1963 reiste der sowjetische Kosmonaut Juri Gagarin in einen Pariser Vorort, um dort eine nach ihm benannte Sozialwohnungssiedlung zu eröffnen. Unter großem Beifall wurde der erste Mensch im All dort wie ein Popstar empfangen. Gut sechzig Jahre später ist die Cité Gagarine verwahrlost. Der 16-jährige Youri, Hauptfigur im französischen Zum Inhalt: Spielfilm in "Gagarin – Einmal schwerelos und zurück" , fühlt sich dort jedoch immer noch heimisch. Gemeinsam mit seinem Freund Houssam und seiner Bekannten Diana, die auf einem nahe gelegenen Wagenplatz wohnt, hält er den Gebäudekomplex mit Reparaturen in Schuss. Doch nach einer offiziellen Inspektion steht der Rückbau der Wohnanlage fest. Während die Anwohnenden ihre Sachen packen und umquartiert werden, bleibt Youri sich selbst überlassen. Sein Vater ist spurlos verschwunden, seine schwangere Mutter zu ihrem neuen Partner gezogen. Der Heranwachsende versteckt sich im verlassenen Plattenbau und schlägt sich – inspiriert durch Überlebensstrategien von Astronauten im All – als Selbstversorger durch. Diana und er kommen sich näher, doch dann wird der Wagenplatz geräumt und ihre Roma-Familie muss weiterziehen. Während der Abriss näher rückt, vereinsamt Youri, verliert allmählich den Realitätsbezug und träumt davon, in den Weltraum zu entfliehen.

Gagarin wirkt mitunter fast wie ein Zum Inhalt: Dokumentarfilm, weist zugleich auch typische Elemente eines Zum Inhalt: Science-Fiction-Films auf: Archiv-Sequenzen aus dem Alltag (Glossar: Zum Inhalt: Found Footage) der echten Cité Gagarine stehen Bilder von Mond, Sternen und einer Sonnenfinsternis entgegen. Statische Zum Inhalt: Einstellungen der utopischen Architektur, die mit großen Sozialbauprojekten der 1950er- und 60er-Jahre und dem damaligen Ideal von modernem Leben und Gleichstellung assoziiert wird, lassen die Siedlung (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) anhand unkonventioneller Aufnahmewinkel wie ein Raumschiff aussehen, ihr zugeschneites Dach wie eine Mondlandschaft. Jenseits dieser beiden Pole bleibt der Spielfilm mit der Kamera dicht bei Youri, dessen Verankerung in der Gemeinschaft einerseits Zugang zu den Menschen in der Cité und ihren Geschichten liefert, dessen Perspektive gegen Ende den Film aber in die Richtung eines lenkt. Zum Schluss sind es bezeichnenderweise ehemalige Nachbar/-innen, die Youris SOS-Signal folgen und ihn wortwörtlich auffangen. Somit erscheint nicht das Gebäude an sich als das Utopische, sondern die Gemeinschaft der Menschen, die sich trotz ihrer unterschiedlichen Lebensgeschichten, Herkunft und Probleme gegenseitig unterstützen – personifiziert von Youri mit seiner aufopfernden Hilfsbereitschaft.

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Zum Filmgespräch sollte eine Einordnung des Science-Fiction- Zum Inhalt: Genres gehören und inwieweit "Gagarin" sich diesem zuordnen lässt. Dabei können insbesondere Referenzen aus Zum Filmarchiv: "2001: Odyssee im Weltraum" ("2001: A Space Odyssey" , Stanley Kubrick, USA/GB 1968) Erwähnung finden – etwa die Sonne, die langsam hinter einem Gebäude hervorkommt, die blau eingefärbte Großaufnahme (Glossar: Zum Inhalt: Einstellungsgröße) von Youris Auge bis hin zum "Schuss ins All", bei dem nur dessen Atmung zu hören ist. Im Sozialkunde-Unterricht lässt sich über Gentrifizierung diskutieren. Das Thema klingt im Film an, wenn heruntergekommene Wohnhäuser und ihre Bewohner/-innen Bauprojekten weichen müssen, die ein Stadtquartier ökonomisch aufwerten sollen. Im Zum Inhalt: Abspann von Gagarin teilen ehemalige Bewohner/-innen ihre Erinnerungen an die Cité aus dem Zum Inhalt: Off. Trotz besserer Wohnbedingungen anderswo bekunden sie ihre starke Identifizierung mit dem Ort. In diesem Zusammenhang kann in der Lerngruppe erörtert werden, was für sie "Zuhause" ausmacht. Fachübergreifend bietet sich zudem ein Projekt an, bei dem Schüler/-innen Menschen aus ihrer Nachbarschaft zu ihrer Geschichte und Verbundenheit mit ihrem Wohnort interviewen und dies durch passende Bildaufnahmen illustrieren.

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