Ernest und Célestine sind zurück! Nachdem die neugierige Maus und der brummige Bär in (Ernest et Célestine, Benjamin Renner, Vincent Patar, Stéphane Aubier, FR/BE/LU 2012) gesellschaftliche Vorurteile überwinden und für ihre Freundschaft kämpfen mussten, führt sie die Fortsetzung (Glossar: Zum Inhalt: Sequel) in Ernests alte Heimat. Nur hier können sie Ernests Geige reparieren lassen, die Célestine versehentlich zerbrochen hat. Vom schlechten Gewissen geplagt hatte sich die Maus allein auf den Weg gemacht, denn Ernest wollte auf keinen Fall dorthin reisen. Doch schließlich folgt er seiner Freundin und erzählt ihr, dass Scharabska ein Land voller Musik sei. Doch als die beiden dort ankommen, ist davon nichts zu hören, denn Musizieren wurde inzwischen verboten, Instrumente beschlagnahmt und Musiker/-innen eingesperrt. Selbst die Vögel werden fürs Zwitschern von der Polizei belangt. Protest regt sich nur im Verborgenen. Doch bevor die Freunde den "musikalischen Widerstand" ausfindig machen können, muss Ernest sich mit seiner eigenen Familiengeschichte auseinandersetzen: Sein Vater ist immer noch enttäuscht, dass er Musiker geworden ist und nicht Richter wie er selbst und hat daher die Musik verboten.

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Ästhetisch knüpft "Ernest & Célestine – Die Reise ins Land der Musik" nahtlos an den Vorgänger an und orientiert sich stilistisch an der literarischen Vorlage (Glossar: Zum Inhalt: Adaption) der belgischen Illustratorin Gabriele Vincent. Der klassische, wie mit Wasserfarben gemalte Zeichentrickfilm (Glossar: Zum Inhalt: Zeichentrickanimation) lebt von den unzähligen kleinen Details und Einfällen, die eine bunte Fantasiewelt erschaffen (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung), ohne zu überfrachten und das junge Publikum zu überfordern. Unheimliche Zum Inhalt: Sequenzen, wie Ernests Albtraum zu Beginn oder die Verfolgungsjagden mit der Polizei, werden durch humorvolle, fast slapstickhafte (Glossar: Zum Inhalt: Slapstick) Momente oder ruhige Zum Inhalt: Szenen aufgefangen. Dabei kommt auch dem Soundtrack (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik) – wie sollte es bei einem Film über Musik anders sein – eine wichtige Bedeutung zu: Die schwungvollen Brass-Klänge kommentieren pointiert die Handlung, während in Scharabska nur noch die Note C gespielt werden darf, was – wie Célestine bemerkt – sehr traurig und im wahrsten Sinne eintönig klingt.

"Es ist, wie es ist und es bleibt so" – so der Grundsatz des Landes, der von der Bevölkerung nicht offen hinterfragt wird. Das betrifft nicht nur das Musikverbot, sondern vor allem auch die Regel, nach der sich Kinder wie ihre Eltern kleiden und später auch deren Beruf ergreifen müssen. In diesem Zusammenhang lassen sich folgende Fragen besprechen: Wieviel Veränderung ist in Bezug auf Traditionen erlaubt und wie gehen wir mit ihr um? Welche Erwartungen werden von der eigenen Familie gesetzt? Dürfen wir uns auch frei und anders entscheiden? Die Frage nach Freiheit ist zentraler Anknüpfungspunkt, den der Film auch jungen Kindern auf einfache, aber eindringliche Weise vermittelt. Der Alltag in Scharabska ist voller offizieller Regeln – so stehen in den Straßen überall absurde und teils widersprüchliche Schilder – und das Notenverbot macht leicht verständlich, welche Macht Autoritäten ausüben und wie gravierend solche Verbote sein können. So können die Kinder im Unterricht die verschiedenen Ver- und Gebote in Scharabska ins Verhältnis zu jenen in ihrer eigenen Gesellschaft setzen und ihre Sinnhaftigkeit und ihre Folgen besprechen. Und nicht zuletzt: Wie wäre das Leben in einer Welt ohne Musik, ohne ein lautes Summen des Ohrwurms und ohne Geburtstagsständchen und Gute-Nacht-Lied? Daran anknüpfend bietet es sich an, dass die Schüler/-innen im Unterricht ihr persönliches Lieblingslied vorstellen und dazu – in Anlehnung an die Wasserfarbenästhetik des Films – ein passendes Stimmungsbild malen.

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