Kategorie: Film
"Reuber"
Sozialrealistischer Kinderfilm über den zehnjährigen Robby und seine Begegnung mit dem Räuber Rüdiger
Unterrichtsfächer
Thema
Der zehnjährige Robby leidet unter der Trennung seiner Eltern. An seinem Geburtstag ist die Mutter sauer, weil er mit dem Vater viel zu spät zum vereinbarten Kuchenessen nach Hause kommt. Abends erzählt der Vater seinem Sohn zum Einschlafen die Geschichte von Robby Reuber, dem Räuber Rüdiger und dem Zauberer Stefan: Weil Robby Reuber beim Einkaufen seine kleine Schwester verliert, plagen den Jungen Schuldgefühle. Aus Angst vor Strafe flüchtet er in den Wald, um die Räuberschule von Rüdiger zu besuchen. Der aber jagt ihn davon und so gerät Robby in die Hände des hinterlistigen Zauberers, der mithilfe eines Vertrags Robbys Kindheit ergaunert. Um dem Jungen zu helfen, entschließt sich Rüdiger, Robby doch zum Räuber auszubilden.
"Reuber" entstand ohne ein fertiges Drehbuch in Guerilla-Manier. Durch seine wilde Handkamera (Glossar: Zum Inhalt: Steadicam) zeichnet den Film eine rohe Unmittelbarkeit aus, die fast amateurhaft wirkt. Dieser beabsichtigte Effekt erzeugt einen stilisierten Realismus, der durch die surrealen Märchen-Elemente immer wieder ins Absurde überhöht wird. Dabei setzt sich der Film sehr ernsthaft mit der Alltagserfahrung von Kindern auseinander. Er behandelt auf spielerische Weise Themen wie Verantwortung, Verlustangst, das Spielen, die Natur, aber auch Ungehorsam und regt dadurch die kindliche Fantasie an. Die klassische Zum Inhalt: Filmmusik konterkariert dabei wirkungsvoll die ungehobelte Bildsprache des Films. Für einen Kinderfilm ungewöhnlich ungehobelt ist auch die Sprache der Erwachsenen: Die wunderbaren, improvisierten Dialoge sparen nicht mit Schimpfworten.
Das Verhältnis von Kindern und Eltern schildert "Reuber" als problembelastet. Robby wird von seiner Mutter überfordert und muss sich die Nähe zum Vater erkämpfen. Im Unterricht kann zunächst herausgearbeitet werden, wie der Regisseur dieses Thema erzählerisch umsetzt. Ein besonderes Augenmerk sollte auf die Filmsprache gelegt werden, die gleichermaßen mit realistischen und märchenhaften Elementen arbeitet. Wie verhalten sich die verschachtelten Erzählebenen zueinander? Welche Szenen sind Produkt der Fantasie und welche Realität? Anhand ausgewählter Zum Inhalt: Szenen kann die Wahrnehmung junger Schülerinnen und Schüler für diese Stilmittel sensibilisiert werden. Was unterscheidet "Reuber" in punkto Zum Inhalt: Kameraführung, Zum Inhalt: Montage und Schauspielerführung von anderen Kinderfilmen? Der Film eignet sich insbesondere für jüngere Klassen, weil er auf intuitive, nicht-didaktische Weise an die kindliche Wahrnehmung der Erwachsenenwelt appelliert.