London im Mai 1940: Nur wenige Monate nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wird der umstrittene Marineminister Winston Churchill zum neuen Premierminister bestimmt. Großbritannien befindet sich in seiner schwersten Krise: Die Appeasement-Politik gegenüber Hitler ist gescheitert, jederzeit droht eine deutsche Invasion. Gegen den Willen seiner konservativen Parteigenossen, die weiter auf Friedensverhandlungen drängen, stellt Churchill die Weichen auf Kampf. Mit immer neuen Reden, in denen er die Einheit und den Kampfeswillen der Briten beschwört, gelingt es ihm, Bevölkerung, Politiker und schließlich auch König George VI. auf seine Seite zu ziehen. Dabei bleibt der Staatslenker von Selbstzweifeln geplagt: Kann er es verantworten, das Leben hunderttausender junger Soldaten aufs Spiel zu setzen?

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Das Politikerdrama "Die dunkelste Stunde" überzeugt als wuchtiges Porträt eines Mannes, der auch gegen Widerstände an seinen Prinzipien festhält. Die exzentrische Persönlichkeit Churchills steht dabei im Vordergrund und wird entsprechend inszeniert (Glossar: Zum Inhalt: Mise-en-scène/Inszenierung). Den ersten Auftritt hat er im Schein eines Streichholzes, mit dem er eine Zigarre anzündet. Seine bahnbrechenden Reden diktiert er im Bett oder in der Badewanne, Whisky und Tabak stets in Reichweite. In einer privaten Perspektive geraten auch Churchills Frau Clementine und die junge Sekretärin Elizabeth Layton in den Fokus, die mit der aufbrausenden Natur des Ehemanns und Vorgesetzten zurechtkommen müssen. Den öffentlichen Churchill sieht man meist im Parlamentsgebäude (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) oder in einer unterirdischen Kommandozentrale. Regisseur Joe Wright zeigt ihn hier in ausgeklügelten Zum Inhalt: Plansequenzen als souveränen Wandler zwischen den Institutionen, aber oft auch als einsamen Zweifler in klaustrophobischer Enge.

Heute gilt Winston Churchill als Jahrhundertpolitiker und Bezwinger des faschistischen Deutschlands. Mit einer Mischung aus lebendigem Geschichtskino und Zum Inhalt: Biopic gelingt dem Film dennoch die Darstellung einer historischen Situation, in der der Ausgang der Entwicklungen noch offen war. Ob es sich dabei um eine angemessene Würdigung oder eine Glorifizierung handelt, kann im Geschichtsunterricht erörtert werden. Dabei können neben Fragen der Inszenierung auch die Reden des späteren Literaturnobelpreisträgers (am berühmtesten seine Rede "Blut, Schweiß und Tränen") diskutiert werden. Denn Churchills Kraft schöpfte vor allem aus der Macht des Wortes. So kann auch in Deutsch und Englisch durch die Analyse von ausgewählten Reden untersucht werden, welche rhetorischen Mittel Politiker/-innen einsetzen und was sie mit ihren Worten bewirken. Was unterscheidet Überredung von Überzeugung, aufrührerische Hetze vom ehrlichen Argument? Mit Blick auf aktuelle politische Debatten lässt sich auch diskutieren, was junge Menschen von heutigen Politikern/-innen erwarten. Wann ist auch in Demokratien Führungsstärke und Prinzipientreue gefragt, wann Kompromissbereitschaft?

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