Heutzutage bieten die großen Modeketten T-Shirts bereits für weniger als zehn Euro an. Diese sogenannte „Fast Fashion“ wird „auf Verschleiß“ produziert, d.h. die Kollektionen wechseln schnell und die Herstellung ist entsprechend kostengünstig. "The True Cost – Der Preis der Mode" beleuchtet die Arbeitsbedingungen und Produktionsverhältnisse in der globalen Modeindustrie, die vom Konsumverhalten in den westlichen Industrienationen bestimmt werden. Geschätzt ist heute jeder sechste Mensch in diesem stetig wachsenden Industriezweig beschäftigt – vornehmlich in den Produktionsstätten in Schwellenländern und den Ländern des globalen Südens, wohin inzwischen auch immer mehr Luxusmarken einen Teil ihrer Produktion auslagern. Regisseur Andrew Morgan spricht in seinem Zum Inhalt: Dokumentarfilm mit verschiedenen Akteuren innerhalb dieser Modeindustrie, von kritischen Journalisten und Designerinnen bis zu Arbeiterinnen, die unter gesundheitsgefährdenden Bedingungen ihren Lebensunterhalt verdienen, sowie Fabrikbesitzern, die erhellende Einblicke in die globalisierten Mechanismen der Textilindustrie liefern.

Eindringlich und parteilich beschreibt der Regisseur mit Hilfe von zahlreichen Interviews die Auswirkungen unseres Lebenswandels auf die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Ländern des globalen Südens – wo heute ein Großteil unserer Textilwaren produziert wird. Selbst gedrehtes Material, gesammelt während seiner Recherchen in 13 Ländern, ergänzt er mit Ausschnitten aus Fernsehnachrichten, Berichten von Modenschauen, Youtube-Clips, Werbung und historischem Fotomaterial. Oft haben diese Zum Inhalt: Sequenzen lediglich einen begleitenden Charakter für die ausführlichen Interviewpassagen. Durch die Zum Inhalt: Montage von Zum Inhalt: Talking Heads, dokumentarischem Material und Archivbildern gelingt es dem formal konventionellen Film jedoch, die Thematik gerade für junge Menschen, die sich mit den Hintergründen der Modeindustrie bislang wenig beschäftigt haben, anschaulich nahezubringen. Besonders aufschlussreich ist die Gegenüberstellung von Zum Inhalt: Szenen aus der Modewelt und der Produktionsrealität in Bangladesch, Indien und Kambodscha.

"The True Cost – Der Preis der Mode" eignet sich für den Einsatz ab der Mittelstufe, weil er einen wesentlichen Aspekt des jugendlichen Lifestyles thematisiert und junge Menschen für den globalen Einfluss der westlichen Gesellschaften sensibilisiert. Eine intensive Vor- und Nachbereitung ist aufgrund der komplexen Thematik jedoch sinnvoll. In den Fächern Ethik und Wirtschaft sollten vor allem die ökonomischen und ökologischen Folgen der ungleichen Produktionsverhältnisse näher beleuchtet werden. Hier bietet sich als konkretes Beispiel der Unglücksfall in einer Textilfabrik in Bangladesch im Jahr 2013 an, der erstmals die Aufmerksamkeit einer breiten Weltöffentlichkeit auf die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie lenkte. Die im Film geschilderten Einzelschicksale von Arbeiterinnen in dieser Fabrik ermöglichen einen emotionalen Zugang zu dem Thema. Eine Sequenz mit Videos von jungen Mädchen, die auf Youtube ihre billig erstandene Kleidung vorführen, kann im Sozialkundeunterricht auch für eine kritische Diskussion über das eigene Konsumverhalten und persönliche Verantwortung herangezogen werden.

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