Die 10-jährige Mari versteht die Welt nicht mehr: Seit einem Straßenfest benehmen sich Erwachsene plötzlich wie Kinder. Der Bürgermeister spielt mit Papierbooten in Pfützen, andere fahren Skateboard oder lassen sich abends ins Bett bringen. Wie eine Epidemie breitet sich diese sonderbare Verhaltensänderung in der estnischen Stadt Tartu aus. Nur Maris Großvater Peeter weiß, dass ein mysteriöses Gift dahinter steckt. Kurz bevor er selbst wie ein kleiner Junge Lokführer spielen will, beauftragt er seine Enkelin, mithilfe eines rätselhaften Notizbuches das Gegenmittel zu finden. Mari und ihre Freunde vom "Geheimbund von Suppenstadt" haben genau 48 Stunden Zeit, bevor die Erwachsenen ihre Gedächtnis für immer verlieren. Doch bald müssen sie feststellen, dass sie nicht die einzigen sind, die dem heilenden Elixier auf der Spur sind.

Dass Verfolgungsjagden auch mit einem BMX-Rad spannend sein können, beweist Regisseur Margus Paju mit seinem Debütfilm "Der Geheimbund von Suppenstadt" . Im Mittelpunkt des klassisch und bunt (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung) inszenierten Kinder-Krimis steht die aufgeweckte Mari, die wie ihr Vorbild Indiana Jones einmal Archäologin werden will. So löst das Mädchen dann auch lieber vom Großvater erdachte Rätsel als – wie vom Vater gewünscht – Ballett zu tanzen. In Maris Welt gibt es Schatzkarten, Kinderbanden, verstaubte Archive, aber auch Handys, Spracherkennung und Eltern, die ihrem Beruf mehr Zeit widmen als ihren Kindern. So hat der Film zwar einen nostalgischen Heile-Welt-Touch, setzt aber auch immer wieder an aktuellen Lebenswelten von Kindern an. Dabei nimmt der Film seine jungen Protagonisten/-innen wie auch sein Publikum ernst und verzichtet etwa auf überdrehten Slapstick. Geschickt verweist die Inszenierung mit Actionszenen, Musikuntermalung (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik) und einigen Gruselelementen auf bewährte Muster des Krimi- und Abenteuerfilmgenres (Glossar: Zum Inhalt: Genre), bleibt dabei aber mit einer positiven Grundstimmung immer kindgerecht.

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"Du hast uns unterschätzt", wirft Mari ihrem Opa vor, als sie ihm den Fund einer von ihm erdachten Schatzsuche präsentiert. Was hier scherzhaft gemeint ist, zieht sich jedoch durch die gesamte Geschichte, denn Mari muss bei ihrer Detektivarbeit auch gegen ihre Eltern ankämpfen, die ihrer Tochter nicht glauben wollen. In dieser Beziehung lässt sich in den Fächern Ethik und Lebenskunde etwa diskutieren, in welchen Situationen und Lebensbereichen sich die Schüler/-innen mehr Zutrauen und Anerkennung wünschen. Ein schönes Gegenbild bietet dabei das der infantil werdenden Erwachsenen. Hier lässt sich über verschiedene Verhaltensmuster von Eltern und Heranwachsenden diskutieren und in Rollenspielen erkunden. Außerdem kann erörtert werden, wie man mit scheinbar ausweglosen Situationen und Problemen umgeht und welche Rolle dabei etwa Mut, Beharrlichkeit und Freundschaft spielen. In Bezug auf Filmsprache bietet es sich an, die Spannungselemente (Glossar: Zum Inhalt: Suspense) im Film zu analysieren. Welche Szenen waren besonders spannend und mit welchen filmischen Mitteln wurde dieser Effekt erreicht?

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