Südafrika 1968 zur Zeit der Apartheid. Eine Minderheit von vier Millionen Weißen beherrscht das Land und schließt 15 Millionen Schwarze aus nahezu allen Bereichen des öffentlichen und politischen Lebens aus. Als der organisierte Widerstand unter den Schwarzen immer stärker wird, verbietet die weiße Burenregierung kurzerhand alle oppositionellen Gruppierungen. Wer nicht ins Exil geht, wird verhaftet und auf der Kapstadt vorgelagerten Gefängnisinsel Robben Island gefangen gehalten. Unter ihnen befindet sich auch der Rechtsanwalt Nelson Mandela, die Gallionsfigur der Schwarzen im Kampf gegen die Apartheid und für ein freies Südafrika. James Gregory, ein weißer Rassist, der gerade erst mit seiner Familie auf die Insel gezogen ist, wird für die nächsten zwanzig Jahre Mandelas Gefängniswärter. Weil Gregory im Stammesgebiet der Xhosa aufwuchs und deren Sprache beherrscht, ist er der Obrigkeit als Spion von großem Nutzen, denn er versteht, was die schwarzen Gefangenen miteinander reden. Doch Gregory ist zu seiner eigenen Überraschung von der Persönlichkeit Mandelas tief beeindruckt und aus dem einstigen Gegner wird ein Befürworter der Ziele seines prominenten Gefangenen, der erst 1990 freigelassen wird.

Der Film des dänischen Regisseurs Bille August basiert auf den Memoiren des 2003 gestorbenen Wärters James Gregory und zeigt die Begebenheiten im vom Rest der Welt abgeschiedenen Gefängnis und in seiner Familie also überwiegend aus dessen subjektiver Perspektive und nicht aus derjenigen der Schwarzen. Das wird bereits im Filmtitel deutlich, denn "bafana" bedeutet in der Sprache der Xhosa soviel wie "Freund". Dieser Begriff bezieht sich sowohl auf die langsam wachsende Beziehung zwischen Gregory und Mandela als auch auf Gregorys Kindheitserinnerungen an seinen schwarzen Spielkameraden, mit dem er gemeinsam auf einer Farm aufwuchs. Die Wahl der subjektiven Erzählperspektive führt zu zwei wesentlichen Schwachpunkten des Films: Zum einen wird nicht genügend deutlich, wieso Gregory angesichts dieser Kindheitserlebnisse zum überzeugten Rassisten werden konnte, zum anderen sind die Schwarzen und sogar Mandela selbst trotz seines Charismas nicht viel mehr als Stichwortgeber und Katalysatoren für die geistige Entwicklung von Weißen. Einer heutigen Generation kann der Film also nur bedingt etwas über die Apartheid und das gesellschaftliche Klima jener Zeit vermitteln, selbst die einzigartigen Fotos des deutschen Fotografen Jürgen Schadeberg von Mandela insbesondere für die südafrikanische Zeitschrift Drum (siehe Kinofenster-Themenausgabe 12-05) sagen wohl mehr über diese Ikone des Widerstands aus, als diese Inszenierung. Seine eigentlichen Qualitäten hat der Film, indem er auf allen Ebenen vermittelt, dass sich unüberbrückbar scheinende Gegensätze überwinden lassen. Verständigung ist möglich, auch wenn es viel Mut und Zivilcourage bedarf, wenn man sich für eine bessere und gerechtere Welt einsetzen möchte. Der Preis dafür ist manchmal sehr hoch, aber niemals vergebens entrichtet.

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