Computernerd Sam hat Pech. Beim Schulhockey hat ihn Aaron, der Neue in der Klasse, mit dem Schläger erwischt – Beinbruch. Seine Freizeit verbringt er gelangweilt vor dem Computer. Als ihm ein Freund illegale Software besorgt, mit der sich Sam in die Webcams seiner Klassenkameraden einhacken kann, wird er neugierig. Das Programm verschafft ihm Einblick in den mal komischen, mal melancholischen Alltag der Mitschüler und Mitschülerinnen. Das ist besser als Facebook. Selbst Sams heimlicher Schwarm Livia erliegt nach anfänglichen Bedenken dem Reiz des Verbotenen und wird seine Komplizin. Als Sam eines Nachts Aaron mit einem Messer beobachtet und auch noch dessen Vater verschwindet, hat er einen schrecklichen Verdacht. Um einem möglichen Verbrechen auf die Spur zu kommen, installieren Sam und Livia heimlich weitere Überwachungskameras in Aarons Wohnung.

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Regiedebütant Tali Barde hat mit seinem Erstlingswerk ein pfiffiges Update von Alfred Hitchcocks "Das Fenster zum Hof" gedreht. Dass seine Hauptfigur kein an den Rollstuhl gefesselter Fotograf, sondern ein verhinderter Computerfreak ist, passt gut in die jugendliche Erfahrungswelt der "Generation Facebook". Barde trifft mit "For No Eyes Only" das Lebensgefühl seiner Altersgruppe, die ihr Privatleben in den sozialen Medien bereitwillig für Freunde und Mitmenschen öffnet. Sein Film problematisiert diese Entwicklung nicht übermäßig, wirft aber ethische Fragen über unseren achtlosen Umgang mit persönlichen Daten auf. Seine Themen verknüpft er dabei auf leichthändige Weise mit lebensnahen Einblicken in den Alltag seiner Figuren, ihre Sprache und die Schule. Filmisch bedient sich der junge Filmemacher überzeugend der Multi-Screen-/Webcam-Ästhetik (Glossar: Zum Inhalt: Splitscreen) als vermeintlichem Fenster in die Welt. Dass Barde bei Drehbeginn gerade erst sein Abitur gemacht hat, sieht man dem No-Budget-Film zwar an, aber kleine handwerkliche Schwächen macht er mit Einfallsreichtum und Witz wett.

In Zeiten von Abhörskandalen und der zunehmenden Ausbreitung von Massenüberwachungstechnologien bietet sich "For No Eyes Only" geradezu an, sich eingehender mit der Nutzung sozialer Medien und dem Begriff der „Privatsphäre“ zu befassen – und in diesem Zusammenhang auch zu diskutieren, in wie weit die Aktivitäten Sams als ethisch fragwürdig zu bewerten sind. So können die Schülerinnen und Schüler etwa über ihr eigenes Verhalten in den sozialen Netzwerken berichten. In künstlerischer Hinsicht ist ein Vergleich von "For No Eyes Only" mit dem Hitchcock-Film, insbesondere die Inszenierung des voyeuristischen Blicks, aufschlussreich. Worin unterscheiden sich die filmischen Mittel von Original und Hommage? Zuletzt könnte die ungewöhnliche Produktionsgeschichte des Films Schülerinnen und Schüler dazu anregen, im Unterricht eigene kleine Zum Inhalt: Remakes von Filmklassikern zu drehen.

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