Kategorie: Filmbesprechung
"Die Mafia mordet nur im Sommer"
La mafia uccide solo d‘estate
Der zehnjährige Arturo wächst in der Mafia-Gesellschaft Siziliens zwischen Morden und dem Diktat der Cosa Nostra auf
Unterrichtsfächer
Thema
Das Leben des jungen Arturo im Palermo der 1970er-Jahre steht unter keinem guten Stern. In der Nacht seiner Zeugung ermordet die Mafia ein Stockwerk tiefer einen Zeugen und am Tag seiner Geburt wird der korrupte Vito Ciancimino zum Bürgermeister gewählt. "Die Mafia mordet nur im Sommer" beginnt ausgesprochen hochtourig durch die Augen Arturos, der sich die Welt der Erwachsenen zu erklären versucht. Die Mafia spielt dabei eine wesentliche Rolle. Immer wieder kreuzen reale Persönlichkeiten aus den Nachrichten seinen Weg, während Arturo zwei Obsessionen entwickelt: für den damaligen Ministerpräsidenten Giulio Andreotti, dem ebenfalls Verbindungen zur Mafia nachgesagt werden, und seiner Klassenkameradin Flora, deren Herz er gewinnen möchte. In Palermo tobt derweil ein blutiger Krieg zwischen organisiertem Verbrechen und Staatsgewalt, der Arturos Versuche, als kritischer Journalist Fuß zu fassen, bis in die 1990er-Jahre begleitet.
Das Lachen könnte einem beim Regiedebüt des bekannten Fernsehmoderators Pierfrancesco Diliberto, der auch das Zum Inhalt: Drehbuch schrieb und die Hauptrolle übernahm, schnell vergehen. Das Thema ist bitterernst, was durch die Verwendung von echtem Nachrichtenmaterial, das in die Spielfilmhandlung montiert (Glossar: Zum Inhalt: Montage) ist, unterstrichen wird. Die im Grunde ernste Geschichte kontrastiert Diliberto jedoch mit einem komischen, mitunter albernen Ton. Ahnungslos bewegt sich der heranwachsende Arturo durch die sizilianische Gesellschaft, die freundliche Ignoranz der Erwachsenen gegenüber den Machenschaften der sizilianischen Cosa Nostra gewinnt dabei eine satirische Note. Doch trotz mancher grober Slapstick-Einlagen entwickelt sich die Komödie zu einer ergreifenden Respektsbekundung an all jene, die im Kampf gegen die Mafia ihre Leben verloren.
Ausgehend vom Film lässt sich im Politik-Unterricht zunächst der historische Kampf gegen die Cosa Nostra bis in die 1990er-Jahre rekapitulieren. Daraus ergibt sich die Möglichkeit einer thematischen Erweiterung hinsichtlich des – politischen wie wirtschaftlichen – Einflusses des organisierten Verbrechens in Italien. Im Sozialkunde-Unterricht lässt sich zudem die gesellschaftliche Funktion der Mafia, wie sie im Film dargestellt wird, untersuchen und bewerten. Darüberhinaus bietet der Film diverse Anknüpfungspunkte sowohl für die Einschätzung der narrativen Strategie, die gewalttätige Welt der Mafia durch Kinderaugen erfahrbar zu machen, als auch für einen Vergleich unterschiedlicher Mafia-Darstellungen im Kino – von "Der Pate" ("The Godfather," Coppola, USA 1972) über "Wer erschoss Salvatore G.?" ("Salvatore Giuliano," Rosi, ITA 1961) bis .