Der 21-jährige Jacek streunt durch die polnische Hauptstadt. Währenddessen beginnt ein misanthropisch veranlagter Taxifahrer seinen Arbeitstag und der Rechtsanwaltsreferendar Piotr besteht seine Anwaltsprüfung. Drei Menschen in Warschau, deren Schicksale sich miteinander verbinden, als Jacek den Taxifahrer auf brutale Weise ermordet. Für diese Tat wird er zum Tod durch den Strang verurteilt. Sein Anwalt ist Piotr, der ein entschiedener Gegner der Todesstrafe ist. Er begleitet den jungen Mann auf seinen letzten Gang. Die Exekution erscheint ähnlich grausam und sinnlos wie zuvor der Mord.

"Ein kurzer Film über das Töten" ist der fünfte Film aus Krzysztof Kieślowskis Filmreihe "Dekalog" (PL 1988-1989) über die zehn Gebote. Kieślowski führt darin die Brutalität jeglichen Tötens vor. Sowohl der Mord wie auch die Exekution werden betont sachlich in Echtzeit und in allen schockierenden Einzelheiten gezeigt. Die Handlung ist insgesamt anti-psychologisch: Man erfährt nicht, warum der junge Mann zum Mörder wurde. Die drei Hauptfiguren – Täter, Opfer und Anwalt – führt Kieślowski zudem in einer langen Zum Inhalt: Parallelmontage ein, um die Zufälligkeit ihres Zusammentreffens zu unterstreichen. Das Böse erscheint ebenso unbegreiflich wie unauslöschbar, was Kieślowski zusätzlich hervorhebt, indem er die Welt mit grünlich-braunen Kamerafiltern (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung und Zum Inhalt: Filter) und -masken in eine hässlich fahle Düsternis taucht.

Kieślowskis Film ist ein beklemmendes Plädoyer gegen die Todesstrafe, gerade weil er die Gerichtsverhandlung – und somit auch die Wahrheitsfindung wie die Argumente des Anwalts und des Richters – ausspart. In "Ein kurzer Film über das Töten" erscheinen Mord und Hinrichtung gleichermaßen als Folgen einer brutalisierten Gesellschaft. Es bietet sich daher an, am Beispiel des Films die Problematik der Todesstrafe zu erörtern. Hierbei kann auch die Äußerung des Anwalts analysiert werden, wonach seit Kain "keine Strafe die Welt verbessert oder sie vor Verbrechen bewahrt" habe. Zudem lässt sich diskutieren, welches Menschenbild jeweils hinter der Ablehnung beziehungsweise Befürwortung der Todesstrafe steht. Als filmhistorische Vergleichsgrößen sind "Dead Man Walking – Sein letzter Gang" ("Dead Man Walking" , Tim Robbins, USA 1995) oder "Kaltblütig" ("In Cold Blood" , Richard Brooks, USA 1967,) nach dem gleichnamigen Buch von Truman Capote besonders geeignet.

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