Die 18-jährige Annika brach nach der elften Klasse die Schule ab, zu ihren Eltern hat sie keinen Kontakt mehr. Ihr neuer Lebensmittelpunkt ist die an der Berliner Schaubühne beheimatete Theatergruppe "Die Zwiefachen", der Jugendliche mit gebrochenen Biografien angehören. Als die Kursleiterin Uta Plate der Gruppe eröffnet, eine Adaption der im Konzentrationslager Theresienstadt von Hans Krása und Adolf Hoffmeister komponierten Kinderoper Brundibár zu planen, zeigen sich die Jugendlichen zunächst wenig enthusiastisch. Zu oft hätten sie das Thema Holocaust in der Schule behandelt. Doch die Begegnung mit Greta Klingsberg, die zum Kinderensemble von Theresienstadt gehörte, und die Beschäftigung mit konkreten Orten wie einem ehemaligen jüdischen Kinderheim führen zu einer neuen Sichtweise der Jugendlichen.

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Regisseur Douglas Wolfsperger beschreibt zunächst die Ratlosigkeit der Gruppe, die keinen Zugang zum Leben und Alltag im Konzentrationslager findet. Der Film verleiht dieser Skepsis durch die Zum Inhalt: Montage von in die Kamera gesprochenen Fragen, montiertem Originalfilmmaterial aus dem Jahr 1943 und Einblicken in den stockenden Probenprozess Ausdruck. Die Begegnung mit Greta Klingsberg, die im KZ Theresienstadt die gleiche Rolle spielte wie Annika 70 Jahre später, löst schließlich die Blockade. Die einkehrende Sicherheit drückt sich auch in der Zurückhaltung der Kamera aus: Sie dokumentiert die Gespräche und Proben im Stil des Zum Inhalt: Direct Cinema und verlässt dabei nur selten ihre objektive Betrachterposition. So vertraut der Regisseur ganz auf die Geschichten und Erfahrungen der Holocaust-Überlebenden sowie der jugendlichen Protagonisten, um den Erkenntnisprozess, der sich im gegenseitigen Zuhören einstellt, zu beschreiben.

Im Film erzählen die Jugendlichen wiederholt, dass ihnen der Geschichtsunterricht oft zu abstrakt sei. Die Bedeutung von konkreten Orten für eine Erinnerungskultur wäre demnach ein guter Ansatz für ein eigenes Rechercheprojekt im Unterricht. So können die Schüler/-innen im Stadtmuseum oder im Gespräch mit Zeitzeugen die Geschichte des Dritten Reichs in ihrem unmittelbaren Umfeld erforschen. "Wiedersehen mit Brundibár" illustriert darüber hinaus die Rolle der Kunst in der Vermittlung zwischen historischen Ereignissen und der Lebenswelt von Jugendlichen. Hier bietet es sich auch an, die therapeutische Funktion der Kunst zu untersuchen, die den Kindern in Theresienstadt eine Flucht aus dem Lageralltag ermöglichte. Im Deutschunterricht sollten zudem die Hintergründe der Oper und die spätere Verwendung im NS- Zum Inhalt: Propagandafilm "Theresienstadt" erörtert werden. Zuletzt wäre es interessant, mit den Schüler/-innen zu diskutieren, in wie weit sie die Vorbehalte von Annika und den anderen Mitgliedern der Schauspielgruppe teilen und ob der Zum Inhalt: Dokumentarfilm bei ihnen ein Umdenken bewirkt hat.

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