Andi hat ein Problem – meint er zumindest. Seit sich seine Sandkastenfreundin Lilli beim Doktorspielen mal über seinen kleinen „Schniepel“ lustig gemacht hat, leidet er unter einem Minderwertigkeitskomplex. Zwar ist Andi in der Zwischenzeit zu einem süßen Teenager mit Wuschelfrisur herangewachsen, aber wenn er im Freibad vor seinem heimlichen Schwarm Katja steht, stammelt er immer noch wie ein Idiot. Sein bester Freund Henri ist auch keine Hilfe. Zwar weiß Henri dank seiner heißgeliebten Porno-Sammlung alles über Frauen (glaubt er), aber seiner Angebeteten Bea hinterlässt er doch nur obszöne Spaß-Nachrichten auf ihrem Handy. Die Lage verkompliziert sich, als Lilli nach zehn Jahren wieder zu Besuch kommt und den Hormonhaushalt der Jungs ordentlich durcheinanderbringt.

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Regisseur Marco Petry und Drehbuchautor Jan Ehlert machen keinen Hehl daraus, dass sich "Doktorspiele" US-Teenie-Komödien wie "American Pie" (USA 1999, Regie: Paul Weitz) oder "Superbad" (USA 2007, Regie: Greg Mottola) zum Vorbild nimmt. Die Sprache der Jugendlichen ist laut, drastisch und es dreht sich eigentlich immer (zumindest unter den Jungs) um Sex. Mit außergewöhnlich komödiantischem Timing und stellenweise rasantem Sprachwitz gelingt Petry aber auch eine sympathische Charakterisierung der „Generation Smartphone“ zwischen Schule, Elternhaus und Sportplatz. Der soziale Druck ist hoch, Pornografie als Bezugspunkt allgegenwärtig. Die schnelle, mit viel Musik unterlegte Zum Inhalt: Montage ist ganz auf die Sehgewohnheiten eines jungen Publikums zugeschnitten, dabei wirkt "Doktorspiele" nie anbiedernd. In den nicht immer klischeefreien Zoten und der experimentierfreudigen Neugier der hormongesteuerten Teenager, die meist in peinlichen Situationen gipfelt, finden Petry und sein Drehbuchautor im Gegenteil eine lebensnahe Zum Inhalt: Coming-of-Age-Geschichte. Ein schöner Clou ist die Besetzung von Andis Eltern mit Christiane Paul als latent verzweifelter Feministin und Oliver Korittke als berufsjugendlichem Schluffi.

Als unterhaltsames Porträt von Heranwachsenden im Facebook-Zeitalter eignet sich "Doktorspiele" besonders für den Deutsch- und Sozialkunde-Unterricht. Die Schülerinnen und Schüler können anhand des Filmes untersuchen, wie weit Smartphones mit ihren verschiedenen Kommunikationstechniken inzwischen den Alltag von Jugendlichen prägen. Ein Diskussionspunkt im Unterricht wäre zum Beispiel, auf welche Weise die Technik die Kommunikation verändert hat. Hier können die Schülerinnen und Schüler auch eigene Erfahrungen einbringen. Ein zentraler Aspekt ist dabei natürlich Internet-Pornografie. Das Für und Wieder kann anhand der unterschiedlichen Positionen von Andis Eltern (besorgt die Mutter, entspannt der Vater) diskutiert werden. Inwiefern verdirbt die Omnipräsenz von Pornos die Sexualität für Jugendliche? Eine weitere Aufgabe besteht in der Analyse der Sprache. Reden Jugendliche heute wirklich so? "Doktorspiele" zeigt dabei sehr schön, dass Sprache auch als Schutz fungiert. In Gruppenarbeit kann untersucht werden, in welchen Szenen sich die Diskrepanz von Sprache und Gefühlen der Teenager zeigt.

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