Kategorie: Filmbesprechung
"Robot Dreams"
Animationsfilm über die Freundschaft eines Hundes und eines Roboters im New York der 1980er-Jahre
Unterrichtsfächer
Thema
Die Einsamkeit ist bedrückend. Traurig sitzt der Hund Dog in seiner New Yorker Wohnung und vertreibt sich die Zeit – bis eine Frage aus der Fernsehwerbung seine Aufmerksamkeit weckt: "Bist du allein?" Sofort fühlt Dog sich angesprochen und wählt die eingeblendete Telefonnummer. Kurze Zeit später bringt ihm ein Paketbote seine Bestellung: einen Roboter mit rundem Kopf und schlaksigen Armen. Dog ist begeistert. Ein Freund, nur für ihn! Voller Freude zeigt er Robot das Leben im East Village, geht mit ihm Hot Dogs essen, tanzt mit ihm auf Rollschuhen zur Musik von Earth, Wind and Fire im Central Park. Die letzten Sonnenstrahlen des Sommers genießen sie bei einem Badetag am Ocean Beach. Doch am Ende des Tages kommt die Ernüchterung. Das Wasser und der Sand haben Robot zu schaffen gemacht. Er kann sich nicht mehr bewegen – und er ist zu schwer, als dass Dog ihn einfach nach Hause tragen könnte. Am nächsten Tag schon ist der Strand für die Saison geschlossen. Mehr als ein halbes Jahr lang müssen Dog und Robot nun warten, bis sie sich wiedersehen können. Bis zum 1. Mai, wenn der Strand wieder geöffnet wird.
Eine Geschichte über Freundschaft, Liebe und widersprüchlichste Emotionen
Mit großer Liebe zum Detail erzählt der spanische Zum Inhalt: Regisseur Pablo Berger in seiner Zum Inhalt: Adaption der Graphic Novel von Sara Varon (auf Deutsch erschienen unter dem Titel Robo und Hund) über Freundschaft, vielleicht sogar Liebe, über Loyalität, Glück und Träume, aber auch über Verlust und Enttäuschung. Denn entgegen den Erwartungen treffen Dog und Robot sich nur noch einmal. Dazwischen warten sie, vermissen sich, orientieren sich aber auch neu oder sind einfach verlassen. Während Dog mal im Traum, mal in der Wirklichkeit neue Freundschaften schließt – erst mit einem Schneemann, dann mit einer lebenslustigen Ente –, bleibt Robot bewegungslos und ausgeliefert. Ein paar Hasen nutzen ihn als Ersatzteillager, eine Vogelfamilie findet in seiner Armbeuge Zuflucht – nur in seinen Träumen kann er sich auf den Weg zurück ins East Village machen, um seinen Freund wiederzusehen. Wobei auch diese Träume dann oft mit einer großen Enttäuschung oder Eifersucht enden, wenn Robot darin Dog mit einem neuen Freund sieht und sich zurückgesetzt fühlt.
Was der auf den ersten Blick so einfach gezeichnete Zum Inhalt: Animationsfilm über Freundschaft und Liebe erzählt, ist alles andere als trivial und reizt das Spektrum widersprüchlichster Emotionen voll aus. Von der Sehnsucht bis hin zur Eifersucht reichen die Gefühle, bis beiden Protagonisten schließlich klar wird, dass ihre Beziehung zwar keine Chance haben wird, aber ihre Erinnerung an die schöne gemeinsame Zeit ihnen für immer bleibt. Weil der Film dabei abwechselnd aus der Perspektive von Dog und von Robot erzählt wird, wirken die beiden ansonsten namenlosen Figuren umso "menschlicher".
Anthropomorphe Tierfiguren bevölkern das New York der frühen 1980er-Jahre
Durch die Form der Zum Inhalt: Zeichentrickanimation wird die Geschichte ebenso klarer und deutlicher als auch märchenhafter. Ausschließlich anthropomorphe Tierfiguren bevölkern das New York der frühen 1980er-Jahre, das "Robot Dreams" akribisch auf liebenswerte Art wieder aufleben lässt. Die Stadt wird zu einem idealisierten Schmelztiegel unterschiedlichster Kulturen, wobei manche Verbindungen aus Tieren und Figuren aberwitzig komisch sind, Zum Inhalt: manche aber auch problematische Zuschreibungen verstärken.
Insbesondere Dog erweist sich durch seine Abstraktion als schöne Identifikationsfigur, die viele Anknüpfungsmöglichkeiten für das Publikum bereit hält. Kinder können an ihm seine Lebensfreude und Loyalität schätzen und nachvollziehen, wie schrecklich er sich fühlt, als er einsam ist. Für jugendliche und erwachsene Zuschauer/-innen wiederum treten vermutlich eher die Loyalitätskonflikte in den Vordergrund, wenn Dog dann doch über den Winter hinweg nach neuen Freund/-innen sucht und sich schließlich sogar für den Kauf eines neuen Roboters entscheidet, der seinem Robot sehr ähnlich sieht. Mit Blick auf den Roboter ist der Film auch eine Geschichte der Emanzipation. Am Anfang ist er nur ein Wesen, das aus vorgefertigten Bauteilen zusammengefügt wurde, ein Exemplar einer Roboterbaureihe. Durch die Erlebnisse mit Dog wird er zu einem Individuum und einer Persönlichkeit. Und später noch mehr, als ein Waschbär ihn mit anderen Bauteilen neu zusammensetzt und ihn zu einer neuen, ganz individuellen Maschine macht, die neue und alte Erfahrungen in sich vereint.
Die Musik hat eine wichtige erzählerische Funktion
Bemerkenswert ist, dass "Robot Dreams" auf jegliche Dialoge verzichtet. Es gibt zwar wenige textliche Hinweise im Bild, die zum Witz betragen oder die Handlung erklären, gesprochen aber wird kein Wort. Der Film setzt ganz auf die Mimik und Gestik der Figuren und fordert so von seinem Publikum eine hohe Aufmerksamkeit, um der Handlung und Figurenentwicklung folgen zu können. Dabei kommt auch der musikalischen Untermalung (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik) eine wichtige erzählerische Funktion zu. September von Earth, Wind and Fire wird zum musikalischen Leitmotiv und ist eng verbunden mit der Beziehung zwischen Dog und Robot (und gibt mit seiner Erzählung vom September des einen Jahres bis zum September des kommenden zugleich auch den Zeitrahmen vor), Happy von William Bell wiederum steht für eine weitere Beziehung, die im Laufe des Films entsteht und für Robot eine neue Lebensphase einläutet.
"Uns bleibt immer noch Paris", heißt es bedeutungsschwer und melancholisch im legendären Finale des Hollywoodklassikers Zum Filmarchiv: "Casablanca" (Michael Curtiz, USA 1942). In Robot Dreams könnte es heißen: Uns bleibt immer noch September. Denn die Musik ist in diesem charmanten, vielschichtigen Zeichentrickfilm ganz eng verbunden mit Erinnerungen an einen sehr wichtigen, schönen und prägenden Lebensabschnitt.
Weiterführende Links
- External Link Film-Website des Verleihs
- External Link Unterrichtsmaterial zum Film (PDF)
- External Link Street View von New York in den 1980er-Jahren
- External Link welt.de: Artikel über Kriminalität im New York der 1980er-Jahre
- External Link Vision Kino: FilmTipp
- External Link Hanisauland: Filmbesprechung