung aber durchaus auch an einen Zum Inhalt: Thriller, dessen Hauptfigur wie eine Superheldin agiert. Es geht der unermüdlichen Halla um nichts weniger als die Rettung der Welt und deshalb hat sie der Regierung und globalen Wirtschaftsinteressen den Kampf angesagt. Wie verbunden sich Halla mit "Mutter Erde" fühlt, wird vor allem bei den Zum Inhalt: Fluchtszenen durch das karge Zum Inhalt: isländische Hochland deutlich, das in eindrucksvollen Zum Inhalt: Panoramen gezeigt wird. Immer wieder legt sich Halla schutzsuchend auf den Boden, als könne sie aus der Erde Kraft ziehen. Für komische, aber ebenso nachdenklich stimmende Momente sorgt auch ein Spanisch sprechender Tourist, der zu Unzeiten und an verschiedenen Orten auftaucht, und aufgrund von "racial profiling" in das Visier der Polizei gerät. Verfremdungseffekte entstehen durch ein Musikertrio und einen Chor ukrainischer Sängerinnen, die Halla begleiten und quasi den Zum Inhalt: Soundtrack zu ihrem Leben liefern und so wiederholt den Erzählfluss unterbrechen.
Für die Behörden ist Halla "eine Terroristin". Sie selbst sieht sich aber nicht als Verbrecherin, sondern will vielmehr die fortschreitende globale Umweltzerstörung stoppen, die in ihren Augen "ein Verbrechen" darstellt. In dieser Hinsicht bietet "Gegen den Strom" eine gute Folie, um im Ethik- oder Sozialkundeunterricht die moralischen Fragen ihres Vorgehens zu diskutieren. Dabei bietet sich zu Beginn eine Beschäftigung mit Hallas Vorbildern Mahatma Ghandi und Nelson Mandela (ihre Porträts hängen in ihrem Wohnzimmer) und deren Ideen von Widerstand und zivilem Ungehorsam an. Die Heldin von "Gegen den Strom" kämpft zwar für eine gute Sache, aber rechtfertigt dies auch die Militanz ihres Vorgehens? Hierbei können ähnlich radikale Aktionen zum Vergleich herangezogen werden – etwa die Proteste im Hambacher Forst, wo Demonstrierende durch Besetzungen die Rodung und damit den vom Energieversorger RWE geplanten Ausbau des dortigen Braunkohle-Tagebaus vorerst verhindern konnten. In den Fächern Wirtschaft und Geografie ist eine Beschäftigung mit der isländischen Aluminiumindustrie sinnvoll, die vor allem mit "grüner Energie" betrieben wird. Im Deutschunterricht kann die Rolle der Medien besprochen werden, denn durch eine gezielte Kommunikationspolitik der Regierung wendet sich die öffentliche Meinung zunehmend gegen Halla. Abschließend lässt sich auch das Schlussbild analysieren und Hallas Geschichte weitererzählen.