Eine handgezeichnete junge Frau im Zum Inhalt: roten Mantel blickt am Flughafen Paris-Orly wehmütig den Richtung Teheran abhebenden Flugzeugen hinterher. In langen schwarz-weißen Zum Inhalt: Rückblenden erinnert sie sich an ihre Kindheit und Jugend im Iran: Als kleines Mädchen erlebt Marji Ende der 1970er-Jahre die blutigen Unruhen im Vorfeld der Vertreibung des Schahs von Persien und die Ausrufung der Islamischen Republik. Die Hinrichtungen Andersdenkender, denen auch Marjis Onkel zum Opfer fällt, der ab 1980 allgegenwärtige Erste Golfkrieg und nicht zuletzt strengreligiöse Benimmregeln lassen den Alltag des freigeistig erzogenen Mädchens unerträglich werden. Ihre Eltern schicken sie mit 14 Jahren nach Wien, um ihr ein Leben in Frieden und Freiheit zu ermöglichen. Doch fern von Heimat und Familie gestaltet sich ihre Jugend mit "exotischen" Österreichern und ersten unglücklichen Liebeserfahrungen alles andere als einfach. Ob im Exil oder später zurück im Iran, Marji fühlt sich überall fremd.

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Auf Grundlage ihres autobiografischen Comics Persepolis erzählt die Exiliranerin Marjane Satrapi in der gleichnamigen Zum Inhalt: Zeichentrickadaption von der Schwierigkeit, in einem von Krieg und islamischen Fundamentalismus geprägten Land aufzuwachsen. Mit einfachen Strichen und effektvollen Hell-Dunkel-Kontrasten wie im Film Noir entwirft sie gemeinsam mit Koregisseur Vincent Paronnaud flächige, expressive Zeichnungen, die sowohl Marjis Gefühlswelt offen legen als auch die Grausamkeit des iranischen Regimes unter Staatsoberhaupt Ayatollah Khomeini enthüllen. In scherenschnittartig gezeichneten Gefechtsszenen, in denen sich Soldaten wie am Fließband gegenseitig erschießen, wird die Brutalität des Iran-Irak-Kriegs ebenso einfach wie eindringlich sichtbar. Trotz gezeigter Gewalt und scharfer Kritik am iranischen Staat präsentiert sich der Film jedoch in erster Linie als tragikomische Geschichte über das Erwachsenwerden. Vor allem Marjis anfangs kindlich-vereinfachter und später jugendlich-aufmüpfiger Blick auf sich selbst und die Welt sorgt für viele komische Sequenzen. Überspitzte Situationen und Reaktionen, Ironie sowie witzige Vergleiche und Zitate kommentieren die teils politischen, teils pubertätsbedingten Ereignisse auf humorvolle Weise. Angesichts des zentralen Themas von "Persepolis" – der erzwungene, unumkehrbare Heimatverlust – ist das Lachen darüber allerdings nie ein wirklich befreiendes.

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