Der gemeinnützige Verein ACT realisiert seit vielen Jahren erfolgreiche theaterpädagogische Projekte mit Berliner Kindern und Jugendlichen. Die ehemalige Lehrerin Maike Plath hat dafür ein alternatives Bildungskonzept entwickelt, das die Bedürfnisse der Schüler/-innen besser berücksichtigen soll. Plath begann ihren Schuldienst zunächst als Deutsch- und Theater-Lehrerin in Schleswig-Holstein und wechselte später an eine Hauptschule in Berlin-Neukölln. Dort wurde ihr jedoch klar, dass sich die gängigen Unterrichtskonzepte schwer umsetzen lassen. Das Anliegen, Kindern und Jugendlichen Gehör zu verschaffen, die als "unbeschulbar" und "verhaltensauffällig" gelten, setzte Plath fortan in Theaterkursen um. Die individuellen Biografien der Schüler/-innen wurden dabei stets Teil des Spiels. Plath vermisste jedoch den Rückhalt in der Schulleitung, gab 2013 ihren Beamtenstatus auf und arbeitet seitdem als freischaffende Spielleiterin mit ihrem Ensemble im Berliner Theater Heimathafen Neukölln.

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In seinem Zum Inhalt: Dokumentarfilm Zum Inhalt: montiert der bedeutende Regisseur Rosa von Praunheim ("Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt" , BRD 1971) Zum Inhalt: Interview-Sequenzen mit dem Probenalltag des Stückes How long is Paradise. Maike Plath und die Jugendlichen sind sich darin einig, dass das Schulsystem zu starr ist, und heben stattdessen das Potenzial der freien Theaterarbeit für die Persönlichkeitsbildung hervor. Dabei spart "ACT!" allerdings wichtige Hintergründe aus. So bleibt der im Film häufig kritisierte Schulalltag etwas abstrakt. Ebenso zeigt der Film nicht im Detail, wie Plath die postulierten Schlagworte der Partizipation und Selbstermächtigung umsetzt oder wie sie sich auf Gruppen übertragen lassen, in denen nicht nur enthusiastische Kinder und Jugendliche mitwirken. Dafür beweisen etliche Zum Inhalt: Szenen, dass sich auch Jugendliche, die sich nie für Theater interessiert haben, mit kreativem Eifer einbringen können und zur Selbstreflexion angeregt werden.

Lehrende beklagen seit langem die unterrepräsentierte Rolle der ästhetischen Bildung in den Rahmenlehrplänen. Anhand der Biografien der porträtierten Jugendlichen wird deutlich, welch wichtige Rolle das Theater für die emotional-soziale Entwicklung spielen kann. Mittels verschiedener Methoden stärkt Theaterpädagogik zudem die Reflexionskompetenz, sodass Schüler/-innen lernen, das eigene Verhalten differenzierter zu bewerten. Im Unterricht kann anhand des Films thematisiert werden, dass sich Erfolg nicht nur aufgrund einer individuellen Begabung einstellt, sondern einem langen Probenprozess folgt. Dies lässt sich auch auf andere Fächer übertragen. Somit können Schüler/-innen ermutigt werden, die sich aufgrund eines mangelnden Selbstbewusstseins und der Angst zu scheitern dem Unterrichtsgeschehen verweigern. Ebenso lässt sich die Bedeutung von soft skills erörtern, denn ohne Zuverlässigkeit und dem Einhalten von selbst aufgestellten Regeln gestaltet sich das Arbeiten in einer Gruppe problematisch – ganz gleich, ob in der Klasse oder im Theater-Ensemble.

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