"Der Baader Meinhof Komplex" ist die Adaption des gleichnamigen Sachbuchs des ehemaligen Spiegel-Chefredakteurs Stefan Aust, verfilmt als temporeicher Politthriller. Faktennah rekonstruiert Regisseur Uli Edel die Chronologie eines zentralen Kapitels bundesdeutscher Geschichte von 1967 bis 1977. Im Mittelpunkt stehen die charismatischen Anführer/innen der Terrorgruppe Rote Armee Fraktion (RAF), deren politische Radikalisierung in einzelnen Handlungsschritten nachgezeichnet wird, beginnend bei der Erschießung Benno Ohnesorgs, bis hin zur Inhaftierung in Stammheim und den Ereignissen, die 1977 im "Deutschen Herbst" kulminierten.

Puzzlehaft entwickelt der Film eine Spirale der Gewalt: Auf den Tod des Studenten Benno Ohnesorg während des Polizeieinsatzes anlässlich der Proteste zum Schah-Besuch in Berlin reagiert die Gruppe rund um Andreas Baader mit Kaufhausanschlägen; der Ermordung des Studentenführers Rudi Dutschke durch einen "Kommunistenhasser" wiederum folgt eine Gefangenenbefreiung der RAF mit ersten Toten. Im Zentrum von "Der Baader Meinhof Komplex" steht die Frage, wie eine moralisch fundierte Empörung zum rücksichtslosen Terror führen konnte. Die Journalistin Ulrike Meinhof, Andreas Baader und seine Geliebte Gudrun Ensslin werden als Nachkriegsgeneration gezeichnet, die sich im Kontext der 68er-Bewegung politisiert hat, ihre tieferen Motive bleiben jedoch im Dunkeln und sind ohne zeitgeschichtliches Hintergrundwissen wenig verständlich. Dialoge vermitteln, dass sich ihr als antifaschistisch begriffener Widerstand gegen den "repressiven Staat" richtet, in dem ehemalige Nationalsozialisten in Schaltpositionen sitzen, und der die von ihnen kritisierte US-Außenpolitik, etwa in Vietnam, unterstützt. Als Kontrahent tritt ihnen dieser Staat lediglich in Gestalt des umsichtigen Leiters des Bundeskriminalamtes Horst Herold gegenüber, andere politische Ebenen und Entscheidungsträger sind zugunsten der "Suspense" nahezu ausgeblendet. Welchem Druck die Bundesregierung unter dem damaligen Kanzler Helmut Schmidt ausgesetzt war, lässt Regisseur Edel außen vor. Durch diese perspektivische Konzentration auf die Protagonisten/innen der RAF und deren wachsende Brutalität droht der Film immer wieder in reines, allerdings perfekt inszeniertes, Actionkino abzugleiten.

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Mit einer Fülle von Aktionen, Personen und einem hohen Erzähltempo verdichtet "Der Baader Meinhof Komplex" zehn Jahre deutscher Geschichte filmisch auf Zweieinhalbstunden. Das erfordert die volle Aufmerksamkeit des Publikums, ist aber dank hervorragender Darsteller/innen und Inszenierung nicht ermüdend. Den Eindruck der Authentizität versucht Edel durch dokumentarische Mittel wie historische Aufnahmen, Nachrichten- und Interviewmitschnitte zu verstärken. Viele Szenen wurden an den Originalschauplätzen nachgestellt, eine Zum Inhalt: KamerabewegungenHandkamera erzeugt stets das Gefühl "mittendrin" zu sein, etwa bei Rudi Dutschkes berühmter Rede während des Vietnamkongresses in Berlin. Für die filmpädagogische Arbeit mit Jugendlichen ist ein politischer Hochglanzfilm wie "Der Baader Meinhof Komplex" nur bedingt einsetzbar. Ergänzt um entsprechende Hintergrundinformationen und eine kritische Reflexion der filmischen Form kann er allerdings einen Anstoß zur Auseinandersetzung mit den Ereignissen und Protagonisten/innen einer Organisation bieten, die wie keine andere die demokratische Ordnung in Nachkriegsdeutschland herausforderte.

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